Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird anhand eines Konzepts von Triangulation als iterative Perspektivitätskonfrontation ‚auf‘ einen Forschungsgegenstand der Frage nachgegangen, wie verschiedene theoretische Sichtweisen auf soziale Wirklichkeit(en) im Forschungsprozess trianguliert werden können und an welchen Stellen es zu Spannungsmomenten kommen kann. Mit der Triangulation einer wissenssoziologisch-dokumentarischen und einer geschlechtertheoretischen Theorietradition und den ihnen oft zugeschriebenen qualitativen Interpretationsoperationen – der Rekonstruktion sowie der Dekonstruktion – wird anhand von zwei Forschungsprojekten diskutiert, welche Chancen und Risiken entlang verschiedener Phasen des Forschungsprozesses mit einem solchen triangulativen Vorgehen einhergehen.
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Notes
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Dies könnte daran liegen, dass Reflexionen aus Perspektiven unterschiedlicher Theorietraditionen qualitativer Forschung stets inhärent sind (vgl. Kondratjuk/Leinhos in diesem Band). In der Explikation der Triangulation theoretischer Sichtweisen treten jedoch Reflexionsprozesse deutlicher hervor, werden nachvollziehbarer und auch verbindlicher in unseren Forschungsprozessen. Die Konfrontation unserer Forschungshandlung aus unterschiedlicher Theorieperspektive erhält damit forschungspraktische Relevanz, die wir am Ende des Beitrages herausarbeiten.
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Sowohl das Projekt von Desirée Jörke zu biografischen Wegen im Frauenfußball als auch die Studie von Patrick Leinhos zu ‚queerem‘ Engagement im Jugendalter werden von der Hans-Böckler-Stiftung mit einem Promotionsstipendium gefördert.
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Dabei dienen fallinterne Komparationen der Identifikation von homologen Äußerungsmodi. Fallübergreifende Komparationen dienen zum einen der Kontrolle der Standortgebundenheit, sodass die Rekonstruktionsarbeit weniger durch Relevanzsysteme der Forschenden geleitet wird. Gleichermaßen können in komparativen Analysen Unterschiede der kommunizierten Regelsysteme der Erforschten herausgearbeitet und theoretisiert werden.
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Die methodologischen Betrachtungen fußen insbesondere auf den Ansätzen der Phänomenologie (nach Schütz), Ethnomethodologie (Garfinkel/Cicourel), der Wissenssoziologie (Mannheim) sowie durch die Hermeneutik (Habermas) (vgl. Bohnsack 2014a, S. 27).
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So erhalten Zeichen nur in Abgrenzung zu anderen Zeichen und erst im spezifischen Kontext ihre Bedeutung (vgl. Engel 2005, S. 271).
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Reifizierung ist das Hineintragen von zu untersuchenden Inhalten, erahnten Wissensbeständen oder Stereotypen in den Forschungsprozess (vgl. Degele und Schirmer 2004, S. 107), wenn also jenseits von Darstellungen der Akteurinnen und der Akteure des Feldes vorab Kategorien an sie herangetragen werden, die eigentlich in ihrer Relevanz für die zu untersuchenden Personen untersucht werden sollen. Dabei werden die den Unterschieden zugrunde liegenden Machtverhältnisse, die eigentlich einer Untersuchung nähergebracht werden sollen, reproduziert und in Forschungsergebnissen stabilisiert.
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Trotz dieser Einteilung sind wir uns bewusst, dass als Merkmal des qualitativen Forschens der Forschungsprozess ein zirkulärer ist, in welchem die einzelnen schematisch getrennten Phasen interdependent aufeinander Bezug nehmen, sich beeinflussen und zusammenhängen (vgl. Deppe et al. 2018, S. 12).
