Zusammenfassung
Demokratische Systeme sind im politischen Entscheidungsbildungsprozess auf die Kenntnis und Einbindung der Interessen aller Gesellschaftsmitglieder angewiesen, um soziale Exklusion zu vermeiden. Zur Artikulation und mit dem Zweck der Vertretung gemeinsamer Interessen haben sich dazu in Deutschland Interessenverbände entwickelt, die als intermediäre Organisationen selbstverständlich zu unserer Gesellschaft und unserem politischen Leben gehören, wie Parteien, Parlamente und Regierungen. Der vorliegende Beitrag skizziert die Vertretung sog. schwacher Interessen durch diese Initiativen und Wohlfahrtsverbände und wirft damit auch einen Blick auf die Rolle der Sozialen Arbeit.
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Notes
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Vgl. die jeweiligen Internetseiten: Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband (DPWV): https://www.der-paritaetische.de/; Arbeiterwohlfahrt (AWO): https://www.awo.org/; Diakonie Deutschland: https://www.diakonie.de/ und Deutscher Caritasverband: https://www.caritas.de/. Zugegriffen: 4. Oktober 2023.
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Der Begriff pressure group stammt aus dem Amerikanischen und bezeichnet organisierte Interessengruppen, die zur Durchsetzung ihrer Ziele auf politische Entscheidungsträger und die öffentliche Meinung Druck (Einfluss = pressure) ausüben wollen. Unter dem englischen Begriff Lobby versteht man ursprünglich die Wandelhalle im Parlament, in der Außenstehende mit Abgeordneten (des britischen Unterhauses) verhandeln konnten. Vertreter von Interessengruppen (Lobbyisten) versuchen auf diesem informellen Weg die Mandatsträger zu beinflussen (vgl. Zimmermann und Boeckh 2012). Public Interest Groups und Advocacy Groups adressieren primär latente Gruppen und setzen sich hauptsächlich für allgemeine Interessen, wie Umweltschutz, Frieden, sauberes Wasser etc. ein. Neuerdings werden teilweise die angelsächsischen Begriffe der Non-governmental-Organization (NGO) (gemeinnützige Organisationen, die nicht zum Sektor Markt gehören) und Non-political-Organization (NPO) (Fokus auf Nichtzugehörigkeit zum Teilsystem Staat) verwendet (vgl. Zimmer und Speth 2009, S. 268). Die Bezeichnung organisiertes Interesse wird im Deutschen synonym zum Begriff Interessenverband verwendet (vgl. von Alemann 1987, S. 31).
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Die Multifunktionalität der Interessenverbände bleibt nicht auf diese drei Funktionen beschränkt: Sebaldt und Straßner (2004, S. 59–71) nennen darüber hinaus die Interessenaggregation und -selektion, welche der Interessenvermittlung vorausgehen sowie die sozioökonomische Selbstregulierung und als „Metafunktion“ die (politische) Legitimation. Zum Funktionswandel der Interessenverbände siehe Willems und von Winter (2007, S. 24 f.).
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Die Betroffenenorgansiationen bzw. die nicht in den Wohlfahrtsverbänden repräsentierten Institutionen/Organisationen weisen ähnliche organisatorische Strukturen auf. So haben sich etwa in der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (gegr. 1954) die sozialen Institutionen/Träger als Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, die im privaten und öffentlichen Bereich Träger von sozialen Diensten und Einrichtungen für wohnungslose Personen sind (https://www.bagw.de/).
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Zimmermann, G., Boeckh, J. (2024). Soziale Interessenvertretung – Schwache Interessen im Spiegel von Initiativen, Wohlfahrtsverbänden und Parteien. In: Huster, EU., Boeckh, J. (eds) Handbuch Armut und soziale Ausgrenzung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37808-0_37-1
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