Skip to main content

Translationsprozesse als Forschungsgegenstand und -prämisse. Ein forschungspraktischer Zugang zu gedolmetschten Hilfeplangesprächen

  • Chapter
  • First Online:
Migration Übersetzen
  • 1311 Accesses

Zusammenfassung

Trotz ihres konstitutiven Charakters erfahren Translationsprozesse weder in den zunehmend mehrsprachigen Handlungszusammenhängen der Kinder- und Jugendhilfe noch in ihrer sozialwissenschaftlichen Erschließung besondere Aufmerksamkeit. Doch gerade wenn Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen sowohl den Forschungsgegenstand als auch einen zentralen Bestandteil des Forschungsprozesses selbst bilden, kommt der reflexiven Auseinandersetzung damit eine wesentliche Bedeutung zu. Dem geht der Beitrag auf der Basis eines Forschungsprojekts über gedolmetschte Hilfeplangespräche nach. Er erhellt die bislang kaum beleuchtete Schnittmenge zwischen Translationsprozessen als Forschungsgegenstand und als Teil der eigenen Forschungspraxis, um für die (Un)Möglichkeiten eines forschungspraktischen Zugangs zu sensibilisieren und ihr erkenntnistheoretisches Potenzial offenzulegen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Subscribe and save

Springer+ Basic
$34.99 /Month
  • Get 10 units per month
  • Download Article/Chapter or eBook
  • 1 Unit = 1 Article or 1 Chapter
  • Cancel anytime
Subscribe now

Buy Now

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Similar content being viewed by others

Notes

  1. 1.

    Der Begriff Translation (lateinisch Übertragung, Versetzung, Übersetzung) bildet im wissenschaftlichen Diskurs den Oberbegriff für Dolmetschen (mündliche Translation) und Übersetzen (schriftliche Translation). Grundsätzlich lässt sich darunter jede Art von Transfer kommunikativer Einheiten verstehen (vgl. Kvam et al. 2018, S. 13).

  2. 2.

    Wenngleich sich der translatorische Prozess des Dolmetschens nicht von dem des Sprachmittelns unterscheidet, wird hier auf den feldspezifischen Terminus der Sprachmittelnden zurückgegriffen. Er markiert die Differenz zwischen akademisch ausgebildeten Dolmetscher_innen und – in der Kinder- und Jugendhilfe primär eingesetzten – gering qualifizierten Sprachmittler_innen, die diese Tätigkeit trotz gleicher Anforderungen nicht selten ehrenamtlich und ohne Aufwandsentschädigung leisten.

  3. 3.

    In dem Konzept des Translanguaging, einer speziellen multilingualen Perspektive, heben sich die Grenzen zwischen einzelnen Sprachen auf. Stattdessen verfügen mehrsprachige Menschen über ein sprachliches Repertoire, das sie strategisch einsetzen, um erfolgreich zu kommunizieren (vgl. Garcia 2011).

  4. 4.

    Darunter etwa Lexik (Wortschatz), Idiomatik (Eigenheiten wie Redewendungen), Satzbau und Grammatik.

  5. 5.

    VJ(B) = Jugendamtsfachkraft, SM(B) = Sprachmittlerin, JU(B) = junger Mensch.

  6. 6.

    Dolmetschende, die ehrenamtlich in einem Verein arbeiten bzw. Community Interpreter bekommen zum Teil eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 10–30 € pro Stunde.

Literatur

  • Ahamer, V. (2013). Unsichtbare Spracharbeit. Jugendliche Migranten als Laiendolmetscher. Integration durch „Community Interpreting“. Bielefeld: Transcript Verlag.

    Google Scholar 

  • Akbaş, B. (2018). Von Sprachdefiziten und anderen Mythen. Eine Studie zum Nicht-Verbleib von Elementarpädagoginnen und -pädagogen mit Migrationshintergrund. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Allaoui, R. (2005). Dolmetschen im Krankenhaus. Rollenerwartungen und Rollenverständnisse. Göttingen: Cuvillier Verlag.