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Das Verfahren des Theoretical Sampling, welches ursprünglich von Glaser und Strauss entwickelt wurde und in einer engen Verbindung zum Verfahren der Grounded Theory steht, dient als Verfahren der weiteren Fallauswahl, um die Einflussnahme auf die Konstituierung des Forschungsgegenstandes möglichst zu minimieren (Glaser und Strauss 1974, 1998, S. 51 ff.). Nachdem also die zunächst recht breit angelegte Suche nach geeigneten Fällen gemäß der sozialwissenschaftlichen Fragestellung erfolgt, wird im weiteren Verlauf anhand rekonstruiert-theoretischer Gesichtspunkte entschieden, welche weiteren Fälle interessant sein könnten. Die Dimensionen jener Fallauswahl leiteten sich dabei einerseits aus den hypothetischen Annahmen über das Feld und den Akteurinnen sowie theoretischer Kategorien ab, maßgeblich jedoch aus den von den interviewten Personen rekonstruierten Relevanzsystemen. Ziel ist es, das jeweilige Feld mit einer gewissen konzeptuellen Repräsentativität abzubilden, das heißt, es sollen möglichst alle Fälle erhoben werden, die für eine vollständige analytische Entwicklung sämtlicher Dimensionen der relevanten Kategorien erforderlich sind. Die Auswahl folgt dabei dem Prinzip der Minimierung und Maximierung von Unterschieden innerhalb des Samples (vgl. Przyborski und Wohlrab-Sahr 2014, S. 181).
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Die meisten Mädchen oder Frauen sprechen nicht davon, dass sie in ihrer Kindheit und frühen Jugend in gemischten Mannschaften gespielt haben, sondern sie verorten sich als Teil einer „Jungsmannschaft“.
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Die Dokumentarische Interpretation ist die begrifflich-theoretische Herausarbeitung von Bedeutungsinhalten auf der konjunktiven Ebene des z. B. im Interview Wiedergegebenen (vgl. Przyborski und Wohlrab-Sahr 2014, S. 290). Sie liefert also „den methodisch kontrollierten Zugang zu diesen handlungsorientierten Wissensbeständen“ (Bohnsack 2009) und kann so „Handlungsorientierungen [rekonstruieren;d. V.], die sich in der jeweiligen Praxis dokumentieren, und eröffnet somit einen Zugang zur Handlungspraxis“ (Nohl 2006, S. 8) der Erfahrungsräume.
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In dieser gelebten Praxis wird ein präreflexives „atheoretisches Wissen“ (Mannheim 1964, S. 100) produziert, über welches wir in unserer Handlungspraxis verfügen, ohne dass wir es explizieren müssten, manchmal auch nicht einmal könnten (vgl. Bohnsack 2014a, S. 10). Somit wird die Fokussierung auf einen konjunktiven Erfahrungsraum und der darin inhärenten Kollektivität zu einem theoretischen Grundprinzip der Dokumentarischen Methode, da Forschende zur Untersuchung allgemeiner Wissensbestände in hohem Maße auf jenes atheoretische – weil es auf gleichartige Handlungspraxis und Erfahrungen beruht, auch konjunktives Wissen genannt – Wissen angewiesen sind.
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Um die Frage nach der milieu- oder erfahrungsraumtheoretischen Einbettung bestimmter rekonstruierter Orientierungsmuster zu beantworten ist angedacht, nach der Rekonstruktion von Orientierungen und der Identifikation bestimmter Orientierungen in bestimmten Strukturkategorien (Alter, Geschlecht etc.), das empirische Material erneut in seiner soziogenetischen Dimension zu interpretieren.
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Über komparative Analysen bilden andere empirische Fälle und deren Darstellungen den Vergleichshorizont. Auf diese Weise wird dieser Vergleichshorizont am konkret Empirischen konstituiert, damit die Analysen nicht durch normative Normalitätsfolien und eigene Standortgebundenheiten implizit strukturiert werden.
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Da sich unsere Arbeiten noch nicht an diesem Punkt der Auswertung befinden, sind diese formulierten Herleitungen als erste Reflexionen und Ideen zu verstehen.
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Leinhos, P., Jörke, D. (2019). Dokumentarische Rekonstruktion und geschlechtertheoretische Dekonstruktion: Triangulation theoretischer und methodologischer Perspektiven in Forschungsprozessen. In: Lüdemann, J., Otto, A. (eds) Triangulation und Mixed-Methods. Studien zur Schul- und Bildungsforschung, vol 76. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24225-1_6
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