Zusammenfassung
Die Akteurskonstellation im deutschen Gesundheitssystem differenziert sich fortwährend organisatorisch und institutionell aus. Viele Jahrzehnte existierten keine eigenen Lobbyorganisationen, die sich nur auf die Interessen der Patienten fokussierten. Stattdessen wurden deren Anliegen als Teil der Versicherteninteressen begriffen, die primär durch die Gewerkschaften und andere Arbeitnehmerorganisationen vertreten werden. Mit der in den 1970er Jahren auch in Deutschland entstehenden Selbsthilfebewegung von Patienten, aus der heraus bald dauerhaft agierende Interessenorganisationen entstanden, begann eine neue Zeitrechnung. Dieser Beitrag geht der Frage nach, ob organisierte Patienteninteressen als ,schwach’ beurteilt werden müssen. Eine solche Einschätzung scheint zwar auf der Hand zu liegen und wird auch oft sehr selbstverständlich vertreten. Angebracht ist demgegenüber ein sehr viel differenzierteres Bild. Um dieses zeichnen zu können, sollen zunächst einige begriffliche und phänomenologische Klärungen vorgenommen werden, auf deren Grundlage der Befund von der Schwäche der Patienteninteressen rekonstruiert werden kann. In zwei weiteren Abschnitten geht es um die Möglichkeiten der Artikulation von Patienteninteressen in den Institutionen des Gesundheitssystems, wobei dabei zu berücksichtigen ist, dass im Jahr 2004 mit der gesetzlich fixierten, institutionalisierten Patientenbeteiligung gewissermaßen eine neue Etappe begonnen hat; deshalb sind die Zeiträume vor bzw. nach dem 1.1.2004 getrennt zu beleuchten. Schließlich sollen die skizzierten Entwicklungen aus dem Blickwinkel einer ,Governance-Perspektive’ interpretiert werden.
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Hänlein, A., Schroeder, W. (2010). Patienteninteressen im deutschen Gesundheitswesen. In: Clement, U., Nowak, J., Scherrer, C., Ruß, S. (eds) Public Governance und schwache Interessen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92267-6_3
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