Mitglieder einer bestimmten Gruppe identifizieren sich mit der Gruppe und hiermit auch mit anderen Gruppenmitgliedern (u. a. Turner, 1987). Für diese Identifizierungsprozesse sind Merkmale von hoher Bedeutung, die aus der Sicht der Gruppenmitglieder die Gruppe charakterisieren (Hogg, Cooper-Shaw & Holzworth, 1993). Derartige Gruppenmerkmale – auch als prototypische Merkmale bezeichnet – wirken sich u. a. auf die Effektivität und Intensität der Kooperation einer Gruppe (Turner & Bourhis, 1996), auf die Gruppenkohäsion (u. a. Carron, Colman, Wheeler et al., 2002), auf die Identifizierung mit Gruppennormen (u. a. Marques, Abrams, Paez et al., 1998) und die effektive Führung der Gruppe durch repräsentative Gruppenmitglieder aus (vgl. de Cremer, van Dijke & Mayer, 2010). Bislang ist allerdings weitgehend unklar, in welchen Ausprägungen Individuen solche prototypische Gruppenmerkmale beschreiben (vgl. de Cremer et al., 2010). Daher wurde in der vorliegenden Studie an weiblichen und männlichen Sportmannschaften das qualitative Spektrum von Merkmalen erfasst, mit denen Mannschaftsmitglieder den Prototyp ihrer jeweiligen Gruppe beschreiben. Ziel war es, diese Merkmale zu kategorisieren und übergeordnete Strukturen zu finden.

Turners Selbstkategorisierungstheorie (Turner, 1987) beschreibt den Prototyp als die kognitive Repräsentation all jener Merkmale, die die Gruppe am besten charakterisieren. Der Prototyp wird in der Literatur selten inhaltlich detailliert beschrieben und meist als „fuzzy set of attributes“ (de Cremer et al., 2010, S. 1122; Hogg, 1992, S. 94) bezeichnet. Diese Merkmalsets bestehen aus einer Vielzahl verschiedener, untereinander sowohl abhängiger als auch unabhängiger Merkmale, welche sowohl Wahrnehmungen, Gefühle, Verhaltensweisen und besonders Normen, Regeln und Werte umfassen (Turner, Hogg, Oakes et al., 1987) und sich stets an anderen Gruppen des gleichen Kontextes orientieren.

Die Konstruktion des Prototyps basiert auf einem sozialen Kategorisierungsprozess. Dieser Prozess orientiert sich an verschiedenen sozialen Kategorien, die in Abhängigkeit zum Kontext unterschiedlich salient sind. Im Zuge dieses Prozesses wird basierend auf der Wahrnehmung von Ähnlichkeiten auf einer Intrakategorienebene und Unterschieden auf einer Interkategorienebene der In-Group-Prototyp gebildet. Sobald eine soziale Kategorie für das Verhalten und die Eigenschaften einer Gruppe passt, wird diese psychologisch salient. Wenn ihre sozialen Kategorien salient werden, nehmen Gruppenmitglieder bei sich selbst die Charakteristika, die repräsentativ für entsprechende Kategorie sind wahr (u. a. Simon & Hamilton, 1994). Der Sinn dieses Prozesses ist es, Ähnlichkeiten auf einer Intergruppenebene zu minimieren und Unterschiede auf einer Intragruppenebene zu maximieren (Turner, 1987).

Die Minimierung von Ähnlichkeiten und die Maximierung von Unterschieden basieren auf kognitiven Vergleichsprozessen der eigenen In-Group mit wenigstens einer anderen Out-Group. Diese Vergleichsprozesse führen zu einer oftmals positiven Bewertung des eigenen In-Group-Prototyps und einer häufig negativen Bewertung der Out-Group (Waldzus & Mummendey, 2004). Es wird angenommen, dass eine Out-Group oftmals dann negativ bewertet wird, wenn die eigene In-Group besonders prototypisch für den übergeordneten Kontext ist (Mummendey & Wenzel, 1999). Je prototypischer die eigene In-Group wahrgenommen wird, desto attraktiver erscheint sie wiederum ihren Gruppenmitgliedern (Turner, 1987, S. 61).

Mitglieder einer Gruppe nehmen eine Vielzahl von Merkmalen als beschreibend für ihre Gruppe wahr und tauschen sich selten explizit auf interpersonaler Ebene über diese Merkmale aus. Da Prototypen und Informationen über den Prototyp aber von allen Gruppenmitgliedern geteilt werden (u. a. Hogg & Reid, 2006; Tindale, Meisenhelder, Dykema-Engblade et al., 2001), kann davon ausgegangen werden, dass die individuellen Repräsentationen des Prototyps auf einer interpersonellen Ebene zwischen allen Gruppenmitgliedern bewusst oder unbewusst synchronisiert werden. Dieser Synchronisationsprozess hat zur Folge, dass alle Gruppenmitglieder die Möglichkeit haben, den Prototyp in einer ähnlichen Art und Weise wahrzunehmen und sich so einer Gruppennorm anzupassen.

