Zusammenfassung
Lernende können soziale Phänomene aus ihrer Lebenswelt anhand zentraler sozialpsychologischer Theorien erklären, so oder so ähnlich könnte ein Lehrziel für ein Lehrangebot zum Thema Sozialpsychologie formuliert werden. In diesem Kapitel werden Lehrziele mit dem Fokus auf den E-Learning-Bereich behandelt und folgende Fragen beantwortet:
Was sind Lehrziele? Welche Funktionen erfüllen sie? Warum sind sie wichtig bei der Konzeption von multimedialen und technologie-unterstützten Lehr-Lern-Angeboten? Was sollte bei ihrer Formulierung beachtet werden?
Wie kann das mehrdimensionale Konstrukt Kompetenz fachlich verortet werden? Wie unterscheiden sich Kompetenzstrukturmodelle und Kompetenzniveaumodelle in ihrer praktischen Anwendung?
Darüber hinaus werden praktische Tipps und Beispiele formuliert, um die gewonnenen theoretischen Erkenntnisse in der Praxis anwenden zu können. Am Ende des Kapitels werden wichtige Aspekte zusammengefasst. Das soll den Transfer der dargestellten Befunde in den jeweiligen Arbeits- und Forschungskontext erleichtern. Mit den Begriffen Wissen, Anwenden und Transferieren lassen sich die Lehrziele grob beschreiben, die wir für dieses Kapitel festgelegt haben.
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Notes
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Wir möchten darauf hinweisen, dass allgemein formulierte Empfehlungen zur Gestaltung von Lehrzielen auch für den Bereich E-Learning sowie demzufolge bei der Konzeption von multimedialen und technologie-unterstützten Lehr-Lernangeboten angewendet werden können.
- 2.
Als Gefahr von vorgegebenen Lehrzielen wird in der Literatur diskutiert (u. a. Niegemann et al. 2003), dass sich die Lernenden möglicherweise nur mit den für die Lehrziele relevanten Inhalten beschäftigen, anstatt explorativ mit dem Lernmaterial zu arbeiten. Die Einübung von gezielten Faktoren, die auf dem Lehrziel basieren, kann jedoch durch die Beachtung der beschriebenen Hinweise zur geeigneten Formulierung von Lehrzielen entgegengewirkt werden. Ausführlichere Hinweise zur Formulierung können Sie z. B. bei Oser und Baeriswyl (2001) oder Anderson et al. (2001) finden.
- 3.
Kompetenzbegriff in anderen Wissenschaftsgebieten: Für einen ausführlichen Diskurs über den Kompetenzbegriff, z. B. in den Bereichen Linguistik (Heydrich 1996, zitiert nach Arnold und Schüßler 2001, S. 57) oder Betriebswirtschaft (Arnold und Schüßler 2001, S. 62) verweisen wir auf Literaturempfehlungen (für eine Kurzreflexion: s. Münchhausen 2004).
- 4.
Krumm et al. (2012) verwenden die Bezeichnung Kompetenzrahmen oder Kompetenzprofil, da es sich in den meisten Fällen eher um eine Sammlung und Auflistung von Kompetenzen und deren Beschreibung handelt, als um ein direktes Modell. Jedoch ist der Begriff Kompetenzmodell in der Praxis deutlich gebräuchlicher.
- 5.
Davon waren: 51 erfahrene Pflegenden mit mindestens fünfjähriger klinischer Erfahrung, die direkt in der Pflege tätig waren, elf frisch examinierten Pflegenden und fünf Pflegeschüler*innen aus einer Abschlussklasse in sechs verschiedenen Krankenhäusern.
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