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Freiwilliges Engagement im Alter

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Handbuch Soziologie des Alter(n)s

Part of the book series: Springer Reference Sozialwissenschaften ((SRS))

Zusammenfassung

Die öffentliche Aufmerksamkeit, die dem Thema freiwilliges Engagement im Alter zukommt, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. In den aktuellen Diskursen um freiwilliges Engagement werden meist die positiven Aspekte des Engagements für die Gesellschaft und für das sich engagierende Individuum betont, etwa soziale Einbindung, tatsächlich kann Engagement aber auch negative Auswirkungen haben: Etwa wenn gemeinwohlkonträre Ziele vertreten werden oder es durch die freiwillige Tätigkeit zu einer Überlastung der Engagierten kommt. Darüber hinaus kann ein Aktivierungsdiskurs, der gesellschaftliches Engagement zur Norm erklärt, auch zur Ausgrenzung nicht engagierter Bevölkerungsteile beitragen, umso mehr, da die Zugänge zum Engagement sozial ungleich verteilt sind. Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Diskurse skizziert der Beitrag die Beteiligung Älterer im freiwilligen Engagement. Es werden Voraussetzungen und Rahmenbedingungen des Engagements Älterer diskutiert und die Dynamiken freiwilligen Engagements im Lebensverlauf betrachtet. Abschließend werden Forschungsdesiderata benannt.

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Notes

  1. 1.

    Empirisch sprechen durchaus einige Belege dafür, dass sich Engagement auch negativ für die Engagierten auswirken kann, wenn es zu zeitintensiv und dadurch belastend wird (vgl. Kiefer 1997 sowie Musick et al. 1999 und Windsor et al. 2008). Ähnlich wie bei der Erwerbsarbeit kann es auch im Engagement zu Überlastung und Stress kommen und nicht alle freiwillig Engagierten können ihr Engagement jederzeit einfach beenden oder frei über ihre Zeit verfügen (vgl. Künemund 2001, S. 23). Gegen eine Beendigung kann sprechen, dass kein Ersatz für den Engagierten gefunden werden kann und der soziale Druck hoch ist, die Aufgabe auch weiterhin zu übernehmen. Darüber hinaus können die sozialen Kontakte im Engagement, etwa zu Personen, denen das Engagement zugutekommen soll, aber auch zu Personen, die das Engagement anleiten, als belastend empfunden werden. Negative Folgen könnten darüber hinaus auch in Bezug auf die Organisationen thematisiert werden, die mit ehrenamtlichen Kräften arbeiten, hier ist ein Beispiel, dass häufig Fragen der Versicherung und Haftung im Ehrenamt thematisiert werden.

  2. 2.

    Die Begriffsdiskussion hat eine lange Geschichte und kann hier nur ansatzweise skizziert werden.

  3. 3.

    In diesem Konzept werden verschiedenste Arten unbezahlter Tätigkeiten zusammen betrachtet, sowohl Aufgaben in Organisationen als auch Tätigkeiten im privaten, teilweise auch familiären Umfeld (ILO 2011). Dadurch ist die Definition der Freiwilligenarbeit breiter als die Engagementdefinition der Enquetekommission.

  4. 4.

    Ob Engagement tatsächlich dem Gemeinwohl zuträglich ist oder ob auch Ausprägungen des Engagements vorkommen, die dem Gemeinwohl abträglich sind, müsste empirisch überprüft werden. Zu den gemeinwohlschädlichen, ‚dunklen‘ Seiten des Engagements könnten etwa Tätigkeiten zählen, mit denen Engagierte rassistische oder demokratiefeindliche Ziele verfolgen.

  5. 5.

    Gegenstand dieses Beitrags sind die aktuellen Debatten zum freiwilligen Engagement im Alter, für eine Geschichte der Soziologie des Ehrenamtes vgl. z. B. Kocka und Brauer 2009.

  6. 6.

    Auch Auswertungen auf Basis weiterer Datenquellen wie dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) belegen diesen Trend (vgl. z. B. Alscher et al. 2018; Künemund und Schupp 2008). Trotzdem wird häufig eine Abnahme befürchtet, etwa in den traditionellen Bereichen ehrenamtlichen Engagements, oder auch für die Zukunft prognostiziert (z. B. Putnam 2000).

  7. 7.

    Die Aufmerksamkeit spiegelt sich auch in der Forschungsaktivität zum Thema freiwilliges Engagement im Alter wider, die Vielzahl der jährlich neuerscheinenden Publikationen in diesem Feld ist kaum mehr zu überblicken.