Der Prototyp wirkt sich auf die Sicherheit in Bezug auf die eigenen Wahrnehmungen und Einstellungen aus (u. a. Festinger, 1954); außerdem hilft er dem Individuum dabei, sich innerhalb der sozialen Umwelt zu orientieren (Tajfel & Turner, 1979). Diese Sicherheit gibt dem Individuum die Möglichkeit, sich schnell an unterschiedliche soziale Situation und Kontexte anzupassen und sich entsprechend zu verhalten. Erreicht wird dies in der Vorstellung der Selbstkategorisierung dadurch, dass die Individualität und die damit einhergehenden individuellen Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen durch den In-Group-Prototyp ersetzt werden. Die Selbstkategorisierung und der Prototyp bieten dem individuellen Gruppenmitglied entsprechend die Möglichkeit, sich über die eigenen Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen und die der anderen Gruppenmitglieder (Cameira, 2005), sowie der damit verbundenen Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit der eigenen Gruppe sicher zu sein.

Zusammengefasst betrachtet ist der Prototyp der eigenen Gruppe ein abstraktes, dynamisches und unbewusst zwischen der Gruppenmitgliedern synchronisiertes Abbild der auf einer Intra- und Intergruppenebene wahrnehmbaren Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der eigenen In-Group und wenigstens einer anderen Out-Group, welche die Gruppenmitglieder charakterisieren und ihnen aufzeigt, wie sie als typisches Gruppenmitglied denken, fühlen und sich verhalten sollen (de Cremer et al., 2010).

Während Literatur zur Entstehungs- und Funktionsweise des Prototyps häufig ist (u. a. Hogg & Reid, 2006), beschäftigen sich nur sehr wenige Studien mit der inhaltlichen Struktur oder einer inhaltlichen Beschreibung von Prototypen. Hogg und Hardie (1991) führten eine Studie mit 28 Spielern einer australischen Fußballmannschaft durch, um die wahrgenommene Protoypikalität der anderen Mannschaftsmitglieder zu untersuchen. Der Prototyp wurde mithilfe einer offenen Frage erfasst. Die Spieler wurden gebeten aufzuschreiben, welche Eigenschaften die Mannschaft und den Teamspirit der Mannschaft charakterisieren würden (Hogg & Hardie, 1991, S. 177). Die von den Spielern angegebenen Eigenschaften wurden von den Autoren in die drei Gruppen 1. „Kameradschaft“, „Kollegialität“, „bedingungslose gegenseitige Unterstützung“, 2. „aufgabenorientierte gegenseitige Ermutigung“, „Bestärkung“, „Motivation“ sowie 3. „andere niederkämpfen“ und „mit anderen Zeit verbringen“ unterteilt. In zwei weiteren Untersuchungen von Hogg et al. (1993) wurde dieselbe Methodik bei Arbeitsgruppen erneut eingesetzt. Die Ergebnisse zeigen hier, dass die normativen Eigenschaften 1. „Freundschaft und Kooperation zwischen Arbeitskollegen“, 2. „Aufgabenengagement“, 3. „Stolz auf die Qualität des Service“, 4. „hart arbeiten“ und 5. „ergebnisorientiert zu sein“ den Prototyp der Arbeitsgruppe charakterisieren. Ein Vergleich und eine Zuordnung der Merkmale zu den in der Literatur genannten Kategorien (u. a. Wahrnehmungen, Einstellungen, Gefühle, Verhaltensweisen, Normen, Regeln, Werte) fehlt in beiden Studien jedoch genauso, wie eine differenzierte inhaltliche Beschreibung der entwickelten Kategorien.

Aufbauend auf der spärlichen Forschungslage zur inhaltlichen und strukturellen Zusammensetzung des Prototyps, verfolgt die vorliegende Studie das Ziel, zu untersuchen, welche Merkmale einzelne Mitglieder von Sportmannschaften für ihr Team als typisch ansehen. Diese Merkmale werden sowohl inhaltlich beschrieben als auch systematisch strukturiert, um dabei zu helfen, Intrateamprozesse besser verstehen und bewältigen zu können.

Methode

Stichprobe

Die Stichprobe bilden insgesamt 12 Herren- und 8 Frauenfußballmannschaften mit insgesamt n = 278 Mannschaftsmitgliedern (67 % männlich; 83 % deutscher Herkunft), die alle freiwillig an der Studie teilnahmen. Von den teilnehmenden Mannschaften spielten sechs in der 4. Amateurliga (Landesliga), 13 in der 3. Amateurliga (Verbandsliga) und eine Mannschaft in der 2. Amateurliga (Oberliga). Die Anzahl der Spieler pro Mannschaft lag im Mittel bei 13,9 (SD = 3,4). Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren durchschnittlich 23,5 Jahre alt (SD = 5,0 Jahre) und waren im Mittel seit 2,2 Jahren (SD = 3,4 Jahre) Mitglied ihrer aktuellen Mannschaft. Eine Mannschaft wurde von der Analyse ausgenommen, da lediglich drei Spielerinnen während der Befragung anwesend waren.

