Zusammenfassung
Nach einer historischen und soziologischen Einführung in die besondere Organisationsform der Professionen wird vor der Folie des klassischen Professionsmodells der gegenwärtige Stand der Professionalisierung von Coaching diskutiert. Während die Entwicklung der Expertise und der Organisierungsgrad deutliche Fortschritte verzeichnen, ist die Definition des spezifischen Tätigkeitsfeldes von Coaching weiterhin ungeklärt. Ein Blick auf die Entstehung von Coaching im Kontext des neuen Kapitalismus zeigt einen Zusammenhang zwischen der Deprofessionalisierung in vielen Arbeitsbereichen und einer komplementären Ausdifferenzierung und Professionalisierung von extrafunktionalen Kompetenzen. Hieran schließt die Professionalisierung von Coaching wie auch die anderer neuer Formen der reflexiven Prozessberatung an. Der Beitrag argumentiert, dass trotz der Relativierung des klassischen Professionsmodells die Klärung der Zuständigkeit und die Autonomie für die Qualität professioneller Arbeit auch heute die entscheidenden Herausforderungen bleiben. Für beide Aspekte bietet der Beitrag einen Ausblick.
Überarbeiteter Nachdruck aus: Organisationsberatung, Supervision, Coaching 21 (3), S. 279–294
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Similar content being viewed by others
Notes
- 1.
Rolf Wimmer bezeichnet neu entstehende Verbindungen von Prozess- und Expertenberatung als „Modus 3“(osb international – Beratung im 3. Modus: http://www.youtube.com/watch?v=8Jk_0MCG4Sk).
- 2.
Vgl. http://ec.europa.eu/internal_market/top_layer/services/index_de.htm: „Ziel der Dienstleistungsrichtlinie ist es, die rechtlichen und administrativen Hindernisse für den Handel im Dienstleistungssektor zu beseitigen, damit das ungenutzte Wachstumspotenzial der Dienstleistungsmärkte in Europa freigesetzt wird.“
- 3.
Vgl.http://ec.europa.eu/internal_market/qualifications/policy_developments/european_professional_card/index_de.htm. „Der europäische Berufsausweis ist ein Projekt, welches darauf zielt, die Freizügigkeit von Berufstätigen in der EU im Rahmen der modernisierten Richtlinie über Berufsqualifikationen zu erleichtern. Der Berufsausweis soll das behördeninterne Anerkennungsverfahren vereinfachen, es für Bürger transparenter gestalten und das Vertrauen unter den zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten der EU stärken.“
Literatur
Abbott, A. (1988). The system of professions. An essay on the division of expert labor. Chicago: The University of Chicago Press.
Bachmann, T. (2012). Coaching? Training? Organisationsentwicklung? Chaos der Begriffe. Wirtschaft + Weiterbildung, 3, 38–40.
Berger, P. L., & Luckmann, T. (1998). Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag.
Birgmeier, B. (2006). Coaching als Methode und/oder Profession? OSC, 13(1), 19–30.
Birgmeier, B. (Hrsg.). (2009). Coachingwissen. Denn sie wissen nicht, was sie tun? Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Böning, U. (2005). Der Siegeszug eines Personalentwicklungsinstruments. Eine 10-Jahres-Bilanz. In C. Rauen (Hrsg.), Handbuch Coaching (3. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.
Buchinger, K., & Klinkhammer, M. (2007). Beratungskompetenz. Supervision, Coaching, Organisationsberatung. Stuttgart: Kohlhammer.
Busse, S., & Ehmer, S. (Hrsg.). (2010). Wissen wir, was wir tun? Beraterisches Handeln in Supervision und Coaching. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Castells, M. (2001). Das Informationszeitalter: Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur. Bd. 1: Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft. Opladen: Leske + Budrich.
Collins, R. (1987). Schließungsprozesse und die Konflikttheorie der Professionen. Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 12, 46–60.
DBVC –Deutscher Bundesverband Coaching e. V. (Hrsg.). (2012). Leitlinien und Empfehlungen für die Entwicklung von Coaching als Profession. Kompendium mit den Professionsstandards des DBVC (4., erw. Aufl.). Osnabrück: DBVC Geschäftsstelle.
Dostal, W. (2002). Der Berufsbegriff in der Berufsforschung des IAB. In G. Kleinhenz (Hrsg.), IAB-Kompendium Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, BeitrAB 250 (S. 463–474). Berlin: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit.
Etzioni, A. (Hrsg.). (1969). The semi-professions and their organization. New York: Free Press.
Evetts, J. (2003). The sociological analysis of professionalism: Occupational change in the modern world. International Sociology, 18(2), 395–415.
