Zusammenfassung
Jugendliche können ihren Übergang in die postobligatorische Ausbildung zeitlich mitgestalten. Während einige direkt und ohne Verzögerung in eine nachobligatorische Ausbildung eintreten, bevorzugen andere mehr Zeit für den Übergang. Die vorliegende Studie fokussiert auf Jugendliche, die trotz Direktaspiration verzögert übertreten. Es wird untersucht, inwiefern bei jenen, die einen direkten Übertritt anstreben, Merkmale des Leistungs- und Selbstsystems bzw. des Systems der sozialen Bezugnahme mit der tatsächlichen Umsetzung eines direkten oder verzögerten Anschlusses zusammenhängen. Aus einer laufenden Studie zur Bildungsmobilität (TIDES-Studie) liegen hierzu für den Kanton Basel-Stadt/CH entsprechende Daten vor. Analysiert wurden die Angaben von Jugendlichen aus den beiden Leistungszügen „Grundanforderungen“ bzw. „erweiterte Anforderungen“ der Sekundarstufe I (N=375). Es zeigte sich, dass bei Lernenden, die das Niveau mit erweiterten Anforderungen absolvieren, das kognitive Fähigkeitspotenzial und die am Ende der achten Klasse erreichte Deutschnote mit der Umsetzung einer Direktaspiration zusammenhängen. Alle anderen Merkmale, wie beispielsweise die Selbstwirksamkeit (Selbstsystem) oder die erfahrene Anerkennung von Eltern oder Lehrpersonen (soziales Bezugssystem), waren nicht mit der Realisierung einer Direktaspiration assoziiert. Bei der Abteilung mit Grundanforderungen zeigten sich keine substanziellen Zusammenhänge zwischen den untersuchten Merkmalen und der Umsetzung der Absicht, direkt in ein Anschlussangebot zu wechseln. Die Befunde werden mit Blick auf bildungssystemische und merkmalsspezifische Aspekte genauso diskutiert, wie sie auf der Folie der Berufswahlpraxis reflektiert werden.
Chapter PDF
Similar content being viewed by others
Schlagworte
Literatur
BBG Berufsbildungsgesetz (2002). Stand 1. Januar 2016, Art. 12.
Bayard Walpen, S. (2013). Obligatorischer Schulabschluss. Wie weiter? Zur Bedeutung von Kompetenzeinschätzungen für den Übertritt in eine nachobligatorische Ausbildung. Zürich: Seismo.
Bergman, M. M., Hupka-Brunner, S., Keller, A., Meyer, T., & Stalder, B. E. (2011). Transitionen im Jugendalter: Ergebnisse der Schweizer Längsschnittstudie TREE. Zürich: Seismo.
BFS (2016). Längsschnittanalysen im Bildungsbereich. Der Übergang am Ende der obligatorischen Schule. Ausgabe 2016. Neuchâtel: BFS.
Dedering, H. (2002). Entwicklung der schulischen Berufsorientierung in der Bundesrepublik Deutschland. In J. Schudy (Hrsg.), Berufsorientierung in der Schule. Grundlagen und Praxisbeispiele (S. 17-31). Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt.
Dreher, E., & Dreher, M. (1985). ‘Entwicklungsaufgabe’ – theoretisches Konzept und Forschungsprogramm. In R. Oerter (Hrsg.), Lebensbewältigung im Jugendalter (S. 30-61). Weinheim: Edition Psychologie.
Düggeli, A., & Kinder, K. (2013). Ich trau mich schon und kann das auch: Jugendliche bewältigen Berufswahlbesorgnisse mit ihren Lehrpersonen. In T. Brüggemann & S. Rahn (Hrsg.), Berufsorientierung (S.211-219). Münster: Waxmann.
Düggeli, A. (2009). Ressourcenförderung im Berufswahlunterricht / Interventionsstudie mit Lernenden der Sekundarstufe I, Niveau Grundanforderungen. Münster, München, Berlin [u. a.]: Waxmann.
Fend, H. (2003). Entwicklungspsychologie des Jugendalters. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
Flammer, A. (1990). Erfahrung der eigenen Wirksamkeit / Einführung in die Psychologie der Kontrollmeinung. Berlin: Huber.