Trotz des qualitativen Vorgehens wurde eine große Untersuchungsgruppe gewählt. Hierdurch sollte eine möglichst große Merkmalsvariation erreicht werden, die innerhalb des theoretischen Ansatzes zum Prototyp Strukturen repräsentativ erfassen hilft.

Eine Einschlussbedingung war, dass sich die Mitglieder der Mannschaft mindestens drei Monate kannten. Hierdurch wurde gewährleistet, dass die Spielerinnen und Spieler Mannschaftsmerkmale wahrnehmen und reflektieren konnten. Um den Kontext auf den Leistungssport zu reduzieren, wurden nur Mannschaften ausgewählt, die mindestens in der 4. Amateurliga (Landesliga) spielen.

Die Spieler wurden über die Trainer und Trainerinnen akquiriert. Diese wurden kurz vor bzw. während der Winterpause telefonisch kontaktiert und über das allgemeine Ziel der Studie informiert. Die vollständige Anonymität wurde allen Beteiligten zugesichert. Die Teilnahme war freiwillig.

Datenerfassung und Datenauswertung

In den teilnehmenden Mannschaften wurden bei allen Spielerinnen und Spielern Eigenschaften des subjektiv wahrgenommenen Prototyps mittels einer schriftlich zu bearbeitenden offenen Frage erhoben („Welche Merkmale beschreiben Ihrer Meinung nach die Spieler Ihrer Mannschaft am besten oder unterscheiden die Spieler Ihrer Mannschaft von Spielern anderer Mannschaften in Ihrer Liga?“). Die Formulierung der Frage basiert auf der theoretischen Annahme, dass es sowohl Merkmale gibt, welche 1. die Ähnlichkeit der Gruppenmitglieder beschreiben als auch solche, die 2. die Unterschiede der eigenen Gruppe zu anderen Gruppen des gleichen Kontextes beschreiben (u. a. Turner, 1987).

Die Befragung der Mannschaften fand vor (bei einer Mannschaft nach) einer Trainingseinheit in einer Umkleidekabine, einem Besprechungsraum oder auf dem Trainingsplatz statt. Zu Beginn wurden die Mannschaftsmitglieder darüber informiert, dass die Studie zum Ziel habe, die soziale Wahrnehmung in Fußballmannschaften zu untersuchen. Es wurde darauf hingewiesen, dass es keine richtigen oder falschen Antworten gibt, sondern die individuelle Meinung zählt. Für die individuelle, schriftliche Bearbeitung der offenen Frage standen den Mannschaftsmitgliedern vier Minuten zur Verfügung. Das vorrangige Ziel der Zeitlimitierung war es, ausschließlich jene Merkmale zu erfassen, die bei den Spielerinnen und Spielern zum Zeitpunkt der Befragung relativ spontan repräsentiert waren und welchen daher im Rahmen des Mannschaftskontextes aufgrund ihrer Salienz eine besondere Relevanz unterstellt werden kann (Hassebrauck, 1992).

Die von den Sportlerinnen und Sportlern angegebenen Merkmale wurden auf Basis der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring, 2010) in vier Schritten ausgewertet. 1) In Schritt 1 wurden alle Aussagen der Mannschaftsmitglieder durch Auslassungen und Generalisation reduziert, inhaltlich und semantisch analysiert und anschließend mithilfe des Analyseprogramms MAXQDA kodiert. Insgesamt wurden in diesem ersten Arbeitsschritt 1581 Merkmale identifiziert und kodiert. 2) Im zweiten Arbeitsschritt wurden Merkmalsgruppen gebildet. Hierzu wurden Merkmale, welche mehrfach genannt wurden oder semantisch sehr ähnlich beschaffen waren, zusammengefasst (Mayring, 2010). 3) In einem weiteren Schritt wurden die auf diese Weise entwickelten 69 Merkmalsgruppen vier verschiedenen Kategorien zugeordnet. Als Denkmodell – und zugleich Strukturvorlage – für diese Kategorien diente das multidimensionale, hierarchische Selbstkonzeptmodell nach Shavelson et al. (1976). Demzufolge wurden eine soziale, emotionale, physische und akademische Kategorie verwendet, um die Merkmalsgruppen zuzuordnen. 4) Schließlich wurden im Anschluss an diesen deduktiv geprägten dritten Schritt die vorliegenden Kategorien modifiziert und ergänzt (Mayring, 2010). Hierzu wurden induktiv, das heißt unmittelbar aus dem Datenmaterial heraus, Merkmalsgruppen betrachtet, die sich den deduktiv beschriebenen Kategorien nicht sinnvoll zuordnen ließen.

