Zusammenfassung
Der Beitrag arbeitet im Rückgriff auf Axel Honneths Theorie der Anerkennung Muster der Verschränkung von Liebe und Anerkennung in Paarbeziehungen sowie in Eltern-Kind-Beziehungen heraus. Steht vor dem gewählten theoretischen Hintergrund dabei das Moment der Integration der Subjekte in die Beziehungen im Vordergrund, so werden darüber hinaus vielfältige Linien einer dauerhaften Konfliktbearbeitung identifiziert.
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Notes
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Vgl. dazu das Fallbeispiel in Maiwald, 2013b. Man sieht anhand solcher Beispiele auch, dass der Begriff der Routine als solcher nichts darüber aussagt, ob und inwieweit die jeweiligen Handlungen Ausdruck eines gemeinsam geteilten Kooperationsmodus sind oder nicht, denn über Routinen verfügen Paare (wie ja auch Alleinlebende) in jedem Fall.
- 2.
Vgl. dazu – mit entsprechenden Fallbeispielen – Maiwald, 2013b, S. 175 ff.
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Es sei hier nur angemerkt, dass das Thema „Sexualität als Paar-Interaktion“ ohne den Aspekt von Gelingen/Scheitern schlechterdings nicht denkbar ist. Das ist ein Grund für seine besondere Brisanz.
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In ähnlicher Weise sieht Paul Ricoeur (2006) den Gabentausch als Voraussetzung für Agape, einen Zustand des Friedens, des Aussetzens von Streit, der erst die Grundlage für Kämpfe um Anerkennung biete. Auf die besondere Bedeutung des Gabentauschs für Liebe und Anerkennung in Paarbeziehungen geht er allerdings nicht ein.
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Die Beziehungen zwischen Kindern und ihren Eltern und die Beziehungen im Elternpaar lassen sich nicht in allen Dimensionen der Liebe miteinander vergleichen. Da erotische Dimensionen über das Inzest-Tabu ausgeschlossen sind, gelten die folgenden Überlegungen zu strukturellen Differenzen und Parallelen nur den Dimensionen der Fürsorge und der persönlichen Zuneigung.
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Dass hier die ‚Mutter‘ benannt wird und nicht von ‚Eltern‘ oder ‚primärer Bezugsperson‘ gesprochen wird, steht im Zusammenhang mit psychoanalytischen Traditionslinien. Mit Jessica Benjamin, die ebenfalls in dieser Tradition steht und zugleich aus dezidiert feministischer Perspektive die „Mutter-Kind-Dyade“ (Benjamin, 1990, S. 15) thematisiert, ist anzumerken, dass für die hier vorgenommene Erörterung früher Interaktionen Geschlecht und biologische Verwandtschaft als solche nicht relevant erscheinen und dass die Probleme geschlechtersensiblen Sprechens über die Verhältnisse zwischen Mutter und Kind daher rührt, dass „der Hauptbetreuer in unserer Kultur üblicherweise ‚die Mutter‘ ist“ (ebd., S. 17).
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Krinninger, D., Maiwald, KO. (2023). Liebe, Anerkennung und die Herstellung von Paar- und Eltern-Kind-Beziehungen. In: Schierbaum, A., Ecarius, J., Krinninger, D., Uhlendorff, U. (eds) Familie, wozu?. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-41352-1_5
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