Zusammenfassung
Kaum ein anderes Politikfeld ist von so vielen Konfliktlinien geprägt wie die Gesundheitspolitik. Hier prallen ethische und wirtschaftliche Fragen aufeinander, es gibt sowohl altruistische und gemeinwohlorientierte wie auch gewinnorientierte Ziele. Zum Teil sind die Handlungsstrategien der Akteure durch rein private Interessen geprägt, zum Teil werden kollektive Interessen verfolgt. Der Beitrag setzt sich mit den Interessenlagen und der Interessenpolitik im Gesundheitssektor auseinander. Untersucht wird, wie sich das Kräfteverhältnis zwischen Ärzten, Pflegekräften, Patienten und Krankenversicherungen durch die Gewährung von staatlichen Organisationshilfen in Form der Inkorporierung in die Selbstverwaltung des Gesundheitswesens und die Pflichtmitgliedschaft in Berufsverbänden verändert.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Similar content being viewed by others
Notes
- 1.
1995 wurden die verschiedenen Fördervereine zum Runden Tisch zur Errichtung von Pflegekammern zusammengeführt, der sich 1997 in die Nationale Konferenz zur Errichtung von Pflegekammern in Deutschland umbenannte. Nach der Gründung der ersten Pflegekammern in Rheinland-Pfalz und in Schleswig-Holstein hat sich die Nationale Konferenz zur Errichtung von Pflegekammern in Deutschland während des Deutschen Pflegetags im März 2016 wieder aufgelöst und den „Staffel an die bereits bestehende und die sich gründenden Selbstverwaltungen sowie den Deutschen Pflegerat (DPR) übergeben“ (http://www.pflegekammer.de/Aktuelles.htm).
Literatur
Axer, Peter. 2000. Normsetzung der Exekutive in der Sozialversicherung. Ein Beitrag zu den Voraussetzungen und Grenzen untergesetzlicher Normsetzung im Staat des Grundgesetzes. Tübingen: Mohr Siebeck.
Bandelow, Nils C. 2004. Akteure und Interessen in der Gesundheitspolitik. Vom Korporatismus zum Pluralismus? Politische Bildung 37 (2): 49–63.
Borgetto, Bernhard. 2004. Selbsthilfe und Gesundheit. Analysen, Forschungsergebnisse und Perspektiven in der Schweiz und in Deutschland. Bern: Huber.
Braun, Bernard, Tanja Klenk, Winfried Kluth, Frank Nullmeier, und Felix Welti. 2009. Modernisierung der Sozialversicherungswahlen. Baden-Baden: Nomos.
Dahrendorf, Ralf. 1972. Konflikt und Freiheit. Auf dem Weg zur Dienstklassengesellschaft. München: Piper.
Döhler, Marian. 2002. Gesundheitspolitik in der Verhandlungsdemokratie. In Paradigmenwechsel in der Gesundheitspolitik?, Hrsg. Winand Gellner und Markus Schön, 25–40. Baden-Baden: Nomos.
Döhler, Marian, und Philip Manow. 1992. Korporatisierung als gesundheitspolitische Strategie. Staatswissenschaften und Staatspraxis 3 (1): 64–106.
Etgeton, Stefan. 2009. Patientenbeteiligung in den Strukturen des Gemeinsamen Bundesausschusses. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz 52 (1): 104–110.
Ewert, Benjamin. 2013. Vom Patienten zum Konsumenten? Nutzerbeteiligung und Nutzeridentitäten im Gesundheitswesen. Wiesbaden: Springer.
Freidson, Eliot. 2001. Professionalism. The third logic. Chicago: University of Chicago Press.
Geene, Raimund, Ellis Huber, Jutta Hundertmark-Mayser, Bettina Möller-Bock, und Wolfgang Thiel. 2009. Entwicklung, Situation und Perspektiven der Selbsthilfeunterstützung in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz 52 (1): 11–20.
Gerlinger, Thomas. 2014. Gesundheitsreform in Deutschland. In 20 Jahre Wettbewerb im Gesundheitswesen, Hrsg. Alexandra Manzei und Rudi Schmiede. Wiesbaden: VS Verlag.
