Zusammenfassung
Die wechselseitige Durchdringung von touristischen Praktiken und neuen Medien ist vielfältig beobachtbar: Reiseinteressierte konsultieren Suchmaschinen für die touristische Informationssuche, sie lesen Bewertungen anderer Reisender auf Bewertungsportalen und in den sozialen Medien, sie tragen durch eigene Beiträge zu diesen Medien bei und nutzen das mobile Internet schließlich auch während ihres Aufenthalts in der Destination. Jene Transformationen des digitalen Zeitalters tangieren touristische Anbieter in ihrem strategischen und operativen Marketing. Der vorliegende Beitrag bezieht sich auf jene aktuellen Veränderungen bei der nachfrageseitigen, touristischen Nutzung neuer Medien und leitet Implikationen für digitale, anbieterseitige Vermarktungsstrategien ab. Ziel der Unternehmen ist es, die Sichtbarkeit ihrer touristischen Produkte und Dienstleistungen innerhalb der digitalen Informationsflut zu gewährleisten. Die Ergebnisse einer empirischen Studie nehmen Freiburger Stadtführungsunternehmen als Ausgangspunkt, um deren unterschiedliche digitale Marketingstrategien zu identifizieren. Dabei werden grundlegende Trends der medialen Inszenierung und Kunden-Kommunikation für den Städtetourismus illustriert und eingeordnet.
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Notes
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Aus Gründen der Lesbarkeit und des flüssigen Sprachstils wird im Folgenden verallgemeinernd das generische Maskulin verwendet. Dies impliziert keinerlei Diskriminierung - alle Geschlechter werden mitgedacht.
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Der Dank der Autorin gilt der VolkswagenStiftung für die Förderung der Forschungsarbeiten im Kolleg „Neues Reisen – Neue Medien“ an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ferner richtet sich der Dank an alle Interviewpartner, die mit ihrer Gesprächsbereitschaft und ihren umfangreichen Auskünften einen wesentlichen Beitrag für den vorliegenden Artikel geleistet haben.
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Das Konzept des „touristischen Blicks“ bzw. „tourist gaze“ geht auf den Soziologen John Urry (1990) zurück. Er räumt der visuellen Konsumption einen zentralen Stellenwert im touristischen Prozess ein. Der touristische Blick, so Urry, basiere auf Differenzerfahrungen zu Zeichen, die von „Zuhause“ bekannt sind. Klassische Sehenswürdigkeiten zählen zu jenen „fremden“ Komponenten, auf welche sich der touristische Blick richte.
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Beispielsweise bietet das Unternehmen Eat the World in 46 deutschen Städten kulinarisch-kulturelle Stadtführungen an (Stand: Juni 2019), die Wissenswertes einer Stadt mit Kostproben in Gastronomiebetrieben verbinden. Der hohe Professionalisierungsgrad des Unternehmens erhöht den Druck bei lokal ansässigen Stadtführungsunternehmen.
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Brysch (2013, S. 144) beschreibt den Einfluss virtueller Anwendungen in einem 4-Phasenmodell. Dieses umfasst die Stadien vor, während und nach der Reise sowie zwischen verschiedenen Reisen. Verschiedene internetbasierte Anwendungen und damit einhergehende Praktiken sind den jeweiligen Phasen zugeordnet.
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Winsky, N. (2020). Digitale Informationsflut und touristische Angebote – Marketingstrategien von Stadtführungsunternehmen. In: Pietzcker, D., Vaih-Baur, C. (eds) Ökonomische und soziologische Tourismustrends. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29640-7_36
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