Die Güte der Auswertung wurde überprüft, nachdem etwa 25 % der Merkmale kodiert und den bereits erarbeiteten Kategorien und Subkategorien zugeordnet waren. Hierzu wurden 50 zufällig ausgewählte Merkmale zwei Kodiererinnen und zwei Kodierern vorgelegt, um die Verständlichkeit und Eindeutigkeit der erstellten Kategorienstruktur zu überprüfen. Der Einsatz verschiedener Personen im Kategorienbildungsprozess (Forscher-Triangulation) sollte gewährleisten, dass (Fehl-)Interpretationen und Verzerrungen durch die individuelle Sicht einzelner Personen minimiert oder vorgebeugt wurde. Die Kodiererinnen und Kodierer wurden gebeten, die ihnen vorgelegten Merkmale anhand eines Kodierleitfadens den erarbeiteten Kategorien zuzuordnen und sich ausschließlich an der Bedeutung des einzelnen Attributs selbst zu orientieren, ohne die Merkmalsnennungen bezüglich ihrer Bedeutung zu interpretieren. Basierend auf der Formel von Krippendorff (2011) wurde überprüft, ob die Definition von Kategorien und Subkategorien verständlich und eindeutig war (Mayring, 2010). Die Interkoderreliabilität ist mit α = 0,863 als gut zu bewerten.

Ergebnisse

Auf Grundlage der Aussagen der einzelnen Spielerinnen und Spielern konnten inhaltliche Kategorien und Strukturen von Merkmalen ermittelt werden, die aus Sicht der befragten Mannschaftsmitglieder jeweils typisch für die eigene Mannschaft sind. Diese Inhalts- und Strukturanalyse wurde mannschaftsübergreifend angelegt, um herauszufinden, ob strukturelle Ähnlichkeiten unabhängig von der Mannschaftszugehörigkeit bestehen.

Die genannten Merkmale lassen sich in die Kategorien der 1) „sozialen Merkmale“, 2) „psychischen Merkmale“, 3) „sportspezifischen Merkmale“ und 4) „ökologischen Merkmale“ unterteilen. Diese vier Kategorien sind in jeweils drei Subkategorien untergliedert und erscheinen insgesamt in ihrer deduktiv-induktiv entwickelten Struktur theoretisch gesättigt. Tab. 1 bietet einen Überblick über die strukturelle und inhaltliche Zusammensetzung der in der Studie erarbeiteten Systematisierung für Prototypen.

Tab. 1 Deduktiv-induktiv entwickelte Kategorien und Subkategorien der prototypischen Merkmalsnennungen

Soziale Merkmale

Die Kategorie „soziale Merkmale“ repräsentiert solche Merkmale, die sich auf Verhaltensweisen im Rahmen sozialer Interaktionen und die soziale Nähe zwischen den Mannschaftsmitgliedern beziehen. Sie besteht aus den drei Subkategorien „normative Merkmale“, „interaktionale Merkmale“ und „Zusammengehörigkeit“.

In der Subkategorie „normative Merkmale“ befinden sich Beschreibungen von Verhaltensweisen, deren Einhaltung erwartet wird, da sie auf impliziten oder expliziten Regeln einer Gruppe für Mitglieder beruhen (u. a. „Disziplin“, „Fairness“, „Hilfsbereitschaft“, „Respekt“). Diese prototypischen Verhaltensweisen transportieren zudem Einstellungen und Überzeugungen der Gruppe in Hinsicht auf soziale Interaktionen. Hierbei scheint bei den meisten Ausprägungen sowohl das Verhalten innerhalb der Gruppe als auch das Verhalten im Intergruppen-Kontext betroffen zu sein (bspw. „Hilfsbereitschaft“, „Fairness“).

Die Subkategorie der „interaktionalen Merkmale“ steht für solche Charakteristika, die soziale Interaktion zwar als konkrete Verhaltensweisen, jedoch ohne eindeutigen Bezug auf implizite oder explizite Regeln der Gruppe beschreiben. Auffällig ist zudem, dass diese Subkategorie häufig auch negativ konnotierte Verhaltensweisen beinhaltet (z. B. „chaotisches Verhalten“, „Zickereien“). Soziale Verhaltensweisen beschreiben somit häufig, was aus Sicht der Spielerinnen und Spieler zwar als prototypisch, jedoch in vielen Fällen nicht unbedingt als erstrebenswert oder empfohlen wahrgenommen wird.

Die dritte Subkategorie umfasst Merkmale, welche die wahrgenommene „Zusammengehörigkeit“ der Mannschaftsmitglieder widerspiegeln. Hiermit wird weniger Verhalten selbst, sondern die mit dem sozialen Verhalten einhergehende Sozialform beschrieben („Familie“, „Gemeinschaft“, „Wir sind ein Team“ oder „Zusammenhalt“).

Psychische Merkmale

Die Kategorie „psychische Merkmale“ fasst all jene Attribute zusammen, welche psychische Prozesse die im Kontext mit Kognitionen, Emotionen und Motivation stehen, beschreiben und besteht aus den drei Subkategorien „kognitive Kompetenzen“, „emotionale Merkmale und „motivationale Merkmale“.

