Zusammenfassung
Verschiedene gesellschaftliche Transformationsprozesse – etwa die der Arbeit, der Wirtschaft, des Konsums, der sozialen Ungleichheit und der Familie – werden meist aufgrund der innerdisziplinären Arbeitsteilung und Spezialisierung der Soziologie getrennt voneinander behandelt und erscheinen entsprechend in den jeweiligen Darstellungen als getrennte Sphären. Auf Basis einer theoriegeleiteten Systematisierung des Forschungsstandes zeigt der Beitrag, wie sich die Transformation der Arbeitsgesellschaft, der Familie, des Konsums und der Reproduktion sozialer Ungleichheit innerhalb verschiedener sozialer Milieus in Westdeutschland wechselseitig vorantreiben. Der Fokus liegt dabei innerhalb des Teilbereichs der Heim- und Sorgearbeit bei der Ernährung, dem Essen und Kochen, weil Mahlzeiten als zentraler Ort der (Re-)Produktion sozial zugeschriebener Rollenverteilungen im alltäglichen Ablauf angesehen werden können. Der Beitrag zeigt, dass in der Klassengesellschaft des 19. und frühen 20. Jahrhunderts Macht- und Distinktionskämpfe vertikale Differenzierung vorantrieben und in diesem Zuge Arbeit, Konsum und Geschlechterpraktiken aneinandergekoppelt wurden. Mit dem Übergang von der Mangel- zur Überflussgesellschaft in der Nachkriegszeit differenzieren sich die Lebensstile zusätzlich horizontal, was zu neuen Formen der Arbeitsteilung sowie neuen Konfliktlinien führt.
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