In Deutschland leiden ca. 1,5 Mio. Erwachsene an einer entzündlich rheumatischen Erkrankung [12]. Aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung ist mit einer Zunahme der Inzidenz, insbesondere aber der Prävalenz von rheumatologischen Erkrankungen zu rechnen [1, 11].

Entsprechend der Statistik der Bundesärztekammer vom 31.12.2018 waren im Bundesgebiet 54.982 Internistinnen und Internisten tätig. Davon sind 54,3 % der Kolleginnen und Kollegen älter als 50 Jahre [5]. In Bezug auf das Fachgebiet der internistischen Rheumatologie trugen 1286 Ärztinnen und Ärzte die Facharztbezeichnung Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie bzw. Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Rheumatologie [5]. Für eine flächendeckende ambulante rheumatologische Versorgung wird entsprechend dem Memorandum der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie ein Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie pro 50.000 Einwohner gefordert [13]. Folglich besteht ein Mehrbedarf von 574 Rheumatologen im ambulanten Sektor und von 36 Rheumatologen im rehabilitativen Bereich sowie ein Bedarf von 267 bis 400 internistischen Rheumatologen im stationären Sektor (aktuell tätig im stationären Bereich: 172 Rheumatologen) [13]. Aktuell fehlt daher fast die Hälfte an internistischen Rheumatologen, um den Mindestbedarf abzubilden [13]. Dem gegenüber stehen nur 42 Facharztanerkennungen (26 Frauen und 16 Männer) für das Fachgebiet Innere Medizin und Rheumatologie in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2018 [5].

In den letzten Jahren wurde durch die Einführung der Medizinischen Versorgungszentren das klassische ambulante Betätigungsfeld in einer kassenärztlichen bzw. privatärztlichen Praxis verändert. Zusätzlich wird mit der Implementierung der ambulant spezialärztlichen Versorgung (ASV) die Trennung zwischen dem stationären und ambulanten Sektor abgeschwächt.

Aufgrund des fehlenden Nachwuchses als auch der veränderten Tätigkeitsfelder für internistische Rheumatologen stellt sich die Frage, welche Anforderungen die zukünftigen Rheumatologinnen und Rheumatologen an den Arbeitsplatz und das Arbeitsumfeld als Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie stellen und welche Vorstellungen sie mit ihrem künftigen Berufsleben verbinden.

In diesem Zusammenhang wurde eine Befragung der Assistenzärztinnen und Assistenzärzte rheumatologischer Weiterbildungsstätten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bezugnehmend auf die perspektivischen Vorstellungen in der Tätigkeit als Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie durchgeführt. Im Rahmen der Befragung sollten folgende Fragestellungen beantwortet werden:

  1. I.

    Welche Facharztbezeichnung wird von den Assistenzärzten und Assistenzärzten rheumatologischer Weiterbildungsstätten in Mitteldeutschland angestrebt?

  2. II.

    Wird eine spätere rheumatologische Tätigkeit als Facharzt in einer Klinik oder Niederlassung präferiert?

  3. III.

    Welche Vorstellung besteht in Bezug auf eine Niederlassung?

  4. IV.

    Welche Faktoren werden für das weitere Berufsleben als wichtig eingeschätzt?

Methodik

Mithilfe eines Fragebogens erfolgte die Befragung von Weiterbildungsassistentinnen und Weiterbildungsassistenten zum Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie an insgesamt 25 Weiterbildungsstätten in Sachsen (n = 13), Sachsen-Anhalt (n = 6) und Thüringen (n = 6) bezüglich der beruflichen Vorstellungen nach Abschluss der Facharztausbildung. Die Befragung fand im Zeitraum vom 01.07.2018 bis 31.10.2018 statt.

Der Fragebogen befasst sich mit folgenden Punkten:

  1. I.

    Angestrebte Facharztbezeichnung

  2. II.

    Avisierter Tätigkeitsschwerpunkt (Klinik vs. Niederlassung)

  3. III.

    Niederlassung

  4. IV.

    Berufsleben

Statistik

Die Erfassung der Daten erfolgte mit Microsoft® Excel für Windows (Microsoft Corporation, Redmond, WA, USA). Mit IBM SPSS® Version 24.0 (IBM SPSS Statistics, Chicago, IL, USA) für Windows wurden die deskriptiven statistischen Analysen durchgeführt.

Ergebnisse

Insgesamt haben 27 Teilnehmer (17 Frauen und 10 Männer) den Fragebogen zurückgesandt. Das mittlere Alter betrug 32,3 + 4,5 Jahre. Das aktuelle Facharztweiterbildungsjahr betrug im Mittel 4,4 ± 2,3 Jahre. Bei 7 Kolleginnen und Kollegen (26 %) lag eine Facharztweiterbildung vor. Alle 7 Kollegen trugen die Facharztbezeichnung „Facharzt für Innere Medizin“.

Weiterbildungsstätten

In Mitteldeutschland sind 25 Weiterbildungsstätten für den Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie vorhanden. Die volle Weiterbildungsbefugnis (36 Monate) zum Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie wiesen sowohl die Universitätsklinika (n = 4) als auch die Kliniken mit einer stationären rheumatologischen Versorgung (n = 6) in Mitteldeutschland auf. Des Weiteren verfügt ein Medizinisches Versorgungszentrum über die volle Weiterbildungsbefugnis von 36 Monaten. Eine 18-monatige Weiterbildungsbefugnis liegt in 8 Praxen und 1 Klinik vor. Zwei Kliniken und 1 Praxis weisen eine Weiterbildungsbefugnis von 24 Monaten auf. Zwei Weiterbildungsstätten (1 Klinik und 1 Praxis) besitzen jeweils eine 12-monatige Weiterbildungsbefugnis.

I. Angestrebte Facharztbezeichnung

Es strebten 60 % der befragten Kolleginnen und Kollegen den Facharzt für Innere Medizin (gesamte Innere Medizin) sowie den Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie mit einer Mindestweiterbildungszeit von 8 Jahren an. Von 41 % der Befragten wurde der Facharzt für Innere Medizin (gesamte Innere Medizin) mit einer Weiterbildungszeit von 5 Jahren avisiert. Des Weiteren gaben 22 % der Befragten den Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie (Mindestweiterbildungszeit 6 Jahre) und 4 % der Befragten den Facharzt für Allgemeinmedizin als primär möglichen Facharzt an (im Rahmen der Befragung war hier eine Mehrfachbefragung möglich). Zwischen Frauen und Männern zeigt sich kein Unterschied bezüglich der angestrebten Facharztrichtung (Tab. 1; Abb. 1).

Tab. 1 Angestrebte Facharztbezeichnung der Assistenzärztinnen und Assistenzärzte im Fachgebiet innere Medizin und Rheumatologie in Mitteldeutschland (eine Mehrfachnennung war möglich)
Tab. 2 Faktoren der angehenden Rheumatologinnen und Rheumatologen, welche an das Berufsleben als Rheumatologin bzw. Rheumatologe gestellt werden
Abb. 1
figure 1

Angestrebte Facharztbezeichnung der Assistenzärztinnen und Assistenzärzte im Fachgebiet Innere Medizin und Rheumatologie in Mitteldeutschland (eine Mehrfachnennung war möglich)

Es zeigten 74 % der Teilnehmer ein Interesse bezüglich einer Facharztausbildung im ambulanten Bereich.

II. Avisierter Tätigkeitsschwerpunkt (Klinik vs. Niederlassung)

Ein Bestandteil unserer Untersuchung war die Frage nach dem bevorzugten Tätigkeitsfeld nach Abschluss der Facharztausbildung. Hier wollten 44 % der Befragten (Frauen: 53 % und Männer: 30 %) in einer Niederlassung tätig sein; 30 % (Frauen: 29 % und Männer: 30 %) strebten eine kombinierte Tätigkeit in Klinik und Niederlassung an; 15 % der Befragten (Frauen: 12 % und Männer: 20 %) favorisierten ausschließlich eine Tätigkeit in einer Klinik. Bei 11 % wurde keine Präferenz bezüglich des potenziellen Tätigkeitsfeldes angegeben (Abb. 2).

Abb. 2
figure 2

Darstellung der avisierten Tätigkeitsschwerpunkte als Fachärztin bzw. Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie (Gesamt: n = 27, Frauen n = 17 und Männer n = 10)

Hinsichtlich der Präferenz der späteren Tätigkeit wurde das Kollektiv in die Kollegen und Kolleginnen mit bereits erteilter Facharztbezeichnung für Innere Medizin oder ein nichtrheumatologisches internistisches Teilgebiet (n = 7) und ohne jegliche Facharztbezeichnung (n = 20) unterteilt. Für die Fachärzte ergibt sich folgende Präferenz: Klinik 0 %, Niederlassung 43 %, Klinik und Niederlassung 43 % sowie keine Präferenz 14 %. Für die Kollegen ohne Facharztbezeichnung konnte ein differentes Ergebnis ermittelt werden (Klinik 20 %, Niederlassung 45 %, Klinik und Niederlassung 25 %, keine Präferenz 10 %).

Es möchten 48 % der Befragten (Frauen: 59 % und Männer: 30 %) die spätere berufliche Tätigkeit nach Abschluss der Facharztausbildung in Teilzeit durchführen.

III. Niederlassung

Im Rahmen eines Rankings auf einer numerischen Skala von 1–10 (1 = unwahrscheinlich, 10 = wahrscheinlich) gaben die Kolleginnen und Kollegen im Mittel einen Wert von 5,0 ± 2,0 in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit einer Niederlassung als Rheumatologe an. Von den Befragten, welche eine Niederlassung als positiv einschätzten, wird eine Niederlassung in Nähe der Ausbildungsstätte (5,6 ± 2,9) sowie in Mitteldeutschland (6,7 ± 3,3) avisiert.

Es können sich 74 % der Befragten Assistenzärztinnen (94 %) und Assistenzärzte (40 %) eine zukünftige Tätigkeit in einem Medizinischen Versorgungszentrum vorstellen. Bezüglich einer Praxisübernahme einer etablierten rheumatologischen Praxis gaben lediglich 19 % der Befragten einen bereits bestehenden Kontakt zu einem Praxisinhaber an; 62 % schätzten eine Hospitation in einer Praxis als potenziell interessant ein.

Im Rahmen eines Freitextes konnten weiterführend Pro und Kontra für eine Kliniktätigkeit oder eine Tätigkeit in der Niederlassung formuliert werden.

Als Vorteil für eine Niederlassung wurden Selbstständigkeit, Flexibilität und Eigenverantwortlichkeit gesehen. Als negative Punkte für die Niederlassung wurden das selbst zu tragende wirtschaftliche Risiko, die selbstständig durchzuführende Abrechnung als auch das ambulante Spektrum der rheumatologischen Krankheitsbilder genannt.

Für eine Tätigkeit in einer Klinik sprächen nach Aussage der Teilnehmer das vielfältige Spektrum an rheumatischen Erkrankungen sowie die umfassenderen diagnostischen Möglichkeiten. In diesem Zusammenhang wurde mehrfach das interdisziplinäre Arbeiten positiv bewertet. Als ein weiterer positiver Aspekt für eine klinische Tätigkeit wird das fehlende finanzielle Risiko angeführt. Als negativer Faktor eines Klinikarbeitsplatzes werden die Dienstbelastung sowie das Dienstsystem, die Arbeitsbelastung, die Überstunden und eine fehlende Flexibilität in Bezug auf die Arbeitszeit angesehen.

IV. Berufsleben

In Bezug auf das spätere Berufsleben schätzen die befragten Assistenzärztinnen und Assistenzärzte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (77 %), die Work-Life-Balance (58 %), aber nur 38 % die regionale Bindung als sehr wichtige Faktoren ein. Als weitere wichtige Punkte werden die Selbstständigkeit (61 %) und Verantwortung (77 %) angegeben (Details s. Tab. 2).

Unter Berücksichtigung der Antworten für die angehenden Rheumatologinnen und Rheumatologen steht v. a. die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen (88 %) im Vergleich zu Männern (56 %) im Vordergrund. Für die angehenden Rheumatologen (56 %) spielt dafür die regionale Bindung eine größere Rolle (Frauen 29 %).

Diskussion

Im Rahmen der Befragung von Assistenzärztinnen und Assistenzärzten des Fachgebietes Innere Medizin und Rheumatologie wurden die zukünftigen beruflichen Perspektiven nach Abschluss der Facharztweiterbildung evaluiert.

Fast zwei Drittel der Befragten (60 %) möchte eine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin (gesamte Innere Medizin) und Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie mit einer Mindestweiterbildungszeit von 8 Jahren absolvieren.

Ein Drittel favorisiert die kombinierte Arbeit in einer Klinik und Niederlassung. Durch die Öffnung der Grenze zwischen ambulanter und stationärer Versorgung im Rahmen der ambulant spezialärztlichen Versorgung (ASV) kann gleichzeitig eine ambulante und stationäre rheumatologische Versorgung von einer Einrichtung (insbesondere Krankenhäuser) gewährleistet werden, sodass hier in Zukunft entsprechende Arbeitsplatzmodelle mit der Kombination einer klinischen und ambulanten Tätigkeit angeboten werden könnten. Entsprechend sind bereits 13 ASV-Teams in Deutschland implementiert (Stand: 12.08.2019, [4]).

Nach Abschluss der Weiterbildung wird von knapp der Hälfte (44 %) eine Niederlassung angestrebt. Die internistische Rheumatologie ist als Fach besonders im ambulanten Sektor vertreten. Entsprechend der Erhebung des Verbandes der Rheumatologischen Akutkliniken von 2016 sind 172 internistische Rheumatologinnen und Rheumatologen in Kliniken tätig, und 665 Vertragsärzte stehen der ambulanten internistischen rheumatologischen Versorgung zur Verfügung [13]. Unter Berücksichtigung der niedrigen Anzahl an Facharztprüfungen im Jahr 2018 [5] sowie der ambulanten, stationären und rehabilitativen rheumatologischen Unterversorgung [13] als auch der Altersstruktur der ambulant tätigen Kollegen und Kolleginnen (innerhalb der nächsten 15 Jahre scheidet ca. die Hälfte der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen aus dem Berufsleben aus) [8] stehen den angehenden Rheumatologinnen und Rheumatologen vielfältige berufliche Angebote zur Verfügung, welche eine weitere Beschäftigung in der internistischen Rheumatologie nach Abschluss der Facharztausbildung ermöglichen. Auf der anderen Seite besteht vonseiten der Kassenärztlichen Verwaltung die Möglichkeit der Umwandlung eines nicht besetzten rheumatologischen Facharztsitzes in einen anderen internistischen Facharztsitz (z. B. Kardiologie). Zusätzlich sind in Sachsen-Anhalt seit dem Jahr 2000 4 stationäre rheumatologische Standorte aufgrund der fehlenden Neubesetzungen nach Berentung oder Niederlassung der Stelleninhaber weggefallen.

Als Argumente für eine Niederlassung werden die selbstständige ärztliche Tätigkeit, die Flexibilität und Eigenverantwortlichkeit angesehen. Gegen eine Niederlassung spricht für die angehenden Rheumatologinnen und Rheumatologen das wirtschaftliche Risiko als auch die selbstständige Durchführung der Abrechnung. In diesem Zusammenhang stellt für die meisten der Befragten (74 %) ein Arbeitsplatz in einem Medizinischen Versorgungszentrum eine mögliche Alternative dar.

In Bezug auf die Fachärzte strebt niemand eine ausschließlich klinische Tätigkeit an. Als Ursachen, welche gegen eine klinische Tätigkeit sprechen, werden v. a. die Dienstbelastung als auch die Arbeitsbelastung und die fehlende Flexibilität in Bezug auf die Arbeitszeit angeben. Unter Berücksichtigung dieser Punkte müssen die klinischen Arbeitsplätze deutlich an Attraktivität gewinnen, um langfristig Fachärzte an einer Klinik zu binden, wobei hier neben der Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch die Klinikbetreiber auch eine Änderung der politischen Rahmenbedingungen (z. B. Verringerung des ökonomischen Druckes) notwendig sein wird.

Für immerhin 48 % der Befragten ist eine Teilzeitbeschäftigung von besonderem Interesse. Besonders Frauen (Frauen 59 % vs. Männer 30 %) favorisieren eine Teilzeittätigkeit. Dieses Ergebnis ist mit den Daten der durch die Nachwuchsgruppen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und des Berufsverbandes Deutscher Internisten (BDI) durchgeführten webbasierten Befragung aller in der DGIM und im BDI organisierten Weiterbildungsassistenten vergleichbar [10]. In der Studie von Koch et al. (2011) wird für Primärzte (Allgemeinmediziner, hausärztlich tätige Internisten und Kinderärzte) in Deutschland eine mediane Wochenarbeitszeit von 50 h angegeben [9]. Daten für internistische Rheumatologinnen und Rheumatologen liegen nicht vor, wobei die Wochenarbeitszeit für ambulant tätige Rheumatologen mit der erhobenen Wochenarbeitszeit von Primärärzten vergleichbar sein dürfte. Unter dem Gesichtspunkt einer Wochenarbeitszeit von 50 h sowie der vom Nachwuchs gewünschten Vereinbarkeit von Familie und Beruf als auch Work-Life-Balance treten Teilzeitarbeitsmodelle deutlich mehr in den Vordergrund und müssen vonseiten der Arbeitgeber zunehmend Berücksichtigung finden.

Im letzten Teil beschäftigt sich der Fragebogen mit den Vorstellungen der angehenden Rheumatologinnen und Rheumatologen auf das Berufsleben als Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie. Als sehr wichtige Punkte wurden die Work-Life-Balance (58 %) und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (77 %) angegeben.

Kasch et al. führten eine Onlinebefragung an 9079 Medizinstudierenden durch. Als besonders wichtiger Faktor in Bezug auf die zukünftige Arbeitsplatzwahl und die zu erwartende Arbeitsplatzzufriedenheit wurde die Work-Life-Balance für beide Geschlechter genannt [7].

In einer Umfrage zur Berufszufriedenheit von Hausärzten aus dem Jahr 2009 konnten 35 % der Teilnehmer den Beruf mit der Familie gut vereinbaren. Bei 32 % der Befragten lag eine Unzufriedenheit in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor [3]. In einer weiteren deutschlandweiten Umfrage unter urologischen Assistenzärztinnen und Assistenzärzten wurde ebenfalls nur eine befriedigende Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermittelt [2]. Gleiches gilt für Befragung der Weiterbildungsassistenten der DGIM und des BDI, bei der die Mehrheit (58 %) nicht zufrieden mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist [10].

Somit ist die Work-Life-Balance und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein wichtiger Faktor, über welchen das Fachgebiet attraktiv erscheint und Nachwuchs gewonnen werden kann.

Nur 38 % der Befragten sahen die regionale Bindung als wichtig an. Möglicherweise hat ein relativ großer Anteil insbesondere der weiblichen Auszubildenden keine besonders starke Bindung an die Region, was ein Indikator für die Bereitschaft sein könnte, ggf. künftig in weniger strukturschwache Regionen abzuwandern. Die Schwierigkeiten bei der Versorgung dieser Regionen könnten sich daher verstärken, auch wenn diese Annahme spekulativ ist.

Zukünftige Perspektiven

Traditionell ist das Fachgebiet der internistischen Rheumatologie besonders im ambulanten Sektor mit einer kassenärztlichen bzw. privatärztlichen Praxis vertreten. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Umfrage streben nur 44 % der angehenden Rheumatologinnen und Rheumatologen eine ausschließlich ambulante Tätigkeit in einer eigenständig geführten rheumatologischen Praxis an. Als Hindernis für eine Niederlassung wird das selbstständig zu tragende wirtschaftliche Risiko gesehen. Entsprechend dem aktuellen Honorarbericht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung betrugt der Honorarumsatz je Rheumatologe im Bundesgebiet 70.380 € im vierten Quartal 2016 (Sachsen 77.449 €, Sachsen-Anhalt 66.252 € und Thüringen 45.785 €). Im Vergleich dazu hat ein Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie/Onkologie im vierten Quartal 2016 einen Honorarumsatz von 88.594 € im Bundesgebiet umgesetzt (Sachsen 99.205 €, Sachsen-Anhalt 88.748 € und Thüringen 82.552 €) ([6], Stand 07.02.2019).

Auf der anderen Seite wurde von 30 % der Befragten eine gleichzeitige Tätigkeit in der Klinik und Ambulanz favorisiert. In der Publikation von Keyßer et al. sehen klinisch tätige Rheumatologen eine Verbesserung der rheumatologischen Versorgung durch die Ausweitung der ambulanten Kapazitäten an Krankenhäusern und die Einführung der ambulant spezialärztlichen Versorgung [8].

Um entsprechenden Nachwuchs für das Fachgebiet der internistischen Rheumatologie gewinnen zu können, sind perspektivisch alternative Arbeitsplatzangebote z. B. in Medizinischen Versorgungszentren bzw. im Rahmen der ambulant spezialfachärztlichen Versorgung zu schaffen, welche für die angehende Rheumatologin bzw. den Rheumatologen kein wirtschaftliches Risiko darstellen.

Unter Berücksichtigung des Frauenanteils von 63 % in der Umfrage sollten diese Arbeitsplatzangebote die Möglichkeit einer Teilzeitbeschäftigung bzw. die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als auch die Work-Life-Balance aufweisen, um die Gewinnung von rheumatologischen Nachwuchs und die rheumatologische Versorgung auch in strukturschwachen Gebieten auch künftig zu ermöglichen.

Als Limitationen der vorliegenden Arbeit sind der begrenzte Stichprobenumfang als auch die Begrenzung der Umfrage auf Mitteldeutschland zu diskutieren, wobei die Daten auf andere Regionen in Deutschland mit einer vergleichbaren Struktur der Gesundheitseinrichtungen übertragbar sein dürften. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass sich die von den Befragten angegebenen Priorisierungen im weiteren Berufsleben ändern könnten.

Fazit für die Praxis

  • Weniger als die Hälfte der angehenden Fachärztinnen und Fachärzte für Innere Medizin und Rheumatologie streben eine ausschließlich ambulante Tätigkeit an, wobei die Tätigkeit mit der Familie als auch der Work-Life-Balance zu verbinden sein soll.

  • Die Ergebnisse zeigen auch, dass für die meisten Befragten die Tätigkeit in einer eigenverantwortlich geführten Einzelpraxis nur eine geringe Priorität hat.

  • Folglich sind Strategien gefordert, die eine Niederlassung für den rheumatologischen Nachwuchs attraktiver machen.