Zusammenfassung
Schüler*innen mit sozial auffälligem Verhalten sind immer wieder Thema in Schule und Sozialarbeit. Die Institution sieht sich vor die Herausforderung gestellt, einerseits den Unterricht störungsfrei zu gewährleisten und andererseits allen Schüler*innen Bildungserfolg zu ermöglichen. Allzu oft wird dieses Spannungsverhältnis nach einer Seite hin aufgelöst, indem ‚Störer‘ ausgesondert werden und Bildungserfolg nur den Angepassten zugestanden wird. Der Beitrag geht der Frage nach, wie ein verstehender Umgang mit sozial auffälligem Verhalten Jugendlicher in der Schule genutzt werden kann, um eine Inklusion der als schwierig geltenden Adoleszenten zu erreichen. Es werden Konzepte der Psychoanalytischen Pädagogik sowie der Adoleszenztheorie vorgestellt, die hilfreiche Ansätze zum Verstehen und Gestalten der pädagogischen Beziehung anbieten, mit denen Bildungsprozesse auch in schwierigen Verhältnissen gefördert werden können.
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Notes
- 1.
„Das Adjektiv regressiv bezieht sich auf den Umstand, dass Gegenwartsgesellschaften hinter das in der sozialen Moderne erreichte Niveau an Integration zurückfallen“ (Nachtwey 2016, S. 75).
- 2.
Die Eltern stehen hier stellvertretend für die primären Beziehungserfahrungen.
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Günther, M. (2020). Adoleszenz und Schule – Adoleszente Bildungsprozesse ermöglichen. In: Busch, K., Benzel, S., Salfeld, B., Schreiber, J. (eds) Figurationen spätmoderner Lebensführung. Adoleszenzforschung, vol 10. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28189-2_6
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