GKV – Spitzenverband Bund der Krankenkassen. 2013. Sicherstellung und Verbesserung der ambulanten Versorgung – Verteilungsgerechtigkeit in der Vergütung. Reformoptionen des GKV-Spitzenverbandes. Positionspapier beschlossen vom Verwaltungsrat am 27. November 2013.
Götze, Ralf, Mirella Cacace, und Heinz Rothgang. 2009. Von der Risiko- zur Anbieterselektion. Eigendynamiken wettbewerblicher Reformen in Gesundheitssystemen des Sozialversicherungstyps. Zeitschrift für Sozialreform 55 (2): 149–175.
Hänlein, Andreas. 2001. Rechtsquellen im Sozialversicherungsrecht. System und Legitimation untergesetzlicher Rechtsquellen des deutschen Sozialversicherungsrechts. Berlin: Springer.
Hänlein, Andreas, und Wolfgang Schroeder. 2010. Patienteninteressen im deutschen Gesundheitswesen. In Public Governance und schwache Interessen, Hrsg. Ute Clement, Jörg Nowak, Christoph Scherer, und Sabine Ruß, 47–61. Wiesbaden: VS Verlag.
Heberlein, Ingo. 2005. Patientenbeteiligung im Gesundheitswesen. In Jahrbuch Kritische Medizin. Patientenbeteiligung im Gesundheitswesen, 64–77. Hamburg: Argument Verlag.
Helmert, Uwe, Helge Schumann, und Hildegard Jansen-Bitter. 2005. Souveräne Patienten? Die Wiederentdeckung des Patienten im 21. Jahrhundert. Augsburg: Maro.
Hess, Rainer. 2005. Darstellung der Aufgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses. Medizinrecht 23:385–389.
Holtkamp, Ulrike. 2015. Erfahrungen aus der Arbeit beim Gemeinsamen Bundesausschuss – Ein Praxisbeispiel. In Gesundheitsselbsthilfe im Wandel. Themen und Kontroversen, Hrsg. Martin Manner und Rüdiger Meierjürgen, 189–194. Baden-Baden: Nomos.
Hundertmark-Mayser, Jutta, Bettina Möller, und Klaus Balke. 2004. Selbsthilfe im Gesundheitsbereich. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Bd. 23. Berlin: Robert-Koch-Institut.
Infas, 2006. KBV-Referendum – Zusammenfassung. Bonn: Infas.
Infratest dimap. 2013. Evaluationsstudie „Pflegekammer Niedersachsen“. Eine Studie im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration. Berlin: Infratest dimap.
Jantzer, Markus. 2006. Pharmabranche und Funktionäre bestimmen die Gesundheitspolitik. In Die fünfte Gewalt. Lobbyismus in Deutschland, Hrsg. Thomas Leif und Rudolf Speth, 236–251. Wiesbaden: VS Verlag.
Kaase, Max. 1984. The challenge of the ‚Participatory Revolution‘ in pluralist democracies. International Political Science Review 5 (3): 299–318.
Kellnhauser, Edith. 2016. Der Gründungsprozess der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz. Vorgehensweise, Registrierung der Mitglieder & Wahl der Vertreterversammlung. Hannover: Schlütersche.
Klenk, Tanja. 2016. Hospital planning in a competitive arena. Sustaining or suspending market forces? In Public accountability and health care governance, Hrsg. Paola Mattei, 37–64. London: Palgrave Macmillan UK.
Kluth, Winfried. 2015. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) nach § 91 SGB V aus der Perspektive des Verfassungsrechts. Aufgaben, Funktionen und Legitimation, Bd. 38. Berlin: Duncker & Humblot.
Köster, Gudrun. 2005. Patientenbeteiligung im Gemeinsamen Bundesausschuss. In Patientenbeteiligung im Gesundheitswesen, Hrsg. Jahrbuch Kritische Medizin, 78–90. Hamburg: Argument Verlag.
Landespflegekammer Rheinland-Pfalz. 2016. Hauptsatzung der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz. http://www.pflegekammer-rlp.de/index.php/lpflk-rlp.html. Zugegriffen: 04. Nov. 2017.