    Google Scholar 

  • Apfelbaum, B. (2004). Gesprächsdynamik in Dolmetsch-Interaktionen. Eine empirische Untersuchung von Situationen internationaler Fachkommunikation unter besonderer Berücksichtung der Arbeitssprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch. Radolfzell: Verlag für Gesprächsforschung.

    Google Scholar 

  • Bakhtin, M. (1986). Speech genres and other late essays. Austin: University of Texas Press.

    Google Scholar 

  • Boeckmann, K. B. (2008). Mehrsprachigkeit und Migration: Lässt sich sprachliche Assimilation wissenschaftlich rechtfertigen? Zielsprache Deutsch, 1, 3–23.

    Article  Google Scholar 

  • Brandmaier, M. (2015). Qualitative Interviewforschung im Kontext mehrerer Sprachen – Reflexion als Schlüssel zum Verstehen. Resonanzen. E-Journal für biopsychosoziale Dialoge in Psychotherapie, Supervision und Beratung 3 (2), 131–143. https://www.resonanzen-journal.org/index.php/resonanzen/article/view/377. Zugegriffen: 17. Dez. 2019.

  • Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter, BAGLJÄ (Hrsg.) (2015). Empfehlungen. Qualitätsmaßstäbe und Gelingensfaktoren für die Hilfeplanung gemäß §36 SGB VIII. Retrieved from https://lsjv.rlp.de/fileadmin/lsjv/Dateien/Aufgaben/Kinder_Jugend_Familie/Materialien_Sonstige/Hilfe_Erziehung_Hilfeplanung_Empf_BAGLJAE.pdf. Zugegriffen 23. März 2020.

  • Deppermann, A. (2008). Gespräche analysieren Eine Einführung (4. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Book  Google Scholar 

  • Dirim, I. (2016). „Ich wollte nie, dass die anderen merken, dass wir zu Hause Arabisch sprechen“. Perspektiven einer linguizismuskritischen pädagogischen Professionalität von Lehrerinnen und Lehrern. In M. Hummrich, N. Pfaff, I. Dirim, & C. Freitag (Hrsg.), Kulturen der Bildung. Kritische Perspektiven auf erziehungswissenschaftliche Verhältnisbestimmungen (S. 191–209). Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Eubel, C. (2019). Zwischen lebensweltlicher Mehrsprachigkeit und institutioneller Einsprachigkeit. Sprachmittlung in der Hilfeplanung. Sozial Extra, 43(2), 92–95.

    Article  Google Scholar 

  • Enzenhofer, E., & K. Resch. (2011). Übersetzungsprozesse und deren Qualitätssicherung in der qualitativen Sozialforschung. Forum Qualitative Sozialforschung 12(2). https://dx.doi.org/10.17169/fqs-12.2.1652.

  • Enzenhofer, E., & Resch, K. (2013). Unsichtbare Übersetzung? Die Bedeutung der Übersetzungsqualität für das Fremdverstehen in der qualitativen Sozialforschung. In R. Bettman & M. Roslon (Hrsg.), Going the Distance. Impulse für die interkulturelle Qualitative Sozialforschung (S. 203–231). Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Friedrichs, J. (2019). Forschungsethik. In N. Baur, & J. Blasius (Hrsg.), Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung (S. 67–77), (vollständig überarbeitete und erweiterte Aufl.). Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Garcia, O., & Wie, L. (2014). Translanguaging. Language, Bilingualism and Education. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Glaser, B. G., & Strauss, A. (2005). Grounded Theory. Strategien qualitativer Forschung (2. Aufl.). Bern: Hans Huber.

    Google Scholar 

  • Gutiérrez Rodríguez, E. (2006). Positionalität übersetzen. Über postkoloniale Verschränkungen und Dekolonialisierung von Wissen. https://igkultur.at/artikel/positionalitaet-uebersetzen-ueber-postkoloniale-verschraenkungen-und-transversales. Zugegriffen 17. Dez. 2019.

  • Gogolin, I. (1994). Der monolinguale Habitus der multilingualen Schule. Münster: Waxmann Verlag.

