Zusammenfassung
Als der streitbare Soziologieprofessor Kurt Imhof diesen Satz mit seinem unwiderstehlichen Grinsen 2002 im Grand Hotel Dolder einer versammelten Schar führender Bankenvertreter entgegenwarf, dachte er nicht an die Bußen, welche die Schweizer Banken einmal für diese Rechtskonstruktion zahlen sollten. Im Sinn hatte er das, was linke Kritiker im Inland und ausländische Regierungen den Schweizer Banken und der Schweiz seit Jahrzehnten vorwarfen: dass sie nämlich ausländischen Steuerflüchtlingen einen moralisch fragwürdigen, aber bis vor kurzem rechtlich legalen Dienst anboten, an dem die Banken und die Schweiz gut verdienten (Guex 2000, Hug 2002, Vogler 2005, Farquet 2018). Imhof glaubte damals, mitten während der Auseinandersetzungen der Schweiz mit der EU um das Zinsbesteuerungsabkommen und den Forderungen der OECD für einen Informationsaustausch zu Steuerzwecken zu wissen, dass es die westlichen Demokratien früher oder später nicht mehr akzeptieren würden, dass die Schweiz ausländische Steuerflüchtlinge schützt.
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Tobler, S. (2019). Warum die Schweiz ihr Bankgeheimnis verlor. In: Eisenegger, M., Udris, L., Ettinger, P. (eds) Wandel der Öffentlichkeit und der Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27711-6_13
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