Lehmbruch, Gerhard. 1988. Der Neokorporatismus der Bundesrepublik im internationalen Vergleich und die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen. In Neokorporatismus und Gesundheitswesen. Symposium der Medizinisch-Pharmazeutischen Studiengesellschaft e. V. (MPS), Hrsg. Gérard Gäfgen, 11–32. Baden-Baden: Nomos.
Manzei, Alexandra, und Rudi Schmiede. 2014. 20 Jahre Wettbewerb im Gesundheitswesen. Wiesbaden: Springer.
Martini, Mario. 2014. Die Pflegekammer – Verwaltungspolitische Sinnhaftigkeit und rechtliche Grenzen. Berlin: Duncker & Humblot.
Molina, Oscar, und Martin Rhodes. 2002. Corporatism. The past, present, and future of a concept. Annual Review of Political Science 5:305–331.
Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. 2015. Gesetz über die Pflegekammer Niedersachsen – Entwurf, Stand 02.07.2015. Hannover.
Oldiges, Franz Josef. 2000. Der „kleine Gesetzgeber“ und die Rechte der Versicherten. In Tagungsband zum 7. Fachkolloquium des Instituts für Sozialrecht am 24./25. Juni 1999 in Bochum. Bochumer Schriften zum Sozialrecht, Bd. 6, Hrsg. Friedrich E. Schnapp, 35–37. Frankfurt a. M.: Lang.
Olson, Mancur. 1986. A theory of the incentives facing political organizations. Neo-Corporatism and the Hegemonic State. International Political Science Review 7:165–189.
Patientenvertretung im g-BA. 2014. Wir geben Patientinnen und Patienten eine Stimme. 10 Jahre Patientenvertretung im Gemeinsamen Bundesausschuss. Unter Mitarbeit von Deutscher Behindertenrat, Bundesarbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen, Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e. V. und Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. Berlin.
Reidegeld, Eckart. 1996. Staatliche Sozialpolitik in Deutschland. Historische Entwicklung und theoretische Analyse von den Ursprüngen bis 1918. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Robert Koch-Institut. 2015. Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Gemeinsam getragen von RKI und Destatis. http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GesInDtld/GesInDtld_node.html. Zugegriffen: 04. Nov. 2017.
Rosenbrock, Rolf. 2015. Gesundheitsbezogene Selbsthilfe im deutschen Gesundheitssystem – Funktionen und Perspektiven. In Selbsthilfegruppenjahrbuch, Hrsg. Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e. V., 165–175. Wetzlar: Majuskel.
Rosenbrock, Rolf, und Thomas Gerlinger. 2014. Gesundheitspolitik. Eine systematische Einführung. Bern: Huber.
Roth, Roland, und Dieter Rucht. 2008. Die sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945. Ein Handbuch. Frankfurt/Main: Campus.
Rucht, Dieter. 1991. Parteien, Verbände und Bewegungen als Systeme politischer Interessenvermittlung. In Discussion Paper FS III, Hrsg. WZB, 91–107. Berlin: WZB.
Rudzio, Wolfgang. 2015. Das politische System der Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden: Springer.
Sack, Detlef, Katharina van Elten, und Sebastian Fuchs. 2014. Legitimität und Self-Governance. Organisationen, Narrative und Mechanismen bei Wirtschaftskammern. Baden-Baden: Nomos.
Sänger, Sylvia, Gerhard Englert, Frank Brunsmann, Bernd Quadder, Dagmar Villarroell, und Günter Ollenschläger. 2009. Patientenbeteiligung an der Leitlinienentwicklung – Sind die Patientenorganisationen für diese Aufgabe gerüstet? Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen 103:13–16.
Schleswig-Holsteiner Landtag. 2014. Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung einer Kammer für die Heilberufe in der Pflege. Drucksache 18/2569. Kiel.
Schnapp, Friedrich E. 2004. Handbuch des sozialrechtlichen Schiedsverfahrens. Systematische Gesamtdarstellung der unterschiedlichen Rechtsbereiche mit Beispielen und Mustern. Berlin: Schmidt.
