Zusammenfassung
Für die deutschen Gewerkschaften sind die Arbeitgeberverbände die wichtigsten Adressaten, um die Entlohnungs- und Arbeitsbedingungen in den Betrieben mitgestalten zu können. Denn im Gegensatz zu Ländern, in denen die primäre Lohnfindung auf der betrieblichen Ebene erfolgt, dominiert in den wirtschaftlich bedeutendsten Sektoren in Deutschland, trotz teilweise starker Rückgänge, noch immer der durch Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände ausgehandelte Branchen- oder Multibranchentarifvertrag. Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände sind jedoch unter den Bedingungen des koordinierten deutschen Kapitalismus, in dem sie eine Art „Konfliktpartnerschaft“ (Müller-Jentsch) praktizieren, nicht nur durch den sogenannten Flächentarifvertrag verbunden. Darüber hinaus gibt es weitere Kooperationsbezüge wie die gemeinsam verantwortete Struktur des dualen Berufsbildungssystems und ihre institutionalisierte Mitarbeit in den Sozialversicherungen. Das Verhältnis zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden kann gewissermaßen als System kommunizierender Röhren im Ordnungskontext der sozialen Marktwirtschaft gedeutet werden.
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