Zusammenfassung
In professioneller Beratung soll ein Perspektivenwechsel dazu dienen, bei ausweglos erscheinenden Situationen neue Denk- und Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Die Philosophie bietet dazu vielfältige Konzepte und auch Prozessmodelle der Veränderung, die für Berater eine reiche Ressource darstellen können. Der Autor beschreibt anhand von Platons „Höhlengleichnis“ und von Nietzsches „Umwertung aller Werte“ eine Struktur der „Umwendung“, die jeweils in drei Stufen dargestellt wird. Für die beraterische Praxis werden daraus einige relevante Aspekte abgeleitet.
Abstract
Philosophy as exercising the shift of perspectives, exemplified with Plato and Nietzsche
In professional counselling a shift of perspectives is useful to develop new options of thinking and of action in the case of seemingly hopeless situations. Philosophy presents a great variety of concepts and also of models of change processes, which may offer a resource to counsellors. With regard to Plato’s “cave metaphor” and to Nietzsche’s “transvaluation of all values” the author presents a structure of change in three stages. Concerning the practice of counsellors some relevant aspects are derived from these discussions.
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Literatur (mit Kommentaren)
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Christoph J. Schmidt-Lellek, geb. 1947, Studium der ev. Theologie und Philosophie sowie der Erziehungswissenschaften; Praxis für Psychotherapie, Paartherapie. Supervision und Coaching; Mitherausgeber und Redakteur dieser Zeitschrift.
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Schmidt-Lellek, C.J. Philosophie als Einübung des Perspektivenwechsels am Beispiel von Platon und Nietzsche. OSC 11, 109–126 (2004). https://doi.org/10.1007/s11613-004-0012-3
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