Hintergrund

Der vom Bundesgesundheitsministerium und Verbraucherministerium jüngst veröffentlichte „Nationale Aktionsplan zur Prävention von Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und damit zusammenhängender Krankheiten“ thematisiert die notwendige körperliche Aktivierung von Zielgruppen mit einem bewegungsarmen Lebensstil [5]. Innerhalb dieses Aktionsplan werden, begründet in Raten von 38% der Bevölkerung, die keinen Sport treiben und 22%, die sich im Alltag unzureichend bewegen, der Ausbau zielgruppengerechter Sportangebote und Anreize für Bewegung in den alltäglichen Lebenswelten gefordert. Mit diesen strategischen Stoßrichtungen stimmt der Nationale Aktionsplan überein mit europäischen und globalen Anstrengungen zur körperlichen Aktivierung der Bevölkerungen [9, 27, 28].

Besondere Bedeutung räumt der Nationale Aktionsplan (wie auch internationalen Initiativen) der körperlichen Aktivierung von „Nicht-Bewegern“ ein. In der vorliegenden Studie wurden „Nicht-Beweger“ als Personen definiert, die selbsteingeschätzt keine körperlichen Aktivitäten bei denen man etwas außer Atem kommt ausüben. Diese Zielgruppe zeichnet sich durch einen besonders bewegungsarmen Lebensstil aus und besitzt daher eine hohe Relevanz für die Bewegungs- und Gesundheitsförderung. Durch einen bewegungsarmen Lebensstil werden u. a. kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ II und Darmkrebs sowie eine verkürzte Lebenserwartung evoziert [20].

Nach dem derzeitigen Forschungsstand wird ein solcher inaktiver Lebensstil u. a. durch höheres Lebensalter, unterdurchschnittliche Schulbildung, unterdurchschnittliches Haushaltseinkommen und Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minorität bestimmt [1, 22]. In Bezug auf die Schulbildung wurde über 15 europäischen Ländern ein deutlicher sozialer Gradient im Bewegungsverhalten nachgewiesen: Die absolute Differenz des Anteils der Nicht-Beweger zwischen dem Quartil mit der höchsten Schulbildung gegenüber dem Quartil mit der niedrigsten Schulbildung beträgt demnach im Mittel 24,4% [8]. Für Deutschland weisen Daten des telefonischen Gesundheitssurveys 2003 des RKI ebenfalls einen Zusammenhang zwischen dem Bildungsstatus und dem Bewegungsverhalten nach [20].

Bei einer Charakterisierung der Gruppe der Nicht-Beweger ist jedoch zu beachten, dass diese durchaus heterogen ist. Nicht soziodemographische Merkmale per se, sondern vielmehr z. T. korrespondierende soziale, psychologische, kognitive und infrastrukturelle Faktoren bedingen demnach einen bewegungsarmen Lebensstil. So sind fehlende Zeit/Freunde, geringe Unterstützung durch Familie und Freunde, wenig Freude an Bewegung, geringe Selbstwirksamkeit und geringe Erwartungen hinsichtlich der positiven gesundheitlichen Effekte durch eigene Bewegung mit einem höheren Risiko eines inaktiven Lebensstils assoziiert worden [1, 19, 23, 24]. Ebenso wurde das Fehlen von infrastrukturellen Bewegungsgelegenheiten im Wohnumfeld (sowie eine negative Perzeption derselben) mit einem bewegungsarmen Lebensstil in Zusammenhang gebracht [6, 13, 19].

Für eine erfolgreiche Aktivierung der Nicht-Beweger bedarf es neben Erkenntnissen über Determinanten eines inaktiven Lebensstils auch an Erkenntnissen über deren Bewegungsinteressen. So sind in einer Studie z. B. Walking, Schwimmen und Mannschaftssportarten als bei Nicht-Bewegern beliebt identifiziert worden [4]. Charakteristika solcher Angebote, die von Nicht-Bewegern als bedeutsam empfunden werden, sind u. a. die Qualität der Übungsleitung, eine Übungsgruppe mit Gleichaltrigen sowie wohnortnahe und kostengünstige Angebote [2, 7].

Der vorliegende Beitrag untersucht die von Nicht-Bewegern angegebenen Gründe für einen bewegungsarmen Lebensstil, sowie deren Bewegungsinteressen in einem für Deutschland repräsentativen Datensatz. Unseres Wissens ist dies eine der wenigen deutschen Studien zu dieser Thematik. Zur Identifizierung erfolgreicher Bewegungsförderungsstrategien für die unter Public-Health-Gesichtspunkten hochrelevante Zielgruppe der Nicht-Beweger sind diese Erkenntnisse von Bedeutung.

Methode

Datenerhebung und Stichprobe

Repräsentative Daten über Bewegungsverhalten und empfundene Barrieren zu mehr Bewegung bei Erwachsenen wurden über ein GfK-Panel zum Thema Sport und Bewegung Ende des Jahres 2005 erhoben. Das Panel befragt regelmäßig ca. 10.000 deutsche Jugendliche und Erwachsene in Privathaushalten, teils auf schriftlichem Wege, teils online. Das Panel ist repräsentativ nach regionalen und soziodemographischen Merkmalen und zeichnet sich durch eine hohe Mitarbeitsqualität (Rücklaufquoten ≥80%) aus.

Daten über die spezifischen Interessen von Nicht-Bewegern wurden über eine 2. Welle des Panels im Frühjahr 2006 erhoben. Hierzu wurden 1539 der 5587 Personen, die in der ersten Welle angegeben hatten, sich nicht oder nur unregelmäßig zu bewegen, zufällig ausgewählt. Die Zufallsauswahl dieser Personen erfolgte über eine Schichtung nach dem Bewegungsstatus, operationalisiert durch das transtheoretische Modell [17].

Messinstrumente

Die Einordnung der Befragten in die Stufen des transtheoretischen Modells wurde in der 1. Befragungswelle über die von Marcus et al. [16]. entwickelte und von Fuchs [10] übersetzte Frage zur Selbsteinschätzung des Sportverhaltens erhoben. Mit der Frage werden Personen in Bezug auf das Sportverhalten in die Phasen der Präkontemplation, Kontemplation, Präparation, Aktion und Aufrechterhaltung eingeteilt. Die Frage ist bezüglich der Reliabilität (κ=0,78) und der externen Validität gegenüber anderen Instrumenten zur Erfassung von Bewegungseinstellungen getestet worden [16]. Eine begriffliche Erweiterung der Frage hinsichtlich des Bewegungsverhaltens im Alltag wurde vorgenommen. Hierzu wurde die folgende einleitende Formulierung verwendet: „Die nachfolgende Frage bezieht sich auf Ihre körperlichen Aktivitäten im Alltag, bei denen Sie mindestens ein bisschen außer Atem kommen, z. B. die Sie während der Arbeit machen, um von einem Ort zum anderen zu gelangen oder die Teil Ihrer Haus- und Gartenarbeit sind (z. B. zügiges Gehen, zügiges Radfahren, Gartenarbeit, Hausarbeiten)“. Antwortkategorien für die verschiedenen Stufen des transtheoretischen Modells waren wie das folgende Item beispielhaft formuliert: „Gegenwärtig gehe ich keinen körperlichen Aktivitäten nach und ich habe auch nicht die Absicht, in den nächsten sechs Monaten damit zu beginnen“.

Zur Erfassung der Barrieren für Bewegung wurde die Einschätzung der Gelegenheiten für Bewegung im Wohnumfeld, das Vorhandensein von Sportvereinen und die gemeindebezogene Politik in Bezug auf Bewegung erfasst (infrastrukturelle Ressourcen). Weiterhin wurde die Verfügbarkeit von Freunden für körperliche Aktivität und Sport erfragt. Individuelle zeitliche und gesundheitliche Ressourcen wurden über die Items „Ich habe genug Zeit für körperliche Aktivität/Sport“ und „Meine Gesundheit erlaubt mir nicht, körperlich aktiv zu sein/Sport zu treiben“ erhoben. Die Fragen wurden anhand einer 5er-Likert-Skala beantwortet. Die Items zu den infrastrukturellen Ressourcen sind bereits in zwei europäischen Studien verwendet worden [18, 24]. Die Reliabilität der Items ist mit Spearman’s Rho zwischen 0,65–0,71 dokumentiert [21]. Dies liegt in dem für Items zur Perzeption von Bewegungsgelegenheiten beschriebenen Gütebereich [14].

In der 2. Befragungswelle wurde nach Sport- und Bewegungsarten gefragt, die Nicht-Beweger interessieren. Vorgeschlagen wurden Ballspiele, Fitnesstraining, Ausdauersport und eine Beratung für mehr Bewegung im Alltag. Antwortkategorien waren „Interessiert überhaupt nicht“ bis „Interessiert voll und ganz“ auf einer 5er-Likert-Skala.

Darüber hinaus wurden Körpergewicht und Körpergröße zur Berechnung des Body-Mass-Index (BMI) erfragt. Bei der Selbsteinschätzung des BMI ist zu berücksichtigen, dass Personen oftmals ihre Größe überschätzen und ihr Gewicht unterschätzen [11]. Die Erhebung der soziodemographischen Merkmale erfolgte über die im Panel übliche Form.

Statistische Analysen

Für die Datenanalyse der 1. Befragungswelle wurde der Datensatz auf Personen ab dem 16. Lebensjahr beschränkt und nach dem Alter und Geschlecht der Befragten gewichtet, um die deutsche Bevölkerung repräsentativ abzubilden. Die Daten der 2. Befragungswelle wurden ungewichtet verwendet. Bei den Analysen zu Bewegungsinteressen wurden nur Befragte berücksichtigt, die sich nach dem transtheoretischen Modell in Bezug auf das Bewegungsverhalten in den Phasen der Präkontemplation und Kontemplation (Nicht-Beweger) befanden.

Für die beschreibende Darstellung der Gründe für einen bewegungsarmen Lebensstil sowie der Bewegungsinteressen von Nicht-Bewegern anhand soziodemographischer Merkmale wurden einfaktorielle Varianzanalysen verwendet. Die multivariate Analyse der Bewegungsinteressen von Nicht-Bewegern bedient sich des Verfahrens der binär logistischen Regression. Als abhängige Variablen wurden das subjektive Interesse an einem Fitnesstraining bzw. einer Alltagsaktivierung verwendet. Fehlende Werte wurden paarweise aus der Analyse ausgeschlossen. Alle Datenanalysen wurden mit dem Statistikprogramm SPSS ausgeführt.

Ergebnisse der Datenanalyse

Stichprobenübersicht

Insgesamt ließen sich in der 1. Befragungswelle 2087 von 9457 Personen (22,1%) der Gruppe der Nicht-Beweger zuordnen (Tab. 1). Gegenüber Ausreichend- und Viel-Bewegern ist ein geringerer Anteil der Nicht-Beweger 16–29 Jahre alt und ein höherer Anteil 70 Jahre und älter. Nicht-Beweger besitzen häufiger einen Hauptschulabschluss, ein monatliches Nettoeinkommen <1500 € und leben häufiger in 1-Personen-Haushalten als Ausreichend- und Viel-Beweger. Unter den Nicht-Bewegern besitzen 19,4% einen BMI von ≥30, gegenüber einem Anteil von 11,3% unter den Ausreichend- und Viel-Bewegern.

Tab. 1 Beschreibung der Stichprobe, ungewichtet (Quelle: GfK-Panel Sport und Bewegung 2005, 1. Befragungswelle)

Bewegungsbarrieren

Befragt man Nicht-Beweger nach den von ihnen wahrgenommenen Barrieren für Bewegung, so werden über alle Altersgruppen am häufigsten wenig Freunde für Bewegung (58,6%), wenig Zeit für Bewegung (54,8%) und gesundheitliche Probleme (27,1%) genannt. Nach Altersgruppen untersucht zeigt sich, dass fehlende Freunde für Bewegung und gesundheitliche Probleme mit zunehmendem Alter häufiger als Barriere genannt werden (Tab. 2). Demgegenüber berichten vorwiegend Jüngere über fehlende Zeit für Bewegung.

Tab. 2 Nicht-Beweger: Nennung von Gründen für einen bewegungsarmen Lebensstil nach Altersgruppen, gewichtet (n=1.913)

Bewegungsinteressen

Fragt man Nicht-Beweger nach ihren Bewegungsinteressen, so geben über alle Altersgruppen 47,7% an, sich für eine Alltagsaktivierung (über eine individuelle Beratung oder Gruppenseminare) zu interessieren, 46,3% interessieren sich für ein Fitnesstraining, 44,2% für Ausdauersport und 40,0% für Ballspiele. Mit zunehmendem Alter nimmt das Interesse an Ballspielen, Fitness- und Ausdauersport ab (Tab. 3). Das Interesse an einer Alltagsaktivierung bleibt zwischen dem 16. bis 29. Lebensjahr und dem 50. bis 69. Lebensjahr stabil.

Tab. 3 Interessen von Nicht-Bewegern nach Altersgruppen (n=1.008). (Quelle: GfK-Panel Sport und Bewegung 2006, 2. Befragungswelle)

In Bezug auf die Schulbildung zeigt sich, dass Nicht-Beweger mit Hauptschulabschluss (mit Ausnahme einer Alltagsaktivierung) tendenziell über weniger Bewegungsinteressen berichten als Nicht-Beweger mit höherem Bildungsabschluss (Tab. 4).

