Zusammenfassung
Das Wohnumfeld gewinnt mit zunehmendem Alter und kleiner werdenden Aktionsräumen an Relevanz für die Lebensqualität, soziale Teilhabe und die selbständige Bewältigung des Alltags. Diese Bedeutung würde sich, so unsere These, in gemeinschaftlichen Aktivitäten von älteren Bewohner/innen für ihr Wohnumfeld als „Ort, an dem man gut alt werden kann“ widerspiegeln. Das Forschungsprojekt „Empowerment für Lebensqualität im Alter“ (ELA) (gefördert vom BMBF im Förderprogramm SILQUA) hatte sich zum Ziel gesetzt, erfolgreiche Strategien des Engagements älterer Menschen für ihr Wohnumfeld zu identifizieren und zu evaluieren. Die Untersuchung konzentrierte sich auf sächsische Wohnungsbaugenossenschaften, die als „empowering organiziations“ aus unserer Perspektive gute Voraussetzungen für öffentliches Engagement Älterer bieten. Die Erhebungen bestätigten allerdings unsere Erwartungen nicht, sondern brachten drei Ergebnisse, die wir in unserem Artikel diskutieren: (1) nur wenige der identifizierten Aktivitäten von älteren Genossenschaftler/innen richteten sich explizit auf das Wohnumfeld, (2) die Nachbarschaft (und nicht das Wohnumfeld) erwies sich als relevantes Handlungsfeld für Engagement, (3) Alter und Altern wurde nicht thematisiert und diente nicht als Grundlage für kollektives Handeln, sondern wurde als individueller Prozess wahrgenommen.
Das Spannungsverhältnis, das sich aus der von uns angenommenen Notwendigkeit kollektiven Handelns zur Gestaltung des Wohnumfeldes und der im Feld vorgefundenen Individualisierung von Lebenslagen im Alter ergibt, ist der inhaltliche Schwerpunkt des Artikels.
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Beetz, S., Wolter, B. (2015). Alter(n) im Wohnumfeld zwischen Individualisierung und kollektivem Handeln. In: van Rießen, A., Bleck, C., Knopp, R. (eds) Sozialer Raum und Alter(n). Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06600-0_11
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