Zusammenfassung
Die lange, manchmal sogar lebenslange Dauer der Verbitterung kommt dadurch zustande, dass die Betroffenen oft in einer passiven Opferrolle verharren. Insbesondere die trotzige Verbitterungsemotion führt dann häufig zu einer Ablehnung aller therapeutischen Hilfsangebote: „Die Welt kann ruhig sehen, was mir angetan wurde“. Allerdings ist die Lebensrealität, dass man manchmal Unrecht erleiden muss, leichter auszuhalten, wenn eine Vergebungsbereitschaft als persönliche Ressource erarbeitet wurde. Da das Leben darin besteht, Unrecht zu erleiden und Unrecht zu tun, ist eine symmetrische Wahrnehmung essenziell für den Erhalt der psychischen Gesundheit. Unrecht zu erleiden ist nicht leicht. Doch auch bei echtem Fremdverschulden und tatsächlich eigener Unschuld gibt es Handlungsspielraum in Form von Vergebung, die aktiv ist, während Verbitterung passiv ist. Die Freiheit zum Verzeihen ist denen leichter zugänglich, die auch an sich selbst Fehler sehen.
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Bonelli, R. (2014). Verbitterung und Vergebung. In: Psychotherapie und Spiritualität. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-02523-5_20
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