Im Fokus der Subkategorie „kognitive Kompetenzen“ stehen Merkmale, welche sich auf das allgemeine geistige Niveau und den Bildungsstand der Gruppenmitglieder beziehen (u. a. „intelligente Jungs“, „studierte Spieler“). Weiterhin sind auch mentale Fähigkeiten, die eine Person dazu befähigen sportliche Anforderungen zu bewältigen, Teil dieser Subkategorie (z. B. „konzentriert“, „kreativ“, „lernfähig“). Entsprechend beschreibt die Subkategorie der kognitiven Kompetenzen notwendige Eigenschaften, welche für die Mannschaftsmitglieder Voraussetzung für die erfolgreiche Ausübung des Sports sind.

Die Subkategorie „emotionale Merkmale“ fasst jene Beschreibungen zusammen, in denen sich das subjektive Gefühlserleben der Mannschaft ausdrückt. Teil dieses Gefühlserlebens sind Emotionen und Stimmungen (u. a. „viel Spaß“, „Freude am Spiel“, „prächtige Stimmung“) innerhalb der Mannschaft. Diese Subkategorie besteht folglich aus Emotionen, die aus der kognitiven Bewertung des Kontextes entstehen, und in der subjektiven Wahrnehmung der Spieler oder der gesamten Mannschaft begründet liegen.

Als dritte Subkategorie der psychischen Merkmale fassen die „motivationalen Merkmale“ jene Merkmalsgruppen zusammen, welche motivationale Einstellungen und Verhaltensweisen (z. B. „Ehrgeiz“, „Engagement“, „Wille“) sowie allgemeine und konkrete Zielformulierungen (u. a. „gemeinsame Ziele“, „Aufstieg“, „Klassenerhalt“) betreffen. Besonders die motivationalen Verhaltensweisen stehen häufig in direkter Beziehung zu motivationalen Eigenschaften, da sich aus den einzelnen Eigenschaften ein entsprechendes Verhalten ergeben kann.

Sportspezifische Merkmale

Die Kategorie „sportspezifische Merkmale“ fasst jene Merkmale zusammen, welche die wahrgenommenen Fähigkeiten und Eigenschaften, die für die Ausübung der Sportart von entscheidender Bedeutung sind, beschreiben. Sie ist in die drei Subkategorien „taktische Merkmale“, „sportartspezifische Merkmale“ und „physische Merkmale“ unterteilt.

Die Subkategorie „taktische Merkmale“ bildet das von der Mannschaft gespielte System, die taktische Ausrichtung sowie die spezifischen taktischen Fähigkeiten ab, welche die Mannschaft charakterisieren (z. B. „Wir spielen TannenbaumsystemFootnote 1“, „schneller Konter“, „stärkste Abwehr“). Diese Merkmale transportieren weniger Eigenschaften, welche die einzelnen Spielerinnen und Spieler in den Augen der Mannschaftsmitglieder betreffen, sondern beschreiben vielmehr gemeinsame Fähigkeiten der Individuen im Mannschaftsverbund.

In der Subkategorie „sportartspezifische Merkmale“ sind Merkmale enthalten, die aus Sicht der Spielerinnen und Spieler eine Mannschaft dazu befähigen, Fußball mit Erfolg auszuüben. Zu diesen Fähigkeiten und Fertigkeiten gehören für die Mannschaftsmitglieder sowohl die sportartspezifische Technik als auch die Abstimmung im Spiel (u. a. „gutes Kurzpassspiel“, „spielstark“, „eingespielt“). Dabei wird der Fokus nicht ausschließlich auf die Fähigkeiten der ganzen Mannschaft, sondern auch auf die Leistungsfähigkeit einzelner Mitglieder gerichtet.

Die dritte Subkategorie „physische Merkmale“ beschreibt allgemeine und sportartunspezifische physische Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche die Spielerinnen und Spieler bei ihrer Mannschaft als prototypisch wahrnehmen. Hierzu zählt neben den konditionellen und motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten (z. B. „konditionell stark“, „durchtrainiert“) auch das äußere Erscheinungsbild der Mannschaft (z. B. „gutaussehend“). Die Subkategorie der physischen Eigenschaften steht damit teilweise im engen Zusammenhang mit den sportartspezifischen Fähigkeiten, grenzt sich jedoch von diesen durch die Beschreibung individueller Fähigkeiten und Fertigkeiten von den vielmehr auf die Spielfähigkeit bezogenen Merkmalen deutlich ab.

Ökologische Merkmale

Die Kategorie „ökologische Merkmale“ trägt der Tatsache Rechnung, dass eine Mannschaft immer sowohl eine ihr eigene Struktur aufweist als auch in ein sie umgebendes, strukturiertes und strukturierendes sowie organisiertes und organisierendes Netz eingebunden ist. Die drei Subkategorien „Mannschaftsumfeld“, „organisatorische Merkmale“ und „Mannschaftsstruktur“ machen dies deutlich.