Schubert, Kirsten, und Gerd Glaeske. 2006. Einfluss des pharmazeutisch-industriellen Komplexes auf die Selbsthilfe. Bremen: Zentrum für Sozialpolitik Universität Bremen.
Schuppert, Gunnar. 2008. Der Gewährleistungsstaat. Zum Wandel der Staatlichkeit im Spiegel sich wandelnder Staatsbilder. Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik 47:14–25.
Schwartz, Friedrich Wilhelm, Ulla Walter, Johannes Siegrist, Petra Kolip, Reiner Leidl, Marie-Luise Dierks, Reinhard Busse, und Nils Schneider. 2012. Public Health. Gesundheit und Gesundheitswesen. München: Urban & Fischer.
Schwinger, Antje. 2016. Pflegekammer – Eine Interessenvertretung für die Pflege? In Pflege-Report 2016. Schwerpunkt: Die Pflegenden im Fokus, Hrsg. Klaus Jacobs, Adelheid Kuhlmey, Stefan Greß, Jürgen Klauber, Schwinger Antje, Denise Becka, Johann Behrens, Elisa-Marie Behrndt, Dieter Bogai, Holger Bonin, und Agnieszka Satola, 109–125. Stuttgart: Schattauer.
Streeck, Wolfgang. 1994. Einleitung des Herausgebers. Staat und Verbände: Neue Fragen. Neue Antworten? In Staat und Verbände. Politische Vierteljahresschrift Sonderheft, Hrsg. Wolfgang Streeck. Opladen: Westdeutscher Verlag.
SVR – Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR). 2005. Koordination und Qualität im Gesundheitswesen – Gutachten 2005. Stuttgart.
Tennstedt, Florian. 1977. Geschichte der Selbstverwaltung in der Krankenversicherung von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Bonn: Verlag der Ortskrankenkassen.
TNS Infratest Sozialforschung. 2013. Meinungsumfrage zur Errichtung einer Pflegekammer. Abschlussbericht Oktober 2013. München.
Trojan, Alf. 1986. Wissen ist Macht. Eigenständig durch Selbsthilfe in Gruppen. Frankfurt a. M.: Fischer.
Vrangbaek, Karsten, John Appleby, Tanja Klenk, und Sarah Gregory. 2016. Comparing the institutionalization of performance management schemes in Denmark, Germany, and England. In Towards a comparative institutionalism? Forms, dynamics and logics across the organizational fields of health and higher education, Hrsg. Rómulo Pinheiro, Francisco O. Ramirez, Karsten Vrangbaek, und Haldor Byrkjeflot, 81–106. Bingley: Emerald.
Webber, Douglas. 1992. Die kassenärztlichen Vereinigungen zwischen Mitgliederinteressen und Gemeinwohl. In Verbände zwischen Mitgliederinteressen und Gemeinwohl, Hrsg. Renate Mayntz, 211–272. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung.
Winter, Thomas von. 2007. Sozialverbände. In Interessenverbände in Deutschland, Hrsg. Thomas von Winter und Ulrich Willems. Wiesbaden: VS Verlag.
Winter, Thomas von. 2014. Dimensionen des Korporatismus. Strukturmuster der Verbändebeteiligung in der Gesundheitspolitik. In Interessengruppen und Parlamente, Hrsg. Thomas von Winter und Julia von Blumenthal, 179–209. Wiesbaden: VS Verlag.
Winter, Thomas von, und Ulrich Willems. 2007. Zum Wandel der Interessenvermittlung in Politikfeldern. Zentrale Befunde aus der Verbände- und der Policy-Forschung. In Interessenverbände in Deutschland, Hrsg. Thomas von Winter und Ulrich Willems, 9–29. Wiesbaden: VS Verlag.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2018 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Klenk, T. (2018). Interessenlagen und Interessenpolitik im Gesundheitssektor. In: Spier, T., Strünck, C. (eds) Ärzteverbände und ihre Mitglieder. Studien der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19249-5_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-19249-5_2
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-19248-8
Online ISBN: 978-3-658-19249-5
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)