Zusammenfassung
Angesichts der Allgegenwärtigkeit von Konflikten bedürfen → menschliche Gesellschaften grundsätzlich streitschlichtender Einrichtungen. Für diese lässt sich eine Stufenfolge beobachten vom (1.) Zwischenträger von Nachrichten an die Konfliktgegner über (2.) den Vermittler mit Vorschlägen für eine Konfliktregelung durch die Parteien selbst, (3.) den Schlichter mit eigenen Regelungsvorschlägen und (4.) den Schiedsrichter gemäß einem zwischen den Parteien vereinbarten Verfahren bis hin zum (5.) gesetzlichen Richter mit einer von den Parteien unabhängigen Autorität. Bei dem am Ende der Skala stehenden Gericht (G.) handelt es sich um eine Institution, die idealtypisch strukturell (1.) nach festen, nachvollziehbaren Kriterien zuständig ist, deren Angehörige (2.) an dem Gegenstand des Konflikts kein eigenes Interesse haben und (3.) in ihrer beruflichen Stellung gesichert sind. Funktional verfügt das G. (4.) über die Kompetenz, den Streit durch eine autoritative Entscheidung zu beenden, wobei diese (5.) gemäß öffentlich bekannt gemachten, allgemein verbindlichen Normen in einem (6.) nach fairen Regeln mit allseitigen Chancen auf Gehör ablaufenden Verfahren zu treffen ist. Im Zuge wachsender Komplexität von Gesellschaften haben sich G.e institutionell verfestigt. Dabei ist die Zustimmung der Streitparteien zu einer speziellen Norm durch die generelle Anerkennung der Rechtsordnung ersetzt worden. Doch sind mit Mediatoren und Schiedsgerichten in jüngerer Zeit für Rechtspolitiker und Streitparteien auch die stärker konsensual orientierten Regelungsinstitutionen wieder zunehmend interessant geworden.
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Plöhn, J. (2021). Gerichte. In: Andersen, U., Bogumil, J., Marschall, S., Woyke, W. (eds) Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23666-3_53
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