Zusammenfassung
Abseits politikgeschichtlicher Interessen werden die deutschen Rechts- und Staatstheoretiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur selten gewürdigt. Franz Leopold Neumann gehört in den Kreis deutscher Sozialwissenschaftler, die dieses Schicksal trifft und deren Werk vor allem zwischen den Fronten historischer Aufarbeitung deutscher Vergangenheit und Demokratieaufbau im Nachkriegsdeutschland gelesen wird. Gerade dem Anspruch von Neumann selbst, praktisch einschlägige Politik mit theoriefundierten Schriften zu gestalten, sei es als Syndikus der Gewerkschaften oder später als Abteilungsleiter beim OSS, trägt diese Lesart allerdings wenig Rechnung.
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Notes
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Nicht ohne die Friktionen dieses Wandels anzuzeigen.
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Ein tieferes Eindringen in die Wissenssoziologie ist im Rahmen der Arbeit nicht möglich und auch nicht notwendig. Jedenfalls meint Wissen nicht die Entdeckung einer gegebenen, unveränderlichen Wahrheit. Wissen ist ein sozialer Prozess. Wissen ist veränderlich.
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Neumann verfasste 1935 eine ideengeschichtliche Abhandlung, um zu verdeutlichen, dass der moderne bürgerliche Staat von jeglichem Naturrecht abstrahiert. An die Stelle des Naturrechts tritt das Paradigma des Rechtsstaats bzw. des rule of law. Doch befindet sich die Freiheitssphäre, die vom Staat ausgeht, immer im Widerspruch zu der zentralen Gewalt und dem Ordnungszwang, welche die Souveränität des Staates beinhaltet. Im Zweifel behält sich jede Konzeption des bürgerlichen Rechtsstaats das Recht des Staates vor, die Freiheit für den Schutz der bürgerlichen Ordnung aufzuheben. In kompetitiven, konfliktbehafteten Gesellschaften entscheiden die politischen Prozesse über die Gestalt der Rechtsordnung.
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Laski beschreibt im Vorwort zu Trade Unionism, Democracy, Dictatorship von 1934, dass diese Kräfte alle westlichen Gesellschaften und insbesondere Großbritannien betreffen.
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Für Deutschland gilt das nur eingeschränkt. Der Rechtsstaat und das rationale Recht waren insofern besonders wichtig für das deutsche Bürgertum, dass seine Privatsphäre vor den Eingriffe eines autoritären Staats schützte. Umso bedeutender war in Deutschland die Bedeutung des bürgerlichen Rechtssystems. Gleichwohl arrangierte sich das Bürgertum mit autoritärer Herrschaft und ist geneigter autokratische politische Systeme zu akzeptieren (Ebd., S. 41–55).
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Das wird ganz besonders an der kritischen Haltung gegenüber den Gewerkschaften deutlich. Neumann war sich ganz im Klaren darüber, dass die Gewerkschaften ihren eigenen Interessen zum Ende der Weimarer Republik erlagen.
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Psychologisierung deshalb, weil der Staat streng genommen seine Reaktionen auf die Wahrnehmung von Ansprüchen potenziert. Er versucht sich als Psychologe, mit dem Ergebnis, oftmals zu fehlerhaft zu entscheiden. Genaugenommen trifft dieses Problem aber wiederum alle Organisationen.
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Durch diesen Ansatz gelingt ihm nicht nur eine elegante Verbindung von empirischer Soziologie und struktureller Analyse des nationalsozialistischen Deutschen Reiches. Neumann dekomponiert als Erster den Nationalsozialismus jenseits des Führerprinzips in seine Organisationen. Neumann zeigt, dass dessen Aufstieg eine Frage der Anschlussfähigkeiten und Chancen von Organisationen geschuldet war, die in der Weimarer Republik unendlich eingeengt waren.
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Leubner, J. (2012). Franz L. Neumann und das Recht der Wissensgesellschaft. In: Schale, F., Thümmler, E., Vollmer, M. (eds) Intellektuelle Emigration. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19658-9_9
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