Fietze, B. (2011a). Profilbildung und Statuskonkurrenz. Zur Bedeutung der Distinktionsstrategien im Professionalisierungsprozess von Supervision und Coaching. In E.-M. Graf, S. Rettinger, I. Pick, & Y. Aksu (Hrsg.), Beratung, Coaching, Supervision. Multidisziplinäre Perspektiven vernetzt (S. 23–36). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Fietze, B. (2011b). Chancen und Risiken der Coachingforschung – eine professionssoziologische Perspektive. In R. Wegener, A. Fritze, & M. Loebbert (Hrsg.), Coaching entwickeln – Forschung und Praxis im Dialog (S. 24–33). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Fietze, B. (2013). Friedliche Handelsbeziehungen im kleinen Grenzverkehr oder Grenzstreitigkeiten? Ein Einhegungsversuch unterschiedlicher Beratungsformen. Unveröff. Manuskript.
Freidson, E. (1988). Professional powers. A study of the institutionalisation of formal knowledge. Chicago: The University of Chicago Press.
Greif, S. (2008). Coaching und ergebnisorientierte Selbstreflexion. Göttingen: Hogrefe.
Hees, G. van, & Geissler-Piltz, B. (2010). Supervision meets education: Supervision in the bachelor social work in Europe. Maastricht: CESRT/Zuyd University.
Kämmerer, J. (2010). Die Zukunft der Freien Berufe zwischen De-Professionalisierung und Neuordnung. München: Beck.
Königswieser, R., Sonuc, E., & Gebhardt, J. (2006). Komplementärberatung. Das Zusammenspiel von Fach- und Prozess-Know-how. Stuttgart: Klett-Cotta.
Körner, J. (2013). Plädoyer für eine Direktausbildung zum Psychotherapeuten. Entwurf eines Studienganges „von der Profession her“. Forum Psychoanal, 29, 235–257.
Kühl, S. (2001). Professionalität ohne Profession. Das Ende des Traums von der Organisationsentwicklung als eigenständiger Profession und die Konsequenzen für die soziologische Beratungsdiskussion. In N. Degele et al. (Hrsg.), Soziologische Beratungsforschung. Perspektiven für Theorie und Praxis der Organisationsberatung (S. 209–238). Opladen: Leske und Budrich.
Kühl S. (2008). Coaching und Supervision. Zur personenorientierten Beratung in Organisationen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Kurtz, T. (2000). Moderne Professionen und Gesellschaftliche Kommunikation. Soziale Systeme, 6, 169–194.
Larson, S. M. (1977). The rise of professionalism. A sociological analysis. Berkeley Los Angeles: University of California Press.
Lenbet, A. (2007). Zur Aktualität des Kompetenzbegriffs und zur Bedeutung der Kompetenzentwicklung für das Coaching. In A. Schreyögg, & C. Schmidt-Lellek (Hrsg.), Konzepte des Coaching (S. 46–58). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Lessenich, S. (2008). Die Neuerfindung des Sozialen. Der Sozialstaat im flexiblen Kapitalismus. Bielefeld: Transcript.
Looss, W. (1997). Unter vier Augen. Coaching für Manager. Landsberg: Moderne Industrie.
Mieg, H. A. (2005). Professionalisierung. In F. Rauner (Hrsg.), Handbuch der Bildungsforschung (S. 324–349). Bielefeld: Bertelsmann.
Mikl-Horke, G. (2008). Beruf. In S. Farzi & S. Jordan (Hrsg.), Lexikon Soziologie und Sozialtheorie. Hundert Grundbegriffe (S. 35–37). Stuttgart: Philipp Reclam jun.
Moldaschl, M. (2001). Reflexive Beratung. Eine Alternative zu strategischen und systemischen Ansätze. In N. Degele, T. Münch, H. Pongratz, & N. Saam (Hrsg.), Soziologische Beratungsforschung (S. 133–157). Opladen: Leske + Budrich.
Moldaschl, M. (2010). Was ist Reflexivität? Papers and preprints of the department of innovation research and sustainable resource management (BWL IX), Chemnitz University of Technology; http://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/bwl9/publikationen/lehrstuhlpapiere/WP_2010_11_Reflexivitaet.pdf#. Zugegriffen: 24. Feb. 2011.
Möller, H., & Kotte, S. (2011). Die Zukunft der Coachingforschung. OSC, 18(4), 445–456.
Möller, H., & Kotte, S. (2012). Aktueller Forschungsstand und Implikationen für die Zukunft der Coachingforschung. In Deutscher Bundesverband Coaching e. V. (Hrsg.), Leitlinien und Empfehlungen für die Entwicklung von Coaching als Profession: Kompendium mit den Professionsstandards des DBVC (4. erw. Aufl., S. 129–138). Osnabrück: DBVC Geschäftsstelle.
Münch, R., & Guenther, T. (2005). Der Markt in der Organisation. Von der Hegemonie der Fachspezialisten zur Hegemonie des Finanzmanagements. In P. Windolf (Hrsg.), Finanzmarkt-Kapitalismus. Analysen zum Wandel von Produktionsregimen (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 45 (S. 394–417). Wiesbaden: VS Verlagfür Sozialwissenschaften.
