Zusammenfassung
Moderne Gesellschaften entwickeln Steigerungsdynamiken, die ihre Zukunfts- und Transformationsfähigkeit gefährden. In ökologischer Hinsicht sind wissenschaftlich-technische Dynamiken zentral und werden durch solche kapitalistischer Ökonomie, konsumistischer Kultur und expansiver Politik forciert. Diskutiert werden als gesellschaftstheoretisch relevante, alternative Entwicklungsoptionen: die ‚Einbettung‘ von Ökonomie und Wissenschaft, Commons, das Gabe-Paradigma, die Resonanz-Theorie, ‚Techniken der Lebensführung‘ und die prozedurale Gestaltung gesellschaftlicher Lernprozesse.
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Notes
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Anders ausgerichtete Über- und Einblicke zu Wachstumskritik und neueren Degrowth- und Postwachstumsdebatten liegen in verschiedenen Publikationsformaten vor, sei es in Aufsätzen, als Schwerpunkthefte (exemplarisch Kopfmüller et al. 2016), als Handbuch (vgl. D’Alisa et al. 2016) oder in monografischen Abhandlungen (besonders umfangreich Adler 2022).
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Ähnlich bildet später für Clausen (2003) die Etablierung von Facheliten ein wesentliches Element beim Entstehen von Katastrophen.
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Mit anderer Systematik, jedoch informativ im Hinblick auf historische Rekonstruktionen im Zusammenspiel von Ökonomie, Politik, Kultur und Technologie in den sozial-ökologischen Transformationen der modernen Gesellschaftsentwicklung vgl. Brand (2017).
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Mehr oder weniger weitreichende Detailvorschläge werden diskutiert. Zu den grundlegenderen gehört etwa das garantierte Grundeinkommen, das es Menschen ermöglichen soll, aus dem produktiven ‚Hamsterrad‘ auszusteigen. Auch dies bedürfte allerdings ökologischer ‚Übersetzungen‘.
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Lorenz, S. (2024). Grenzen, Krisen und Alternativen des Wachstums. In: Sonnberger, M., Bleicher, A., Groß, M. (eds) Handbuch Umweltsoziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37218-7_20
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