    Google Scholar 

  • Gogolin, I. (2010). Stichwort: Mehrsprachigkeit (S. 339–358). Stichwort: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft.

    Google Scholar 

  • Gogolin, I., & Neumann, U. (Hrsg.). (2009). Streitfall Zweisprachigkeit – The Bilingualism Controversy. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Hollweg, C. (2020). Hilfeplangespräche unter Dolmetschbeteiligung. Der Umgang mit Mehrsprachigkeit in der Hilfeplanung. Österreichisches Jahrbuch für Soziale Arbeit: Migration und Mobilität 02. Im Erscheinen.

    Google Scholar 

  • Inhetveen, K. (2012). Translation Challenges: Qualitative Interviewing in a Multi-Lingual Field. Qualitative Sociology Review, 8(2), 28–45.

    Google Scholar 

  • Jagusch, B. (2012). Verstehen und Kommunikation. In B. Jagusch, B. Sievers, & U. Teupe (Hrsg.), Migrationssensibler Kinderschutz. Ein Werkbuch (S. 228–261). Frankfurt/Main: IGfH-Eigenverlag.

    Google Scholar 

  • Kappel, M., Straus, F., & Weiterschan, W. (2004). Expertise. Interkulturelle Aspekte bei der Durchführung des Hilfeplanverfahrens. München: DJI.

    Google Scholar 

  • Khakpour, N. (2016). Die Differenzkategorie Sprache. Das Beispiel „Native Speaker“. In M. Hummrich, N. Pfaff, I. Dirim, & C. Freitag (Hrsg.), Kulturen der Bildung. Kritische Perspektiven auf erziehungswissenschaftliche Verhältnisbestimmungen (S. 209–221). Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Kruse, J., & Schmieder, C. (2012). In fremden Gewässern. Ein integratives Basisverfahren als sensibilisierendes Programm für rekonstruktive Analyseprozesse im Kontext fremder Sprachen. In M. Hummrich, N. Pfaff, I. Dirim, & C. Freitag (Hrsg.), Qualitative Interviewforschung in und mit fremden Sprachen. Eine Einführung in Theorie und Praxis (S. 248–295). Weinheim: Beltz Juventa.

    Google Scholar 

  • Kruse, J., Bethmann, S., Eckert, J., Niermann, D., & Schmieder, C. (2012). In und mit fremden Sprachen forschen. Eine empirische Bestandsaufnahme zu Erfahrungs- und Handlungswissen von Forschenden. In J. Kruse, S. Bethmann, D. Niermann, & C. Schmieder (Hrsg.), Qualitative Interviewforschung in und mit fremden Sprachen. Eine Einführung in Theorie und Praxis (S. 27–68). Weinheim: Beltz Juventa.

    Google Scholar 

  • Kvam, S., I. Meloni, A. Parianou, J. F. Schopp, & K. Solfjeld. (2018). Dolmetschen, Übersetzen und noch mehr…. In Kvam, S., I. Meloni, A. Parianou, J. F. Schopp, & K. Solfjeld (Hrsg.), Spielräume der Translation. Dolmetschen und Übersetzen in Theorie und Praxis (S. 9–16). Münster u. a.: Waxmann Verlag.

    Google Scholar 

  • La Gro, F. (2019). Übersetzung und Sozialpädagogik. Dolmetschen für Geflüchtete und Migrant_innen zwischen Prekarität und Professionalisierung. In Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau. Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Sozialpolitik und Gesellschaftspolitik (S. 107–124).

    Google Scholar 

  • Merchel, J. (2006). Hilfeplanung bei den Hilfen zur Erziehung. §36 SGB VIII. Stuttgart: Richard Boorberg Verlag.

    Google Scholar 

  • Münder, J. (2016). Sprachmittlung als Teil der Leistungen in der Kinder- und Jugendhilfe. https://drk-kinder-jugend-familienhilfe.de/uploads/tx_ffpublication/DRK_Sprachmittlung_KiJuHilfe_2016_BF.pdf. Zugegriffen 23. März 2020.