Grundmann, M. (2010). Handlungsbefähigung – eine sozialisationstheoretische Perspektive. In H.-U. Otto & H. Ziegler (Hrsg.), Capabilities – Handlungsbefähigung und Verwirklichungschancen in der Erziehungswissenschaft (S. 131-141). Münster: Waxmann.
Häfeli, K., & Schellenberg, C. (2009). Erfolgsfaktoren in der Berufsbildung bei gefährdeten Jugendlichen. Bern: Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK).
Häfeli, K., Neuenschwander, M., & Schumann, S. (Hrsg.). (2015). Berufliche Passagen im Lebenslauf. Berufsbildungs- und Transitionsforschung in der Schweiz. Wiesbaden: Springer VS.
Herzog, W., Neuenschwander, M. P., & Wannack, E. (2006). Berufswahlprozess. Bern, Stuttgart, Wien: Haupt Verlag.
Keller, F., & Moser, U. (2013). Schullaufbahnen und Bildungserfolg. Auswirkungen von Schullaufbahnen und Schulsystem auf den Übertritt ins Berufsleben. Zürich/Chur: Rüegger Verlag.
Landert, C. & Eberli, D. (2015). Bestandsaufnahme der Zwischenlösungen an der Nahtstelle I. Bericht. Zürich: Sozialforschung, Evaluation, Konzepte.
Marty, R., Hirschi, A., Jungo, D., Jungo, M., & Zihlmann, R. (2011). Berufswahlfreiheit. Ein Modell im Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft. Bern: SDBB Verlag.
Moser, U. (2004). Jugendliche zwischen Schule und Berufsbildung. Eine Evaluation bei Schweizer Grossunternehmen unter Berücksichtigung des internationalen Schulleistungsvergleichs PISA. Bern: hep Verlag AG.
Ratschinski, G., & Struck, P. (2012). Die entwicklungspsychologischen Grundlagen der Ausbildungsreife. In A. Bojanowski & M. Eckert (Hrsg.), Black Box. Übergangssystem (S.171-182). Münster, New York: Waxmann.
Savickas, M. L. (2005). The Theory and Practice of Career Construction. In S. D. Brown & R. W. Lent (Eds.), Career Development and Counseling: Putting Theory and Research to Work (pp. 42-70). Hoboken New Jersey: Wiley.
Seligman, M. (1979). Erlernte Hilflosigkeit. München: Urban und Schwarzenberg.
Shell (Hrsg.) (2015). Jugend 2015: 17. Shell Jugendstudie. Frankfurt a. Main: Fisher Verlag.
Solga, H. (2002). Stigmatization by Negative Selection’. Explaining Less-Educated People’s Decreasing Employment Opportunities. European Sociological Review, 18(2), 159-178.
Stoll, F., Vannotti, M., & Schreiber, M. (2011). Einstieg in die Berufswelt. Rahmenbedingungen und Voraussetzungen einer gelingenden Berufswahl – eine empirische Studie. Glarus/Chur: Rüegger Verlag.
Super, D. E. (1994). Der Lebenszeit-, Lebensraumansatz der Laufbahnentwicklung. In D. Brown & L. Brooks (Hrsg.), Karriere- Entwicklung (S. 211-280). Stuttgart: Klett-Cotta.
Unterburger, S. (2012). Berufswahlreife. Übersicht zur Theorienlage und Entwicklung eines Messinstruments. Saarbrücken: Akademiker Verlag.
Wischmann, A. (2010). Adoleszenz – Bildung – Anerkennung. Adoleszente Bildungsprozesse im Kontext sozialer Benachteiligung. Wiesbaden. VS Verlag.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Open Access Dieses Kapitel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Kapitel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Copyright information
© 2017 Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en)
About this chapter
Cite this chapter
Düggeli, A. (2017). Direkter oder verzögerter Übertritt?. In: Neuenschwander , M., Nägele, C. (eds) Bildungsverläufe von der Einschulung bis in den ersten Arbeitsmarkt . Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16981-7_9
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-16981-7_9
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-16980-0
Online ISBN: 978-3-658-16981-7
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)