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Aufstellungsarbeit in der Sexual- und Paartherapie

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Praxishandbuch Aufstellungsarbeit
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Zusammenfassung

Die psychodramatische Aufstellungsarbeit eignet sich hervorragend für die Bearbeitung von sexuellen Störungen und Beziehungsproblemen.

In der einfachsten Form bauen die KlientInnen (Intermediär-)Objekte (Stühle, Figuren, Gegenstände aller Art) auf, die stellvertretend stehen für Dinge, Menschen, Gefühle, Körperteile etc. Wichtig dabei sind die emotionale Belegung und Qualität der Gegenstände und die Art ihrer Anordnung. Dabei ist der sinnliche Aspekt der Intermediär-Objekte (IOs) für die Arbeit an sexuellen Störungen sehr hilfreich. Im weiteren Verlauf kann dann z. B. die Rolle der IOs übernommen und der Prozess anschließend besprochen werden. Da der Fokus auf etwas Drittes gelenkt wird, wirkt die Arbeit mit IOs immer auch enthemmend, ein großer Vorteil bei schambesetzten Themen. IOs können insbesondere in der Einzeltherapie, aber auch in allen anderen Settings eingesetzt werden.

Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, etwas aufzubauen, gemeinsam anzusehen und zu besprechen und dann u. U. Teile auszutauschen oder hinzu zu fügen, z. B. mit der Frage: „Was würde die Situation verbessern? Was brauchen Sie, damit Sie sich besser fühlen oder die Sache anders angehen können? Mut? Gelassenheit? Wählen Sie bitte einen Gegenstand dafür aus. Wo genau möchten Sie ihn positionieren?“

Und es gibt die Möglichkeit, die Aufstellung psychodramatisch „durchzuspielen“, d. h. der/die KlientIn stellt, setzt oder legt sich auf die unterschiedlichen Positionen und fühlt nach. Wechselt der/die KlientIn dabei in einzelne Anteile, wird das als Rollenwechsel bezeichnet. Dann könnte er in o. g. Beispiel in die Rolle des Mutes wechseln und so diese Ressource erfühlen und entwickeln.

In der Paar- und Gruppentherapie kann bei der Aufstellungsarbeit zusätzlich mit Rollentausch gearbeitet werden. Das Paar baut z. B. sich selbst als Person und die jeweiligen Geschlechtsorgane auf. Dann können sich die beiden PartnerInnen zunächst in ihre eigenen Positionen einfühlen („Wie fühle ich mich, wie fühlt sich mein Penis, meine Vagina? In Bezug auf mein Gegenüber?“) Und dann kann das Paar Plätze und Rollen tauschen. „Wie fühlt sich meine Frau? Wie fühle ich mich in der Rolle der Vagina meiner Frau?“

Sehr bewegend wird es, wenn die Anteile über das Schildern des eigenen Erlebens hinaus in Dialog treten oder in Bewegung kommen. Hier liegt die Schnittstelle zwischen der Aufstellungsarbeit, die Momente „einfriert“, und der psychodramatischen Szene, in der gehandelt wird. (siehe z. B. Abschn. „Das Lust/Unlust-Spiel“, 5.1.1)

In der Gruppenarbeit kann ohne Gegenstände mit den Gruppenmitgliedern gearbeitet werden, z. B. kann ein Teil der Gruppe die weiblichen Geschlechtsorgane „aufbauen“, indem Gruppenmitglieder Rollen wie Schamlippen, Gebärmutter, etc. übernehmen und ein anderer Teil der Gruppe die männlichen Geschlechtsorgane aufstellt. Dann wird getauscht (Rollentausch). Die Übung ist sehr gut geeignet, um das Reden über Sexualität in Fluss zu bringen.

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Kistler, S., Woinoff, S. (2019). Aufstellungsarbeit in der Sexual- und Paartherapie. In: Stadler, C., Kress, B. (eds) Praxishandbuch Aufstellungsarbeit. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18152-9_25-1

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