  • Münder, J., & Tammen, B. (2002). Einführung in das Kinder- und Jugendhilfegesetz. Weinheim: Beltz Juventa.

    Google Scholar 

  • Obermayer, C. (2012). Von Alphatieren und schwarzen Schafen. Typologisierungsversuche im Dolmetschbereich. In N. Grbić, & S. Pöllabauer (Hrsg.), Kommunaldolmetschen/Community Interpreting. Probleme – Perspektiven – Potenziale. Forschungsbeiträge aus Österreich (S. 31–65). Berlin: Frank & Timme.

    Google Scholar 

  • Oevermann, U. (2008). Zur Differenz von praktischem und methodischem Verstehen in der ethnologischen Forschung – Eine rein textimmanente objektiv hermeneutische Sequenzanalyse von übersetzten Verbatim-Transkripten von Gruppendiskussionen in einer afrikanischen lokalen Kultur. In G. Cappai (Hrsg.), Forschen unter Bedingungen kultureller Fremdheit (S. 145–233). Wiesbaden: Springer VS.

    Chapter  Google Scholar 

  • Palenga-Möllenbeck, E. (2009). Die unsichtbaren ÜbersetzerInnen in der transnationalen Forschung: Übersetzung als Methode. In H. Lutz (Hrsg.), Gender mobil? Geschlecht und Migration in transnationalen Räumen (S. 158–174). Münster: Westfälisches Dampfboot.

    Google Scholar 

  • Prunč, E. (2007). Entwicklungslinien der Translationswissenschaft. Von den Asymmetrien der Sprachen zu den Asymmetrien der Macht. Berlin: Frank & Timme.

    Google Scholar 

  • Reiß, K., & Vermeer, H. J. (2010). Grundlegung einer allgemeinen Translationstheorie. Berlin: De Gruyter.

    Google Scholar 

  • Schittenhelm, K. (2017). Mehrsprachigkeit als methodische Herausforderung in transnationalen Forschungskontexten. Zeitschrift für Qualitative Forschung, 18(1), 101–115.

    Article  Google Scholar 

  • Stegmaier, P. (2013). Die hermeneutische Interpretation multisprachlicher Daten in transnationalen Forschungskontexten. In R. Bettman & M. Roslon (Hrsg.), Going the Distance. Impulse für die interkulturelle Qualitative Sozialforschung (S. 231–257). Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Tigli, N. (2007). Bilinguale Beratung im Jugendamt, Selbstverständlichkeit oder Luxus? In N. Albrecht & T. Borde (Hrsg.), Innovative Konzepte für Integration und Partizipation. Bedarfsanalyse zur interkulturellen Kommunikation in Institutionen und für Modelle neuer Arbeitsfelder (S. 192–224). Frankfurt a. M.: IKO Verlag für Interkulturelle Kommunikation.

    Google Scholar 

  • Uebelacker, J. (2007). Der Bedarf an Sprach- und KulturmittlerInnen aus Sicht der MitarbeiterInnen eines Berliner Bezirksamtes. In N. Albrecht & T. Borde (Hrsg.), Innovative Konzepte für Integration und Partizipation. Bedarfsanalyse zur interkulturellen Kommunikation in Institutionen und für Modelle neuer Arbeitsfelder (S. 22–42). Frankfurt a. M.: IKO Verlag für Interkulturelle Kommunikation.

    Google Scholar 

  • Wadensjö, C. (1995). Dialogue interpreting and the distribution of responsibility. In: Hermes, Journal of Linguistics (14), 111–129.

    Google Scholar 

  • Wadensjö, C. (1998). Interpreting as interaction. New York: Addison Wesley Longman Inc.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Carolyn Hollweg .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2020 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Hollweg, C. (2020). Translationsprozesse als Forschungsgegenstand und -prämisse. Ein forschungspraktischer Zugang zu gedolmetschten Hilfeplangesprächen. In: Treiber, A., Kazzazi, K., Jaciuk, M. (eds) Migration Übersetzen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31464-4_9

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-31464-4_9

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-31463-7

  • Online ISBN: 978-3-658-31464-4

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics