Zusammenfassung
Unter Triangulation wird in der Biographieforschung eher eine Forschungspraxis als eine theoriegeleitete Debatte verstanden. Obwohl häufig mit Landvermessungsmethoden und Drei-Ecken assoziiert, verweist das von Norman Denzin eingeführte Konzept ganz generell auf die Kombination unterschiedlicher Methoden, Daten, Theorien und Forscher/innen. Damit soll einem Grundsatz der qualitativen Sozialforschung Rechnung getragen werden, die Komplexität sozialer Wirklichkeit nicht nur eindimensional zu betrachten, sondern Forschungsgegenstände möglichst umfassend und in ihren Facetten zu untersuchen. Seit seiner Einführung in den sozialwissenschaftlichen Diskurs bewegt sich das Konzept der Triangulation in einem Horizont von Gütekriterium und Validität, gegenstandsangemessener Umsetzung und kreativer Anwendung. Darüber hinaus begleiten das Thema Triangulation positive Zuschreibungen und kritische Auseinandersetzungen mit dessen Implikationen. Als methodische Strategie hat triangulierendes Vorgehen eine lange Tradition, schon bevor das Konzept der Triangulation in den Sozialwissenschaften diskutiert wurde. Auch in der biographieanalytischen Forschungspraxis wird Triangulation in Bezug auf unterschiedliche Forschungsfragen angewendet, oftmals jedoch ohne dies explizit unter diesem Stichwort zu diskutieren.
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Alber, I., Schiebel, M. (2018). Triangulation in der Biographieforschung. In: Lutz, H., Schiebel, M., Tuider, E. (eds) Handbuch Biographieforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21831-7_51
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