Zusammenfassung
In dem Beitrag werden zentrale sozialisationstheoretische Ansätze skizziert und mit Forschungsfragen der Kindheits-, und Jugendforschung verbunden. Ausgangspunkt der Überlegungen ist eine beziehungslogische Bestimmung des Sozialisatorischen, mit der die konstitutiven Bedingungen des Hineinwachsens von Neuankömmlingen in bestehende Gesellschaften detailliert beschrieben werden kann. Sozialisation wird bei all dem als ein Prozess des sich wechselseitig aufeinander Einstellens und der Koordination verschiedener Handlungsperspektiven und -aufgaben sichtbar, der sich in und durch soziale Beziehungen vollzieht und dabei je spezifischen Formen und Ausdrucksweisen annimmt. Das äußert sich in höchst differenten Handlungsorientierungen, vielfältigen Umgangsformen und Beziehungspraxen sowie in subkulturellen Gesellungsformen. In allen Fällen aber geht es um eben die Balancierung der damit verbundenen, z. T. hoch ambivalenten Handlungsanforderungen, die an das postmoderne Individuum gestellt werden. Es sind gerade diese Ansprüche an Heranwachsende, die die Kindheits- und Jugendforschung herausfordern und die eine sozialisationstheoretische Fundierung sinnvoll machen.
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