Muzo, D., Kirkpatrick, I., & Kipping, M. (2010). Professionalism without professions: The case of management consultancy in the UK. Working Paper.
Nestmann, F., Engel, F., & Sickendiek, U. (Hrsg.) (2007a). Das Handbuch der Beratung. Disziplinen und Zugänge (2. Aufl.). Tübingen: DGVT.
Nestmann, F., Engel, F., & Sickendiek, U. (Hrsg.) (2007b). Das Handbuch der Beratung. Ansätze, Methoden und Felder (2. Aufl.). Tübingen: DGVT.
Oevermann, U. (1996). Theoretische Skizze einer revidierten Theorie professionalisierten Handelns. In A. Combe, & W. Helsper (Hrsg.), Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handelns (S. 70–182). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Parsons, T. (1964). Die akademischen Berufe und die Sozialstruktur. In T. Parsons (Hrsg.), Beiträge zur soziologischen Theorie (S. 160–179). Neuwied: Luchterhand.
Pfadenhauer, M. (2003). Professionalität. Eine wissenssoziologische Rekonstruktion institutionalisierter Kompetenzdarstellungskompetenz. Opladen: Leske + Budrich.
Pfadenhauer, M., & Sander T. (2010). Professionssoziologie. In G. Kneer & M. Schroer (Hrsg.), Handbuch spezielle Soziologie (S. 361–378). Wiesbanden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Rüschemeyer, D. (1983). Professional autonmy and the social control of expertise. In R. Dingwall (Hrsg.), The sociology of the professions. Lawyers, doctors and others (S. 38–58). London: Macmillan (Oxford socio-legal studies).
Schein, E. (2000). Prozessberatung für die Organisation der Zukunft. Köln: Edition Humanistische Psychologie.
Schreyögg, A. (2003). Die Differenz zwischen Supervision und Coaching. OSC, 10(3), 217–227.
Schreyögg, A. (2009). Die Wissensstrukturen im Coaching. In B. Birgmeier (Hrsg.), Coachingwissen. Denn sie wissen nicht, was sie tun? (S. 47–60). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Schreyögg, A. (2010). Ist Coaching reine Prozessberatung oder sind hier auch andere Beratungsmodell relevant? OSC, 17(2), S. 119–132.
Schreyögg, A. (2012). Coaching. Eine Einführung für Praxis und Ausbildung (7. Aufl.). Frankfurt a. M.: Campus.
Schreyögg, A., & Schmidt-Lellek, C. (Hrsg.). (2007). Konzepte des Coaching (OSC Sonderheft 1). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Schütze, F. (1984). Professionelles Handeln, wissenschaftliche Forschung und Supervision. In N. Lippmeier (Hrsg.), Beiträge zur Supervision, (Bd. 3) (S. 262–389). Kassel: Kassel Univ. Press.
Schütze, F. (1992). Sozialarbeit als bescheidene Profession. In B. Dewe, W. Ferchhoff, & F.O. Radtke (Hrsg.), Erziehen als Profession (S. 131–171). Opladen: Leske + Budrich.
Schützeichel, R. (2007). Laien, Experten, Professionen. In R. Schützeichel (Hrsg.), Handbuch Wissenssoziologie und Wissensforschung (S. 546–578). Konstanz: UVK.
Seel, H.-J. (2013). Aufgaben und Probleme der Professionalisierung von Beratung. In F. Nestmann, F. Engel, & U. Sickendiek (Hrsg.), Das Handbuch der Beratung, Bd. 3: Neue Beratungswelten (S. 1645–1661). Tübingen: DGVT.
Sennett, R. (1998). Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus. Berlin: Berlin Verlag.
Stichweh, R (1994). Wissenschaft, Universität, Professionen. Soziologische Analysen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Stichweh, R. (1996). Professionen in einer funktional differenzierten Gesellschaft. In A. Combe, & W. Helsper (Hrsg.), Pädagogische Professionalität (S. 49–69). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Wehler, H.-U. (1987). Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 2: Von der Reformära bis zur industriellen und politischen „Deutschen Doppelrevolution“ 1815–1845/49. München: Beck.
Wehler, H.-U. (1995). Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 3: Von der „Deutschen Doppelrevolution“ bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1849–1914. München: Beck.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2015 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Fietze, B. (2015). Coaching auf dem Weg zur Profession? Eine professionssoziologische Einordnung. In: Schreyögg, A., Schmidt-Lellek, C. (eds) Die Professionalisierung von Coaching. Coaching und Supervision. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08172-0_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-08172-0_1
Published:
Publisher Name: Springer, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-08171-3
Online ISBN: 978-3-658-08172-0
eBook Packages: Psychology (German Language)