Die Subkategorie „Mannschaftsumfeld“ wird durch Merkmale gebildet, welche das Vereinsleben und das allgemeine und spezielle Mannschaftsumfeld beschreiben (u. a. „gutes Umfeld“, „manchen liegt das Vereinsleben am Herzen“, „wenig Druck von außen“). Hierbei scheint es bei den Merkmalen von Bedeutung zu sein, inwiefern das Umfeld die Mannschaft unterstützt.

In der Subkategorie der „organisatorischen Merkmale“ sind neben den allgemeinen organisatorischen Rahmenbedingungen, unter denen eine Mannschaft existiert, trainiert und an Wettkämpfen teilnimmt, auch finanzielle Aspekte enthalten (z. B. „semiprofessionell“, „Nachwuchsprobleme“, „Ascheplatz“).

Die dritte Subkategorie „Mannschaftstruktur“ ergibt sich aus Merkmalen, welche die innere und äußere Struktur der Mannschaft beschreiben (u. a. „kleiner Kader“, „gute Mischung aus jung und erfahren“, „viele verschiedene Kulturen“) .

Diskussion

Ziel der vorliegenden Studie war es, prototypische Mannschaftsmerkmale im Fußball inhaltlich zu beschreiben und diese sinnvoll zu strukturieren. Die erfassten Merkmale repräsentieren erwartungskonform (Turner et al., 1987) sehr unterschiedliche Gruppenaspekte, nämlich Normen, Regeln, Werte, Wahrnehmungen, Gefühle und Verhaltensweisen. Sie lassen sich in gut definierbare Kategorien und Subkategorien gliedern. Die vier Hauptkategorien tragen soziale, psychische, sportspezifische und ökologische Merkmale des Prototyps. Jede Hauptkategorie lässt sich in drei Unterkategorien untergliedern. Insgesamt helfen die Inhalte und die erarbeitete Struktur zu verstehen, wie in Fußballmannschaften der Prototyp beschaffen ist, und anhand welcher Merkmale auf einer Intergruppenebene Ähnlichkeiten und auf einer Intragruppenebene Unterschiede wahrgenommen werden.

Die Systematisierung der erfassten Merkmale eröffnet sowohl auf dimensionaler (Hauptkategorien) als auch auf hierarchischer Ebene (Ober-/Unterkategorien) eine genauere Erklärung für prototypische Beschreibungen von Mannschaftsmitgliedern. Das heißt, die entwickelten Kategorien erlauben einen differenzierteren Einblick in die kognitive Repräsentation gruppentypischer Merkmale als es anhand von Ergebnissen bisheriger Studien möglich war (u. a. Hogg et al., 1993; Hogg & Hardie, 1991). Der Prototyp wird basierend auf den Studienergebnissen in seiner Komplexität systematisiert und damit detaillierter dargestellt. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass die deduktiv vorgegebene Struktur (sozial, emotional, physisch, akademisch) nicht allein bestätigt wurde, sondern durch das empirische Material in ihrer Ausprägung gewichtet, ausdifferenziert und ergänzt werden konnte.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Kategorie der sozialen Merkmale überdurchschnittlich viele Nennungen enthält, die sich qualitativ ausdifferenzieren lassen. Entsprechend kann davon ausgegangen werden, dass diese Kategorie offenbar von besonderer Bedeutung für die Beschreibung des Prototyps zu sein scheint (Tab. 1). Dieses Ergebnis stimmt mit der Annahme überein, dass der Prototyp vorwiegend Normen, Regeln, Werte, Wahrnehmungen, Gefühle und Gruppenaspekte umfasst (Turner et al., 1987), und für die Gruppenmitglieder bei sozialen Interaktionen hilfreich ist.

Neben den sozialen Merkmalen bilden sich psychische Eigenschaften der Mitglieder einer Sportmannschaft sehr differenziert im Prototyp ab. Unterscheidbar sind emotionale, kognitive und motivationale Merkmale. Von diesen Merkmalen werden insbesondere kognitive und motivationale Aspekte in der Prototypen-Literatur bislang kaum erwähnt. Offensichtlich sind insbesondere bei Sportmannschaften die psychischen Eigenschaften (z. B. emotionale und motivationale Kompetenz) der Spieler zur Erreichung von Zielen und positiven Ergebnissen besonders bedeutsam, was ihre besondere Differenzierung im hier erfassten Merkmalspool erklären kann.

Interessant ist, dass für die Beschreibung der eigenen In-Group oder die Abgrenzung zu anderen Out-Groups des gleichen Kontextes nicht nur soziale und psychische sondern auch sportspezifische (z. B. Taktik, Technik) und ökologische Merkmale (z. B. Organisation, Mannschaftsumfeld) genannt werden. Derartige Merkmale sind in bisherigen Prototypenbeschreibungen (vgl. de Cremer et al., 2010; Hogg, 1992; Turner et al., 1987) nicht enthalten. Die Beschreibungen des Prototyps beziehen sich bislang nahezu ausschließlich auf allgemeine soziale und psychische Merkmale; dies ist einerseits verständlich, da die Psyche der Gruppenmitglieder und ihre Interaktionen unmittelbar mit dem Prototyp verknüpft scheinen. Andererseits zeigen unsere Ergebnisse, dass auch Rahmenbedingungen (d. h. organisatorische Merkmale) für die Selbstcharakterisierung einer Gruppe von Bedeutung zu sein scheint.

