Lubis, Mochtar: Senja di Jakarta

Zusammenfassung

Der 1964 erstmals in Kuala Lumpur erschienene Roman schildert die politischen und sozialen Zustände Jakartas in der Mitte der 1950er Jahre, einer Zeit, die von Zerrüttung der parlamentarischen Demokratie, Schwächung der Staatsautorität und Zunahme der wirtschaftlichen Schwierigkeiten Indonesiens geprägt war. Es entsteht das Bild einer Gesellschaft mit skrupellosen Profitjägern und selbstsüchtigen Politikern auf der einen Seite und dem verzweifelt um die nackte Existenz ringenden Volk auf der anderen. Dazwischen stehen Staatsbeamte, die zwar versuchen, loyal zu bleiben und sich der herrschenden Korruption zu entziehen, die aber durch den Zwang der Verhältnisse zur Unredlichkeit getrieben werden. Lubis zeichnet Männer und Frauen, die sich eine heile Welt vorgaukeln, um nicht mit der Wirklichkeit konfrontiert zu werden; er schildert die fruchtlosen Diskussionen liberaler Intellektueller, die über Grundsatzfragen die Praxis vergessen und dadurch den Agitatoren und Demagogen der Kommunistischen Partei ein weites Betätigungsfeld lassen. Er zeigt den standhaft für die Verbesserung der Lebensbedingungen des Volkes kämpfenden parteilosen Arbeiter ebenso wie den ‚verkannten‘ Künstler, der bei Reisen in die Staaten des Ostblocks und gegen ein hohes monatliches Entgelt die ‚Interessen des Volkes‘ entdeckt. In szenischer Folge wird dargestellt, wie Monat für Monat (die einzelnen Kapitel tragen als Überschrift die Namen der Monate Mai bis Januar) der Zerfall der politischen Moral fortschreitet und die Korruption ins Uferlose wächst. Einen Kontrast dazu bilden die ‚Stadtberichte‘ in jedem Kapitel, die nüchtern das Elend des Volkes wiedergeben.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH