Zusammenfassung
Blitzunfälle mit Beteiligung von Personen sind seltene Ereignisse, bei denen ein Mensch durch elektrische, thermische und/oder mechanische Energie verletzt oder getötet werden kann. Dabei kann die Energie durch verschiedene Übertragungsmechanismen zum Menschen gelangen und verschiedene Gesundheitsschäden verursachen. Im zweiten Teil des CME-Beitrages werden die Pathophysiologie des Todes durch Blitzschlag sowie charakteristische Befunde bei der ärztlichen Leichenschau und bei der Obduktion, die zur richtigen Diagnose führen, vorgestellt. Weiterhin beinhaltet der Beitrag eine Empfehlung für eine technische Unterstützung bei der Rekonstruktion von unklaren Fällen.
Abstract
Lightning accidents involving humans are rare incidents in which a person can be injured or killed by electrical, thermal and/or mechanical energy. The energy can be transmitted to humans through various mechanisms and cause various damages to health. In the second part of the CME article, the pathophysiology of death due to lightning strikes and characteristic findings during the external examination of the corpse and during the autopsy, which lead to the correct diagnosis are presented. The article also includes a recommendation for technical support in the reconstruction of unclear cases.
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Lernziele
Nach der Lektüre dieses Beitrages …
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sind Ihnen mögliche Pathomechanismen beim akuten oder protrahierten Todeseintritt bekannt,
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sind Sie in der Lage, die Todesursache bei Vorhandensein von charakteristischen Befunden im Rahmen einer ärztlichen Leichenschau festzustellen,
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können Sie mit typischen Obduktionsbefunden die Leichenschaudiagnose bestätigen,
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ist Ihnen klar, warum Todesfälle durch einen Blitzunfall verkannt werden können,
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kennen Sie eine technische Möglichkeit, die Diagnose bei nicht zweifelsfreier/m Auffindungssituation/Obduktionsergebnis abzusichern.
Hintergrund
Ein Blitzschlag kann die Gesundheit eines Menschen schädigen oder ihn töten. Die außergewöhnliche Gefahr, die von Gewittern ausgeht, beruht darauf, dass Blitze durch ubiquitäre meteorologische Vorgänge entstehen, die alle Individuen zu potenziellen Opfern machen.
In den letzten Jahren ist ein deutlicher Rückgang an Blitzunfällen mit Todesfolge in Deutschland zu verzeichnen gewesen. Während in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts noch 40 bis 100 Menschen/Jahr durch Blitzschlag in Deutschland verstarben, sind in den Jahren nach 2000 nur noch 0 bis 10 Todesfälle/Jahr festgestellt worden [1, 2].
Die Seltenheit des Auftretens, die Möglichkeit von Unfällen mit diskreten charakteristischen Leichenschaubefunden und mangelnde Kenntnisse bzw. Sorgfalt des Untersuchers begünstigen das Verkennen von letalen Blitzunfällen [3, 4, 5, 6].
Über die Zahl der Patienten, die in Deutschland einen Blitzunfall überlebten, gibt es keine statistischen Angaben. In zahlreichen anderen Ländern ist die Situation ähnlich [7].
Die verschiedenen pathophysiologischen Abläufe bei akuten und protrahierten letalen Unfällen sowie die für eine richtige Diagnosestellung bekannten und in den meisten Fällen makroskopisch nachweisbaren charakteristischen Befunde bei der Leichenschau und Obduktion werden nachfolgend vorgestellt. Dabei wird aufgrund der deutlichen Abnahme der tödlichen Unfälle in den letzten Jahrzehnten nicht nur auf aktuelle Fachliteratur zurückgegriffen.
Merke
Von Leichenschauärzten wurden bereits letale Unfälle verkannt.
Pathophysiologie der Todesursache durch Blitzschlag
Die pathophysiologischen Abläufe beim Tod durch Blitzschlag sind bisher nicht zweifelsfrei geklärt. In der Fachliteratur werden sowohl eine zentrale Atemlähmung als auch ein Herzkammerflimmern bzw. eine Asystolie als häufige Ursache des Todes durch Blitzschlag am Unfallort genannt [5, 8, 9, 10, 11, 12, 13].
Bei einer Latenz zwischen dem Blitzunfall und dem Todeseintritt kommen mehrere verschiedene Pathomechanismen, die zum letalen Ausgang führen, in Betracht. So finden sich im Schrifttum die Diagnosen akuter Myokardinfarkt, hypoxische Hirnschädigung, Verbrennungskrankheit, Rhabdomyolyse, Pneumonie, Multiorganversagen, septischer Schock, akutes Nierenversagen oder andere schwere Traumafolgen [2, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22]. Dabei ist die Überlebenszeit sehr unterschiedlich, in der Regel von wenigen Stunden bis zu 4 Monaten [2, 9, 14, 18, 22, 23].
Merke
Beim akuten Tod durch Blitzschlag verstirbt ein Mensch am ehesten durch Herzkammerflimmern, Asystolie oder zentrale Atemlähmung.
Ein Blitzunfall kann zu einem akuten Myokardinfarkt führen.
Diagnosestellung – charakteristische Befunde beim Tod durch Blitzschlag
Ärztliche Leichenschau
Umgebung des Unfallopfers
Wie auch bei anderen Todesursachen, sollte sich der Arzt beim Tod durch Blitzschlag vor der eigentlichen Leichenschau ein umfassendes Bild von der unmittelbaren Umgebung des Auffindungsortes machen. Dabei können bereits zahlreiche Befunde für die richtige Diagnose zielführend sein. In der Nähe der verstorbenen Person können z. B. Bäume charakteristische, relativ geradlinige oder spiralartig um den Stamm verlaufende Verbrennungen der Rinde, [22, 24], Hüttenkonstruktionen zersplitterte Holzbalken [2], Straßendecken oder Gehwegplatten frische kraterartige Defekte [25, 26] und Rasen bahnartige Verbrennungen [2] aufweisen (Abb. 1, 2, 3 und 4). Weiterhin sind charakteristische Lichtenberg-Figuren (s. unten) auch auf Golfrasen oder Gehwegplatten beobachtet worden [27, 28, 29, 30, 31]. Ein oder mehrere in der Nähe aufgefundene leblose Säugetiere sind ebenfalls ein starkes Indiz für einen stattgehabten Blitzunfall [32].
Merke
Tödliche Blitzunfälle weisen in der Regel charakteristische Befunde in der unmittelbaren Umgebung des Opfers auf.
Bekleidung des Opfers
Im nächsten Schritt sollten zwingend die Bekleidung des Opfers und, wenn vorhanden, getragener Schmuck oder/und andere Gegenstände gründlich inspiziert werden, da diese bei zahlreichen ausgewerteten Unfällen ein breites Spektrum charakteristischer Beschädigungen aufwiesen. Dabei standen Zerreißungen, gruppierte, bräunlich-schwärzliche Verbrennungsspuren und/oder Schmelzeffekte der getragenen Kleidung, punktförmige Perforationen, Zerreißungen und/oder Schmelzeffekte der Schuhe und Niederschlag von Metallisation (Verdampfen von z. B. getragenen Ketten) im Vordergrund (Abb. 5 und 6). An Kunstfasertextilien wurden mikroskopisch kolbige Auftreibungen der Faserenden als Schmelzeffekte beobachtet [2, 5, 6, 12, 17, 26, 32, 33, 34, 35, 36, 37]. Weiterhin wurden bei Blitzunfällen eine Lichtenberg-Figur auf der Außenseite eines Halbschuhs aus Leder [38] sowie vorgewölbte Schmelzkugeln und miteinander verschweißte Glieder einer Halskette beobachtet [4].
Merke
Durch die bei einem Blitzunfall häufig beteiligte mechanische und thermische Energie kommt es bei Opfern häufig zu Zerreißungen und/oder Verbrennungen der Bekleidung.
Äußere Untersuchung der Leiche
Erst nach der Inspektion der Umgebung und Bekleidung folgt die eingehende Untersuchung der Leiche. Dabei können wiederum zahlreiche Befunde zur richtigen Diagnose führen.
Blitzopfer weisen häufig Lichtenberg-Figuren, Versengungen der Körperhaare, unterschiedlich geformte Verbrennungen oder Metallisationseffekte auf (Abb. 7, 8, 9, 10, 11, 12 und 13; [2, 5, 24]). Der Blitz hinterlässt an der Körperoberfläche häufig eine diskontinuierliche, mehrfach unterbrochene „Blitzstraße“, bestehend aus Hautverbrennungen und versengten Haaren [12]. Bisher ist es in keinem Fall eines letalen Blitzunfalles zu einer vollständigen Körperzerstörung, wie in einer CME-zertifizierten Fortbildung der Zeitschrift Notfall + Rettungsmedizin behauptet wurde, gekommen [39].
Merke
Bei der äußeren Inspektion der Leiche können verschiedene charakteristische Befunde zur richtigen Leichenschaudiagnose führen.
Lichtenberg-Figuren einschließlich Relevanz für rechtsmedizinische Praxis.
Lichtenberg-Figuren sind baum-, farnkraut- oder sternförmige Muster, die als Resultat elektrischer Hochspannungsentladungen auf oder in isolierenden Materialien (Dielektrika) entstehen. Sie sind nach dem deutschen Physiker Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799) benannt, der sie ursprünglich als zweidimensionale Muster in seinem Labor entdeckte, als sie sich im Staub auf der Oberfläche einer geladenen Isolierplatte bildeten. Lichtenberg-Figuren entstehen typischerweise durch die rasante elektrostatische Entladung bzw. Umverteilung von auf der Oberfläche von Isolierplatten befindlichen elektrischen Ladungen [40]. Demnach muss es für die Entstehung einer Lichtenberg-Figur folgende 3 Voraussetzungen geben:
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1.
eine große Ladungsdifferenz (Hochspannung z. B. bei Gewitterlagen zwischen Erde und Wolke),
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2.
eine Entladung (z. B. Blitz) und
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3.
einen feste Oberfläche (z. B. Haut).
Lichtenberg-Figuren nach Blitzschlag sind ein physikalisches Phänomen und unabhängig von anatomischen Strukturen [41].
Nach einer langjährigen Diskussion, welcher Pathomechanismus den Lichtenberg-Figuren bei Blitzschlagopfern zugrunde liegt, wird heute davon ausgegangen, dass es sich bei den Lichtenberg-Figuren der Haut definitiv nicht um Verbrennungen oder Hämorrhagien handelt und nach dem Verschwinden des Erythems die Haut wieder unauffällig ist. Die Farbe der Lichtenberg-Figuren auf der Haut ist immer rötlich und am ehesten durch eine vorübergehende Hyperämie in den obersten Hautschichten zu erklären [12, 42, 43], wobei die Form unabhängig von anatomischen Strukturen, wie z. B. Blutgefäßverläufen, Nerven etc., ist [41].
Merke
Eine Lichtenberg-Figur der Haut eines Blitzopfers ist am ehesten eine transiente Hyperämie.
Die Lichtenberg-Figuren bei Blitzopfern werden mitunter auch bezeichnet als Blitzfigur [5, 38], Lichtenberg-Blume [44], keraunografische Marke („keraunographic marking“) [20, 45, 46], „feathering“ (Gefieder, Federkleid) [8, 13] oder „arborescent skin mark“ (baumartige Hautmarke) [47].
Lichtenberg-Figuren treten bei etwa 17–30 % aller Blitzopfer auf [47, 48]. Diese baumartigen Erytheme auf der Haut des Menschen können sowohl beim Überlebenden als auch beim Getöteten vorkommen [28, 38, 43, 49, 50, 51]. Alle blitzbedingten Lichtenberg-Figuren der Haut sind unmittelbar nach dem Blitzschlag vorhanden, verblassen nach wenigen Stunden und sind in der Regel nach 24 h, spätestens aber nach 3 Tagen nicht mehr nachweisbar (Tab. 1). Deshalb sollten diese Marken aus Gründen der Beweissicherung immer umgehend fotografisch dokumentiert werden (Abb. 7). Nach dem Verschwinden der Figuren bleiben keine Residuen zurück [41, 49, 51, 52].
Weiterhin wurden arborisierende Gebilde nach Blitzschlag bisher auf Golfrasen [27, 28, 29], Lederschuh [38], Wachsfigur [53] und Gehwegplatte [30] beobachtet. Auch deshalb sollte ein Leichenschauarzt bei einem Verdacht auf Tod durch Blitzschlag vor Ort immer auch die unmittelbare Umgebung der Leiche in Augenschein nehmen. Blitzbedingte Lichtenberg-Figuren können bei verschiedenen Energieübertragungsmechanismen vorkommen [51, 53]. Vor wenigen Jahren wurde der erste Hochspannungsunfall, der zu einer Lichtenberg-Figur auf der Haut eines überlebenden Opfers geführt hat, beschrieben [54]. Auch deshalb wird empfohlen, den Ausdruck Lichtenberg-Figur gegenüber Blitzfigur vorzuziehen. Kann bei der Untersuchung der Leiche ein Hochspannungsunfall durch künstliche Elektrizität ausgeschlossen werden, ist das Vorhandensein einer Lichtenberg-Figur auf der Haut eines Opfers pathognomonisch für einen Blitzunfall [8, 27, 42, 52, 55].
Merke
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Lichtenberg-Figuren treten bei 17–30 % der Blitzopfer auf.
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Lichtenberg-Figuren verschwinden in der Regel in den ersten 24 h nach dem Unfall.
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Lichtenberg-Figuren nach Blitzschlag können an verschiedenen Oberflächen entstehen.
Verbrennungen.
Bei Blitzopfern, die eine schwere Schädigung erlitten hatten, wurden Verbrennungen relativ oft beobachtet. In einer Studie aus den USA wiesen 48 von 54 Personen (89 %), die stationär behandelt wurden, zumeist multiple Verbrennungen auf [9].
Ein Blitzschlag kann vielgestaltige Hautverbrennungen verursachen. Am häufigsten beobachtet wurden [5, 38, 45, 56, 57, 58]:
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1.
Blitzein- und Blitzaustrittsmarken („entry/exit burns“),
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2.
relativ geradlinige Verbrennungen („linear burns“),
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3.
punktförmige, schrotschussartige oder blumenartige Verbrennungen („punctate burns“, „flower like burns“),
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4.
Kontaktverbrennungen („contact burns“),
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5.
flächenhafte oberflächliche Erytheme, zum Teil mit geringgradigen Blasenbildungen („flash burns“),
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6.
tiefe Verbrennungen („full-thickness burns“).
Dabei kann das Ausmaß der Verbrennungen an der Haut bis 29 % der Körperoberfläche sein [59] und 1. bis 3 Grades betragen [12, 60, 61, 62, 63].
Merke
Ein Großteil der stationär behandelten Blitzopfer weist Hautverbrennungen 1. bis 3. Grades auf.
Blitzeintrittsmarken werden, wenn vorhanden, häufig im Bereich des Kopfes und die Austrittsmarken an den Füßen beobachtet [5, 6, 8, 17, 18, 34, 64]. Dagegen werden relativ geradlinige Verbrennungen eher am Rumpf festgestellt [18, 26, 59, 65]. Die schrotschussartigen oder blumenartigen Verbrennungen haben Ähnlichkeit mit den Crocodile-skin-Befunden beim Hochspannungsunfall mit Einwirkung eines Störlichtbogens. Möglicherweise sind hier Verbrennungen durch umherfliegende heiße Flüssigkeiten am Blitzeinschlagsort die Ursache [57, 65, 66, 67]. Kontaktverbrennungen entstehen in der Regel durch mitgeführte Metallgegenstände. Die Lokalisation dieser Verbrennungen ist naturgemäß abhängig von der Position des Metalls am Körper zum Zeitpunkt des Blitzunfalls. In der Literatur finden sich dabei Verbrennungen durch Halskette, Gürtel‑, Hosen- und Schuhschnallen, Reißverschluss, Korsettverstärkung, Verschluss eines Büstenhalters, Haarnadel, Stiefeleisen, Koppelschloss, Uhrarmband, Zigarettenetui und Schlüsselbund (Übersicht bei [4, 6], eigene Beobachtungen). Flächenhafte oberflächliche Erytheme werden bevorzugt am Rumpf beobachtet und heilen in der Regel folgenlos ab [34, 68]. Dagegen können tiefe Verbrennungen vom 2. bis 3. Schweregrad nahezu überall auftreten und müssen in der Regel chirurgisch behandelt werden [9, 63].
Merke
Blitzbedingte Hautverbrennungen sind vielgestaltig.
Versengungen der Körperbehaarung.
Versengte Körperhaare sind nahezu pathognomonisch für eine Blitzeinwirkung [55]. Dabei erscheinen die Haare zumeist schwärzlich und gekräuselt. Bei einem direkten Treffer finden sich mitunter versengte Kopfhaare an der Eintrittsstelle [2, 18, 24]. Weiterhin sind die Körperhaare häufig diskontinuierlich an verschiedenen Körperregionen versengt, wobei der Rumpf mit Schambehaarung und die Beine bevorzugt betroffen sind [2, 5, 6, 17, 24, 37, 42, 55].
Merke
Neben Lichtenberg-Figuren werden auch versengte Körperhaare als pathognomonisch für Blitzunfälle angesehen.
Metallisation.
Die durch Blitzschlag verursachte Metallisation (Tab. 2) tritt in 3 Formen auf:
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1.
im Zusammenhang mit Kontaktverbrennungen an der Aufliegestelle metallischer Gegenstände (Abb. 12; [5, 26, 35, 62]),
-
2.
als flächenhafter Niederschlag in der Nähe von verdampftem Metall (Abb. 13; [2, 4]) und
-
3.
als intrakutane, wie eine Tätowierung erscheinende Metalleinlagerung z. B. von getragenen Halsketten [62, 63, 69].
Magnetisierung
Eisenhaltige Objekte können nach einem Blitzschlag magnetisch sein [38, 50]. Wetli berichtet von einem Blitzunfall, bei dem der Metallverschluss des getragenen Büstenhalters des Opfers magnetisiert worden ist [13].
Obduktion
Makroskopisch
Die Diagnose eines tödlichen Blitzschlages wird in mehr als 90 % der Fälle durch charakteristische äußere Befunde gestellt [13]. Weiterhin können im Rahmen einer Obduktion Befunde erhoben werden, die bei Fehlen von charakteristischen äußeren Befunden zur Diagnose führen oder bei Vorhandensein von äußeren Veränderungen die Leichenschaudiagnose bestätigen (Abb. 14 und 15). Dabei stehen pathologische Befunde des Herzens im Vordergrund. In zahlreichen Fällen zeigt das Herz frische infarkttypische Schädigungen ohne vorbestehende Koronarsklerose [18, 22, 37, 70, 71]. Die Ursache der akuten Myokardinfarkte nach einem Blitzschlag dürfte im häufig beobachteten Herzkammerflimmern liegen, bei dem das Myokard nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt wird. Weitere, eher seltene innere Befunde sind Verkochungen der Skelettmuskulatur [22], pulmonale Hämorrhagien [37], Blutungen der Darmwand [72], Hirnblutungen, Subduralhämatome, Subarachnoidalblutungen sowie Pankreas- oder Lebernekrosen [21].
Merke
Nur in äußerst seltenen Fällen wird die Diagnose erst durch eine Obduktion gestellt.
Mikroskopisch
Histologische Befunde wurden insbesondere am Myokard beschrieben. Hierbei zeigten sich u. a. gut demarkierte Nekrosen mit teils lymphomonozytär, teils granulozytärer Infiltration [71], wellenförmige Anordnung der Myozyten [73], Koagulationsnekrosen der Herzmuskelfasern [37, 74], streifenförmige Hämorrhagien, granulozytäre Abräumreaktion, Degeneration der Gewebsstrukturen mit Auflösungserscheinungen sowie Hyperkontraktionsbänder [18, 22].
An der Haut wurden verbrannte Hautpartien mit homogenisierten zellarmen Arealen an der Oberfläche sowie spärlich erhaltene Reste der Epidermis mit intensiver granulozytärer Infiltration beobachtet [12, 18, 70].
An der Skelettmuskulatur zeigten sich nach einem Unfall mit einem Überschlagseffekt areaktive Nekrosen des M. pectoralis (Abb. 15; [22]). Am Gehirn gab es ein breites, eher uncharakteristisches Spektrum an Befunden, bevorzugt Hämorrhagien unterschiedlicher Lokalisationen [20, 62].
An Lungen von Blitzopfern wurden Hämorrhagien, Ödem, Fragmentation und Nekrose von Lungenarealen sowie Zerreißungen von Alveolen festgestellt [37]. In der Leber wurden Vakuolenbildungen [37], am Pankreas Nekrosen und Hämorrhagien [75], an den Nieren Zerreißungen von Nierentubuli und Hämorrhagien [37] und in der Milz ebenfalls Hämorrhagien [37] beobachtet. Während die areaktiven Nekrosen der Skelettmuskulatur durch die Einwirkung thermischer Energie verursacht worden sein dürften, sind die Hämorrhagien und Gewebsrupturen von parenchymatösen Organen eher durch das zeitgleiche Barotrauma zu erklären.
Merke
Neben den klinischen Befunden können auch histologische Untersuchungen typische Befunde eines akuten Myokardinfarkts bzw. einer globalen myokardialen Ischämie zeigen.
Probleme bei der Diagnosestellung/technische Unterstützung
In der Vergangenheit ist es bereits wiederholt zu Blitzunfällen gekommen, die bei der ärztlichen Leichenschau verkannt worden sind [3, 4, 5, 6].
Die Ursachen dafür dürften multifaktoriell sein. Zum einen gibt es durch die verschiedenen Energieübertragungsmechanismen auch letale Blitzunfälle mit diskreten Befunden, die übersehen werden können [13, 76]. Zum anderen ist durch die Seltenheit der Fälle das Wissen um charakteristische Befunde relativ wenig verbreitet [6]. Aber auch eine mangelnde Sorgfalt bei der ärztlichen Leichenschau ist eine Ursache für die im Schrifttum berichteten Fehldiagnosen [3, 4, 5].
Bei Todesfällen mit fraglicher Blitzeinwirkung können sich die Untersucher seit vielen Jahren technischer Unterstützung bedienen. Um festzustellen, ob es am Auffindungsort des Verstorbenen in einem definierten Zeitraum zu einem oder mehreren Blitzschlägen gekommen ist, gibt es in zahlreichen Ländern der Erde Informationsdienste [2, 26, 77, 78]. Diese Dienste können Angaben zu dem genauen Zeitpunkt, den Koordinaten und zur gemessenen Stromstärke eines Wolke-Erde-Blitzes machen [2, 26].
Für die Bundesrepublik Deutschland ist das z. B. ein kommerzieller Blitzinformationsdienst, für die USA das U.S. National Lightning Detection Network Database (NLDN).
Merke
Technische Informationsdienste können bei der Absicherung der Diagnose „Tod durch Blitzschlag“ hilfreich sein.
Fazit für die Praxis
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Als pathophysiologische Ursache beim akuten Tod durch Blitzschlag werden sowohl zentrale Atemlähmung als auch Kammerflimmern oder Asystolie in der Fachliteratur angenommen.
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Als pathophysiologische Ursachen beim protrahierten Todeseintritt kommen mehrere verschiedene Pathomechanismen in Betracht.
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Die unmittelbare Umgebung des Blitzopfers, die getragene Bekleidung und mitgeführte Effekte können charakteristische Zeichen für die richtige Diagnose aufweisen.
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Bei der äußeren Leichenschau eines Blitzopfers finden sich in den meisten Fällen mehrere charakteristische Befunde.
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Die inneren Befunde eines Blitzopfers sind im Vergleich zur ärztlichen Leichenschau weniger diagnoseführend.
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Aufgrund der Rarität von Blitzunfällen, mangelnder Sorgfalt von untersuchenden Ärzten und befundarmer Ereignisse sind letale Unfälle bereits mehrfach von Leichenschauärzten verkannt worden.
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Bei Todesfällen mit fraglicher Blitzeinwirkung können sich die Untersucher seit vielen Jahren technischer Unterstützung bedienen und Angaben über Ort und Zeit eines Wolke-Erde-Blitzes bei Informationsdiensten erfragen.
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Interessenkonflikt
Gemäß den Richtlinien des Springer Medizin Verlags werden Autoren und Wissenschaftliche Leitung im Rahmen der Manuskripterstellung und Manuskriptfreigabe aufgefordert, eine vollständige Erklärung zu ihren finanziellen und nichtfinanziellen Interessen abzugeben.
Autoren
F. Zack gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellter Oberarzt, Institut für Rechtsmedizin, Universitätsmedizin Rostock | Mitgliedschaften: Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin, Berufsverband Deutscher Rechtsmediziner. A. Büttner: Finanzielle Interessen: Referent, jeweils Lilly: „InteRAct“ Rheuma (Nürnberg, 25.01.2020), Abendvortrag anlässlich des DGHO Kongress (Berlin, 13.10.2019), Abendvortrag „1. Interdisziplinäres Symposium“ Rheuma (Potsdam, 09.11.2018), Abendvortrag „3. Symposium Männergesundheit Ruppiner See“ (22.04.2016). Nichtfinanzielle Interessen: Direktor, Institut für Rechtsmedizin, Universitätsmedizin Rostock | Vorsitzender der Ethikkommission, Universitätsmedizin Rostock | Sekretär der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin | Stellvertretender Vorsitzender der Landessektion des Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr e. V. (BADS), Mecklenburg-Vorpommern | Sachverständiger im Ausschuss für Betäubungsmittel nach § 1 Abs. 2 BtMG und § 7 Neue psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) im Bundesministerium für Gesundheit.
Wissenschaftliche Leitung
Die vollständige Erklärung zum Interessenkonflikt der Wissenschaftlichen Leitung finden Sie am Kurs der zertifizierten Fortbildung auf www.springermedizin.de/cme.
Der Verlag
erklärt, dass für die Publikation dieser CME-Fortbildung keine Sponsorengelder an den Verlag fließen.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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Wissenschaftliche Leitung
B. Madea, Bonn
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Welche pathophysiologischen Ursachen sind für einen akuten Tod durch Blitzschlag am ehesten zutreffend?
Zentrale Dysregulation und/oder hypertone Krise
Hirninfarkte/Hirnblutungen und/oder generalisiertes Hirnödem
Diffuse Lungenblutungen und/oder hämorrhagisches Lungenödem
Herzkammerflimmern/Asystolie und/oder zentrale Atemlähmung
Disseminierte Koagulopathie und/oder ischämische Hirnnekrosen
Welche pathophysiologische Ursache für einen Tod durch Blitzeinwirkung nach Stunden/Tagen oder Wochen kommt neben hypoxischer Hirnschädigung, Verbrennungskrankheit, Rhabdomyolyse, Pneumonie, Multiorganversagen, septischem Schock und akutem Nierenversagen am ehesten in Betracht?
Akute Lungenthrombembolie
Akute Pankreatitis
Akutes Leberausfallkoma
Akutes Glottisödem
Akuter Myokardinfarkt
In der Umgebung eines Blitzunfalles mit Personenschaden kann es unter anderem zu kraterartigen Defekten an Straßendecken oder Gehwegplatten, bahnartigen Defekten auf Rasen und Lichtenberg-Figuren auf Golfrasen oder Gehwegplatten kommen. Des Weiteren können auch in der Nähe ein oder mehrere leblose Säugetiere aufgefunden werden. Welcher charakteristische Befund ist in einer solchen Situation außerdem am ehesten zu erwarten?
