Zusammenfassung
Forschung zu Differenzkonstruktion fokussiert vor allem die Ebene der praktischen Hervorbringung von Differenzen. Einen blinden Fleck stellt die Situierung der Analyse von Praktiken der Differenzkonstruktion in spezifische Konstellationen organisationaler, institutioneller und diskursiver Rahmungen dar. An dieses sowohl theoretische als auch methodologische und methodische Problem setzt der Beitrag an und diskutiert an empirischen Beispielen Möglichkeiten und Leerstellen der Situationsanalyse, um Differenzkonstruktionen als in komplexen Situationen verortete Phänomene analysieren zu können.
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Notes
- 1.
Erwähnt sei hier, dass Clarke sich nach der Variante der GTM nach Strauss und Corbin richtet und in dieser Gegenüberstellung explizit kritisch auf die Glaser’sche GTM Bezug nimmt.
- 2.
Strauss und Corbin (1996) charakterisieren die Bedingungsmatrix als ein analytisches Hilfsmittel in Form einer visuellen Darstellung und verfolgen mit ihr das Ziel, die vielfältigen Bedingungen und Konsequenzen in Bezug auf ein analysiertes Phänomen herauszuarbeiten. Indem die Bedingungsmatrix ein Phänomen in der Mitte sowie Bedingungen in Form von Kreisen um das Phänomen herum umfasst, verdeutlicht sie auch visuell, dass der Kontext um das Phänomen herum gelagert ist. Kontextbedingungen von der Ebene der Interaktion um das Phänomen bis zur internationalen Ebene sollen daran anschließend von den Forschenden empirisch ermittelt werden (vgl. ebd., S. 132 ff.).
- 3.
Inwiefern die Verwendung der Mapping-Strategien ohne die theoretische Reflexion z. B. als Erweiterung der klassischen Methoden der GTM möglich ist, sei hier nur kritisch angemerkt.
- 4.
Konzepte, wie geteilte Ideologien, Haupttätigkeiten und Schauplätze, die unter anderem die Vorstellung von Sozialen Welten präzisieren, bindet Clarke als „[k]onzeptionelle Werkzeugkiste der Sozialen Welten/Arenen-Theorie“ (ebd. 2012, S. 151) in ihre Überlegungen ein. Sie sollen zur Sensibilisierung im Rahmen der Analyse beitragen (vgl. ebd., S. 150 f.).
- 5.
Auch die Überlegungen zur visuellen Darstellung verweisen deutlich auf Strauss‘ Maps von Sozialen Welten (vgl. Clarke 2012, S. 89).
- 6.
Weil im Folgenden mit dem Begriff der Akteure sowohl individuelle Personen als auch organisierte Entitäten (z. B. Professionen) angesprochen werden, wird dieser im generischen Maskulinum verwendet.
- 7.
Clarke (2012) selbst verweist darauf, dass dies vor allem im Kontext kontroverser Forschungsthemen der Fall sein kann, und bezieht sich dazu auf Erfahrungen aus dem Kontext der Wissenschafts- und Technikforschung (vgl. ebd., S. 56). Grundsätzlich sind Positionszuweisungen aber im Kontext jeglicher Themen denkbar.
- 8.
Ausgehend von Clarkes Ansatz, Mapping „als analytische Übungen“ (Clarke 2012, S. 121, Herv. i. O.) zu verstehen, soll das Aufzeigen des fehlenden Einbezugs von Reflexivität nicht die Forderung nach einer konkreten Anleitung implizieren. Dies ließe sich nur schwerlich mit Clarkes Grundidee vereinen.
- 9.
Lediglich in Zusammenhang mit fehlenden Positionen in Positions-Maps verweist Clarke darauf, dass Forschende Fragestrategien entwickeln sollen, um diese fehlenden Positionen zu fokussieren, ohne dabei zu stark inhaltlich zu leiten (vgl. Clarke et al. 2018, S. 172). Dies lässt sich als reflexives Moment verstehen.
- 10.
Die vorgestellten Überlegungen lassen sich als Zwischenergebnisse verstehen. Das weitere Material verweist jedoch darauf, dass sie materialübergreifende Momente darstellen, die es weiter auszuarbeiten gilt.
- 11.
Diese nur skizzenhaft eröffnete Bezugsmöglichkeit zur Reflexiven GTM muss natürlich auf methodologischer Ebene und im spezifischen Projektkontext stärker ausgearbeitet werden. Dies kann hier nicht erfolgen.
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Gasterstädt, J., Rüger, S. (2021). Differenzsetzung situieren? Möglichkeiten und Grenzen der Situationsanalyse am Beispiel der empirischen Auseinandersetzung mit Differenz. In: Gabriel, S., Kotzyba, K., Leinhos, P., Matthes, D., Meyer, K., Völcker, M. (eds) Soziale Differenz und Reifizierung. Studien zur Schul- und Bildungsforschung, vol 85. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31066-0_3
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