Zusammenfassung
Politik und Verwaltung treffen Entscheidungen von enormer Komplexität. Diese betreffen unterschiedlichste Akteure, berühren verschiedenste Fachgebiete, sind in ihren Konsequenzen niemals zweifelsfrei vorhersehbar, stets kontingent und erfordern ein hohes Maß an Wissen. Dieses Wissen wird nicht nur aktiv eingeholt, sondern verschiedene Akteure versuchen es strategisch im politischen Prozess zu platzieren. Sie betrachten dieses aktive Vorgehen als Voraussetzung dafür, dass ihre Interessen bei politischen Entscheidungen ausreichend berücksichtigt werden. Der vorliegende Artikel nähert sich dieser Form der interessengeleiteten Einbringung von Wissen in den politischen Prozess aus der Perspektive von Politik und Verwaltung. Nach einer Einführung in die Thematik sollen der Nutzen, aber auch die Grenzen aufgezeigt werden, die die Public Affairs für Politik und Verwaltung haben.
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Notes
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Aufgrund des nicht vorhandenen Lobbyregisters in Deutschland lassen sich keine genauen Zahlen angeben. Schätzungen gehen meist von Zahlen zwischen 5000 und 6000 Interessenvertretern in Berlin aus. Das Verbänderegister des Deutschen Bundestags führt in seiner Fassung vom 08.11.2019 insgesamt 2323 Verbände auf (1980 lag diese Zahl noch unter 1000). Die Liste basiert allerdings auf Freiwilligkeit und Public-Affairs Büros von Unternehmen, Agenturen oder Einzelberater werden nicht aufgeführt. Aktivitäten in Ministerien und anderen Verwaltungsbehörden werden ebenfalls nicht angezeigt und auch auf Länderebene lassen sich keine Aussagen treffen.
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In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage teilte das Bundesverwaltungsamt Ende 2019 in einer Drucksache des Bundestags (19/15632) mit, dass es weder personell noch materiell dafür ausgestattet sei, den gesamten Bedarf der Bundesverwaltung an Organisationsberatung abzudecken. Dies sei auch nicht die Aufgabe des Amtes, das aber im Rahmen seiner Kapazitäten dazu beitrage, den Beratungsbedarf der Bundesverwaltung im Sinne eines „gesunden“ Mixes durch interne und externe Beratung zu decken.
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Im Gegensatz dazu bewertet die Verwaltung, wie oben beschrieben, Wissen danach, ob es bei der Steigerung von Effizienz und Effektivität helfen kann. Wissenschaft wiederum bewertet Wissen anhand der Kategorie Wahrheit. Sie funktioniert nach bestimmten Verfahren und Praktiken, die dem wissenschaftlichen Wissen eine höhere Autorität als anderem Wissen verleihen (Knoblauch 2010, S. 238). Wissenschaftliche Beweise sind die „[…] dominant language of legitimation and persuasion in today’s liberal socities“ (Goodwin et al. 2001, S. 15). Dies könnte auch eine Erklärung dafür sein, warum die „Verwissenschaftlichung verbandlicher Expertise“ (Nullmeier 2013, S. 35) zunimmt. Die Verbandsexpertise erhält durch die Aufbereitung in Form von Studien eine „wissenschaftliche Überformung“ und dadurch eine „doppelte Legitimität“ (Nullmeier 2013, S. 35). Eine Konvergenz von Politik und Wissenschaft lässt sich auch bei der Annäherung der Leistungsspektren von Agenturen an den wissenschaftlichen Output von Think-Tanks (Römmele und Schober 2013), die ihre Leistungen vor allem in Form von Studien und anderen Expertisen produzieren (Lentsch und Weingart 2009), sowie an der zunehmenden politisch-ideologisch geprägten Ausrichtung der Denkfabriken (Speth 2004) feststellen. Die Unterscheidung zwischen Think-Tanks und Public Affairs wird daher auch von verschiedenen Autoren in Zweifel gezogen (Siefken 2010; Leif und Speth 2006).
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Napierala, N., Römmele, A. (2021). Public Affairs aus der Perspektive von Politik und Verwaltung: Nutzen und Grenzen. In: Röttger, U., Donges, P., Zerfaß, A. (eds) Handbuch Public Affairs. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22931-3_7
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