Die von uns identifizierten Kategorien und Subkategorien sowie deren Inhalte finden sich auch in verschiedenen Teamdiagnoseinstrumenten wieder (vgl. Lau, Kauffeld, Schliermann et al., 2008). Lau et al. (2008) greifen mit ihrem Instrument beispielsweise Zielorientierung (d. h. motivationale Merkmale), Aufgabenbewältigung (d. h. kognitive Merkmale) sowie Verantwortungsübernahme und Zusammenhalt (d. h. soziale Merkmale) auf. Auffallend ist jedoch, dass die Struktur der prototypischen Merkmale komplexer ist als die Struktur der diagnostischen Verfahren und dass einige spezifische Merkmale unerwähnt bleiben (z. B. taktische oder ökologische Merkmale), was jedoch mit der spezifischen Zwecksetzung des Instruments zusammenhängen kann.

Die gefundenen distinkten Kategorien und Subkategorien sind das Ergebnis gruppeninterner Synchronisation. Dieser Synchronisationsprozess findet zwischen den Gruppenmitgliedern sowohl bewusst als auch unbewusst statt und bezieht sich auf Normen, Regeln, Werte, Gefühle, Gedanken etc. Diese Synchronisierung und Informationsweitergabe innerhalb kleiner sozialer Gruppen wird in der kognitiven Psychologie als Metakognition beschrieben. Metakognition bezeichnet dabei das Wissen eines Gruppenmitglieds, was andere Gruppenmitglieder wissen, denken und fühlen, und hilft dem einzelnen Mitglied dabei, sich norm- und regelkonform innerhalb der In-Group zu verhalten (u. a. Marques et al., 1998; Tindale et al., 2001).

Rückschlüsse auf die Zeitstabilität der erfassten Merkmale lassen die vorliegenden Ergebnisse nicht zu. Einerseits ist anzunehmen, dass Prototypen sich mehr oder weniger schnell verändern können, da sie dynamischen Gruppenprozessen unterliegen, die sich nicht in ein starres, statisches Konzept pressen lassen (Carron, Hausenblas & Eys, 2005). Dieses Veränderungspotenzial des Prototyps ist in bestimmten Gruppensituationen (z. B. bei Aufnahme eines neuen Mannschaftsmitglieds oder Veränderungen im Mannschaftsumfeld) eine wichtige Entwicklungsbedingung. Andererseits ist eine gewisse Stabilität Voraussetzung dafür, dass Prototypen ihre Funktionalität entfalten können. Das heißt, der soziale Mehrwert prototypischer Wahrnehmungen – beispielsweise für die Leistungsfähigkeit oder die Stimmungslage in einer Gruppe – ist nur dann zu erwarten, wenn sich die Mitglieder einer Mannschaft ihrer positiven Attribute auch für die Zukunft sicher sind.

In der praktischen Arbeit mit Sportmannschaften hilft das Wissen um die Zusammensetzung des Prototyps dabei, Merkmale zu identifizieren, die für die Mannschaft bedeutsam und relevant sind. Solche Merkmale zu kennen ist wichtig, wenn eine Trainerin oder ein Trainer Teile des Prototyps einer Mannschaft in eine bestimmte Richtung beeinflussen möchte (um z. B. bestimmte normative Eigenschaften stärker zu fokussieren oder die Identifikation der Spielerinnen und Spieler mit der Mannschaft zu stärken); auch für die Integration von neuen Mannschaftsmitgliedern ist es relevant, prototypische Strukturen zu kennen. Für neue Spielerinnen und Spieler können Merkmale des Mannschaftsprototyps, (und damit für die Gruppe geltende Normen; Hogg, 1992) Hinweise geben, wie sie sich in der Mannschaft zu verhalten haben und was von ihnen erwartet wird. Über eine Systematisierung und hierdurch eine klarere Beschreibung des Prototyps besteht die Möglichkeit, dass neue Mannschaftsmitglieder diesen schneller wahrnehmen und sich dadurch schneller mit der Mannschaft identifizieren können sowie zeitnah in die Mannschaft integriert werden. Da sowohl der Grad der Integration (z. B. Ellemers, Gilder & Haslam, 2004, S. 473; Turner & Bourhis, 1996) als auch das Ausmaß der Identifikation mit der Mannschaft (u. a. Allen & Meyer, 1996) einen direkten Einfluss auf die Leistung und den Erfolg einer Mannschaft haben, kommt diesem Aspekt besondere praktische Relevanz zu.

