Selbst-Inszenierungen über das Narrativ Nachhaltigkeit: Wie Tiny House-Produzent*innen als Sozial- und Selbst-Unternehmer*innen online „Nachhaltigkeit“ erzählen

Zusammenfassung

Die Tiny House-Bewegung (THB) kann als eine „Graswurzelbewegung“ (Fahlenbrach 2010, S. 264) beschrieben werden, deren Akteur*innen vor allem soziale Medien zur Mobilisierung kollektiv geteilter Interessen nutzen. Das Tiny House (TH) fungiert dabei als Form der Selbst-Inszenierung, die „für sich vorwiegend im Internet formierende Bewegungen von besonderer Bedeutung [ist]“ (ebd.). Die online präsentierten Selbstverständnisse der Akteur*innen sind unterschiedlich und variieren zwischen Revolte und Rendite sowie Solidarität und Selbstverwirklichung (vgl. Finzi und Kuhnt 2019 sowie vertiefend Kuhnt und Finzi 2021; Finzi und Kuhnt 2021). Basierend auf der Netnographie als Zugang zu und Beobachtung von virtuellen Daten, die von den beforschten Akteur*innen im Internet produziert werden (vgl. Kozinets 2015) und einer inhaltsanalytischen Auswertung dieser Daten (in Anlehnung an Kuckartz 2016), lässt sich das Narrativ Nachhaltigkeit identifizieren, das prominent bei Instagram zur Selbst-Inszenierung „erzählt“ wird. Im Beitrag wird den Fragestellungen nachgegangen, welches Verständnis von Nachhaltigkeit TH-Produzent*innen in Online-Öffentlichkeiten erzählen und welche Chancen und Herausforderungen damit einhergehen. Im Beitrag wird diesbezüglich auf die Annahme rekurriert, dass die Herstellung von medialen Öffentlichkeiten – in Blogs, auf Homepages und sozialen Medien – Ausdruck des Performativen als Prozess und Herstellung von Wirklichkeit sind. Die Akteur*innen der THB inszenieren eine Erzählung über Nachhaltigkeit und präsentieren diese in Abgrenzung zum „Normalen“ (als vergleichsweise großes Einfamilienhaus, vergleichsweise weniger energiesparend, vergleichsweise ressourcenverschwendendes, …), in deren Kontext sie sich selbst als nachhaltig, minimalistisch und innovativ hervorbringen.