  8. 8.

    Willigen 2000 zeigt z. B., dass ältere Menschen ihr Wohlbefinden durch ehrenamtliche Arbeit sogar noch deutlicher steigern können als jüngere Menschen.

  9. 9.

    Faktisch unterstützen heute auch Männer gesundheitlich eingeschränkte Personen, ihr Anteil liegt mit 13 Prozent der 40- bis 85-Jährigen jedoch noch unter dem der Frauen von 19 Prozent (Klaus und Tesch-Römer 2017, S. 191).

  10. 10.

    Da Armut im Alter stigmatisierend wirkt, ist von einer hohen Dunkelziffer von Personen auszugehen, die einen Anspruch auf Grundsicherung im Alter haben, diese aber nicht beantragen.

  11. 11.

    Dabei nehmen die Autoren alle älteren Menschen in die Pflicht, auch die Hochaltrigen (vgl. Schmitt 2013).

  12. 12.

    Neben individuellen Voraussetzungen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen können auch Akteure auf der Mesoebene der Vereine und Organisationen, in denen man sich engagieren kann, freiwilliges Engagement stärker oder schwächer befördern.

  13. 13.

    Der Freiwilligensurvey stellt die zentrale Basis für die Sozialberichterstattung zum freiwilligen Engagement in Deutschland dar. Aufgrund der hohen Fallzahlen sind auch detaillierte Aussagen zum Engagement älterer Menschen möglich (vgl. Vogel et al. 2017a). Auch der Alterssurvey stellt eine zentrale Datenquelle für das Engagement von Menschen in der zweiten Lebenshälfte dar (vgl. z. B. Künemund 2000, 2001, 2006b, c, 2013; Wetzel und Simonson 2017). Darüber hinaus liegen ergänzende Studien mit engerem Fokus vor, etwa eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zum Ruhestandsübergang der 1942 bis 1958 Geborenen (vgl. Schneider et al. 2015) oder ein Survey von 56- bis 75-Jährigen (Jena Study on Social Change and Human Development, vgl. Pavlova und Silbereisen 2012).

  14. 14.

    Im europäischen Vergleich auf Basis von Daten des Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) liegt Deutschland bezüglich des Engagements Älterer im Mittelfeld (vgl. Erlinghagen und Hank 2006; Hank et al. 2006). Die Erfassung freiwilligen Engagements in SHARE ist jedoch auf eine Frage im Erhebungsinstrument limitiert.

  15. 15.

    Um nur einige zu nennen: vgl. z. B. Erlinghagen 2000; Mayer und Wagner 1996; Naumann und Romeu Gordo 2010; Rüßler et al. 2013; Scherger et al. 2011; Simonson et al. 2013; Simonson und Hameister 2017; Tang 2006; Wetzel und Simonson 2017.

  16. 16.

    Ähnliche Befunde zur sozialen Strukturiertheit des Zugangs zum Engagement zeigen neben dem Deutschen Freiwilligensurvey nahezu alle empirischen Studien zum Thema auf Basis einschlägiger Datengrundlagen in Deutschland wie dem Deutschen Alterssurvey oder dem Sozio-oekonomischen Panel (vgl. z. B. Künemund und Schupp 2008; Wetzel und Simonson 2017).

  17. 17.

    Dieser Wandel der Altersbilder korrespondiert mit tatsächlichen Veränderungen des Alters: Verluste treten heute erst in einem höheren Lebensalter auf, als dies bei Frühergeborenen der Fall war.

  18. 18.

    Zu Theoriemodellen wie ökonomischen oder kapitaltheoretischen Ansätzen siehe z. B. Hollstein 2015.

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Authors and Affiliations

  1. Deutsches Zentrum für Altersfragen, Berlin, Deutschland

    Julia Simonson & Claudia Vogel

Authors
  1. Julia Simonson
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  2. Claudia Vogel
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Corresponding author

Correspondence to Julia Simonson .

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Editors and Affiliations

  1. FH Nordwestschweiz, Olten, Switzerland

    Klaus R. Schroeter

  2. Deutsches Zentrum für Altersfragen, Berlin, Germany

    Claudia Vogel

  3. Universität Vechta, Vechta, Germany

    Harald Künemund

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Simonson, J., Vogel, C. (2020). Freiwilliges Engagement im Alter. In: Schroeter, K., Vogel, C., Künemund, H. (eds) Handbuch Soziologie des Alter(n)s. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09630-4_29-1

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