Eine relativ geradlinige oder spiralartig um den Stamm verlaufende Verbrennung der Rinde eines Baumes
Ein annähernd kegelförmig oder zylindrisch tief in die verschiedenen Schichten hineinragendes Loch im Erdreich
Eine entweder stumpfwinklig oder spitzwinklig ausgebildete dunkelbräunliche Verfärbung an zugewandten Hausfassaden
Eine zumeist streifenförmige oder linienartige Brandspur in der Lackierung der Dächer und Motorhauben von Autos
Ein häufig schlangenlinienartig oder mäanderförmig ausgeprägter Defekt in landwirtschaftlichen Nutzfeldern
Welches Merkmal ist für durch Blitzschlag verursachte Hautverbrennungen am ehesten zutreffend?
Der Schweregrad 4 tritt häufig auf.
Die Formung ist in der Regel vielgestaltig.
Die Lokalisation ist stets an den Handinnenseiten.
Die Verbreitung ist ausschließlich an Metallkontaktstellen.
Die Zuordnung grenzt unmittelbar an Lichtenberg-Figuren.
Was stellen Lichtenberg-Figuren bei Blitzopfern am ehesten dar?
Tiefer reichende Verbrennungen
Foudroyante Hämorrhagien
Vorübergehende Hauterytheme
Temperaturerhöhungen in Blutgefäßen
Verfärbungen von Nervenaufzweigungen
In welcher Häufigkeit treten Lichtenberg-Figuren bei Blitzopfern am ehesten auf?
57–70 %
47–60 %
37–50 %
27–40 %
17–30 %
Welcher Befund durch Metallisation bei einem Blitzopfer ist am ehesten zu erwarten?
Verdampfen von getragenen Halsketten
Schmelzen von eingesetzten Zahninlays
Verdampfen von Schlüsseln in Hosentaschen
Schmelzen von implantierten Hüftprothesen
Verdampfen von Metallreißverschlüssen
Welche Aussage trifft für versengte Körperbehaarung als Folge eines Blitzschlages am ehesten zu?
Sie findet sich beim direkten Treffer bevorzugt an den Unterschenkeln.
Sie tritt nur in unmittelbarer Umgebung von Lichtenberg-Figuren auf.
Sie ist nahezu pathognomonisch für die Diagnose Blitzunfall.
Sie spart regelmäßig die Schambehaarung aus.
Sie tritt nur bei einem Aufenthalt im oder am Wasser auf.
Welcher histologische Befund ist bei der Obduktion von einem Blitzopfer am ehesten zu erwarten?
Haut mit zellreichen Arealen und Reste der Epidermis mit spärlicher granulozytärer Infiltration
Myokard mit gut demarkierten Nekrosen und lymphomonozytärer bzw. granulozytärer Infiltration
Skelettmuskulatur mit reaktiven Nekrosen insbesondere in den Armen und Beinen
Lungen mit überwiegend emphysematösen Abschnitten und lokal ausgeprägten Atelektasen
Leber mit verbreiterten Portalfeldern und dichten lymphoplasmazellulären Infiltraten
Warum werden Todesfälle durch Blitzschlag mitunter bei der ärztlichen Leichenschau nicht erkannt?
Weil die vorhandenen Befunde denen beim Nieder- oder Hochspannungsunfall ausgesprochen ähneln
Weil die Mehrzahl der Opfer eines solchen Unfallereignisses keine charakteristischen Befunde aufweist
Weil die charakteristischen Befunde erst zahlreiche Stunden nach dem eigentlichen Unfall auftreten
Weil die charakteristischen Befunde tatsächlich erst bei der Obduktion dargestellt werden können
Weil die vorhandenen Befunde an der Leiche oder der unmittelbaren Umgebung übersehen oder fehlgedeutet werden.
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Zack, F., Büttner, A. Blitzunfall. Rechtsmedizin 30, 345–356 (2020). https://doi.org/10.1007/s00194-020-00415-y
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