Um die beschriebenen Prozesse der Teamidentifikation und Integration neuer Spieler in der Praxis umzusetzen, sind sowohl diagnostische als auch interventionsbezogene Maßnahmen notwendig. Der diagnostische Prozess könnte aus der gemeinschaftlichen Klärung von prototypischen Merkmalen bestehen (z. B. Diskussion solcher Merkmale mit oder ohne Trainer). In solchen Diskussionen sollten auch Prioritäten festgelegt werden, von denen die Mannschaftsmitglieder meinen, dass sie essenziell für die Mannschaft sind und damit auch grundlegend von alten und neuen Spielerinnen und Spielern erfüllt werden müssen. Weiterhin besteht für Trainerinnen und Trainer auch die Möglichkeit in Einzelgesprächen mit verschiedenen Mannschaftsmitgliedern (z. B. Kapitän, langjährige Spielerinnen und Spieler), die inhaltliche Ausprägung des Gruppenprototyps zu erfahren und zu besprechen. Interventionen könnten darin bestehen, in Training, Wettkampf oder auch außerhalb des sportlichen Settings prototypische Merkmale hervorzuheben oder – falls notwendig – auch zu reduzieren (z. B. durch Kommentierung von Übungen oder Trainingsergebnissen).

Zu bedenken bleibt, dass im Rahmen der Studie lediglich ein Teil der individuellen kognitiven Repräsentation einzelner Mannschaftsmitglieder in Bezug auf den Prototyp der Mannschaft erfasst wurde. In der Befragungssituation nannten die Mannschaftsmitglieder aufgrund der methodischen Vorgehensweise lediglich jene Merkmale, welche aktuell und situativ salient waren. Es ist jedoch durchaus denkbar, dass in anderen speziellen Situationen von Training und Wettkampf möglicherweise andere Merkmalsbeschreibungen von Bedeutung sind. Das Erfassen des Prototyps ist somit auch abhängig von der Erfassungssituation – die in unserem Befragungsansatz genannten Merkmale bilden daher den Mannschaftsprototyp vermutlich nur teilweise ab.

Die vorliegende Studie birgt einige Implikationen für zukünftige Forschungsarbeiten. Zunächst sollte überprüft werden, ob die erarbeitete Systematisierung auch auf andere Gruppenkontexte im Sport zutreffen. Dies würde einerseits andere Sportspiele betreffen (z. B. Handball, Basketball), andererseits jedoch auch das Mannschaftsgefüge in Individualsportarten (d. h. Trainings- und Wettkampfteams z. B. im Schwimmen oder der Leichtathletik). Unter Umständen zeigen sich auch prototypische Unterschiede in Abhängigkeit vom Kontext (z. B. Wettkampf, Training). Von grundlegend deskriptivem Interesse könnte darüber hinaus sein, wie häufig einzelne Merkmalsgruppen genannt werden, ob sich derartige Häufigkeiten zwischen Teilpopulationen unterscheiden (z. B. je nach Geschlecht oder Spielklasse) und ob Zusammenhänge von Nennungshäufigkeiten zu beobachten sind.

Aus theoretischer Sicht erscheint uns folgende Fragestellung in Zukunft besonders interessant: Wenn Prototypen ihrer Definition nach von vielen Gruppenmitgliedern geteilt werden (Hogg & Reid, 2006; Tindale et al., 2001), dann müssten die Nennungshäufigkeiten innerhalb einer Gruppe stärker korrelieren als zwischen Gruppen. Fraglich wäre darüber hinaus, ob eine derartige Intragruppenhomogenität mit Leistungs- und Erfolgskennwerten oder anderen Außenkriterien korrespondiert.

Abschließend bleibt aus einer theoretischen Perspektive zu klären, inwieweit die vorliegende inhaltliche Beschreibung von Mannschaftsprototypen mit anderen Theoriekonstrukten der Gruppenpsychologie korrespondiert. Hierzu gehört insbesondere der Zusammenhang von Prototyp und kollektiven Konstruktionen der Sozialpsychologie (z. B. dem kollektiven Selbstwert, der kollektiven Selbstwirksamkeit oder dem Gruppenvertrauen; Bandura, 1997; Foddy, Platow & Yamagishi, 2009; Luhtanen & Crocker, 1992). Aus theoretischer Sicht wäre beispielsweise nachvollziehbar, dass eine positive Wahrnehmung und Bewertung des Gruppenprototyps mit einer entsprechend hohen kollektiven Selbstwirksamkeit einhergeht (da z. B. erwartbar ist, dass der Prototyp effektiv mit der Wahrnehmung kollektiver Selbstwirksamkeit zusammenhängt). Es gälte somit grundsätzlich zu klären, inwieweit prototypische Merkmale und gruppenbezogene Einstellungen korrespondieren. Hiermit verbunden wären sogar Perspektiven der Interventionsforschung, nach denen prototyp-orientierte Treatments zu einer Erhöhung von beispielsweise kollektivem Selbstwert oder Gruppenvertrauen führen könnten. Diese kurzen Ausführungen zu Perspektiven zeigen die Reichhaltigkeit ungelöster ­Fragen und Prozesse, die immer noch in der Erforschung von Gruppenprozessen liegen.