Tab. 4 Interessen von Nicht-Bewegern nach Bildungsabschluss (n=1.008)

Während Frauen Fitnesstraining und Alltagsaktivierung häufiger als Bewegungsinteressen nennen als Männer, werden Ballspiele von Männern favorisiert (Tab. 5).

Tab. 5 Interessen von Nicht-Bewegern nach Geschlecht (n=1.008)

Die logistische Regression auf das Interesse an einem Fitnesstraining identifiziert signifikante Effekte der Variablen Alter, BMI und der Stufe der Verhaltensänderung nach dem transtheoretischen Modell (Tab. 6). 50- bis 69-Jährige äußern nur ca. halb so oft wie 16- bis 29-Jährige Interesse an einem Fitnesstraining. Über 70-Jährige äußern nur ca. ein Drittel so oft wie 16- bis 29-Jährige Interesse an einem Fitnesstraining. Nicht-Beweger mit einem BMI≥35 haben weniger Interesse an einem Fitnesstraining als Nicht-Beweger mit normalem BMI. Nicht-Beweger, die über mehr Bewegung nachdenken, äußern gegenüber Nicht-Bewegern, die dies nicht tun, ca. 3-mal häufiger Interesse an einem Fitnesstraining.

Tab. 6 Logistische Regression: Odds-Ratios (OR) und 95%-Konfidenzintervalle (95%-KI) für Interesse an einem Fitnesstraining, Interesse an einer Alltagsaktivierung von inaktiven Erwachsenen (kontrolliert für die Variablen Alter, Geschlecht, Bildung, Haushaltseinkommen, BMI und allgemeiner Gesundheitsstatus)

Interesse an einer Alltagsaktivierung wird von Männern seltener genannt als von Frauen. Nicht-Beweger mit einem monatlichen Haushaltseinkommen von 2500–3499 € äußern seltener Interesse an einer Alltagsaktivierung als Nicht-Beweger mit einem Einkommen bis zu 1499 €. Nicht-Beweger, die über mehr Bewegung nachdenken, äußern gegenüber Nicht-Bewegern, die nicht über Bewegung nachdenken, ca. doppelt so häufig Interesse an einer Alltagsaktivierung.

Diskussion

In Bezug auf die von Nicht-Bewegern genannten Barrieren zu mehr Bewegung bestätigt die Analyse die vorliegenden Forschungsbefunde [23, 24]. Hiernach sind wenig Zeit und wenig Freunde für Bewegung die am häufigsten genannten Barrieren gegenüber einer körperlichen Aktivierung. Bedeutsam ist die in diesem Beitrag aufgezeigte Divergenz der genannten Barrieren zwischen den verschiedenen untersuchten Altersgruppen. So nennen jüngere Altersgruppen (≤50. Lebensjahr) vermehrt fehlende Zeit als Grund für einen inaktiven Lebensstil, während mit zunehmendem Alter fehlende Freunde und gesundheitliche Probleme genannt werden. Aus diesen Befunden lassen sich Erkenntnisse über Erfolg versprechende Bewegungsförderungsstrategien bei Nicht-Bewegern ableiten. So bieten sich für Personengruppen, die (z. B. bedingt durch Mehrfachbelastungen in Beruf und Familie) wenig Zeit zur Verfügung haben settingbezogene Bewegungsangebote an. Im Rahmen von Betriebssportangeboten kann es so gelingen, auch berufstätige Nicht-Beweger für die Teilnahme an Sportangeboten während oder im Anschluss an die Arbeitszeiten zu gewinnen. Außerdem bieten sich für diese Zielgruppen evtl. telefonisch administrierte Beratungen zur Bewegungsförderung an. Zur Wirksamkeit solcher telefonischen Maßnahmen sind in den letzten Jahren einige Evidenzen geschaffen worden [12, 15]. Demgegenüber deuten die Befunde für ältere Menschen an, dass gerade für diese Zielgruppe gruppenbasierte Programme zur Bewegungsförderung geeignet erscheinen, da sie neben einer körperlichen Aktivierung auch soziale Kontakte für Bewegung vermitteln.

Aufschlussreiche Informationen liefert die Analyse der Bewegungsinteressen von Nicht-Bewegern über logistische Regressionsmodelle. Zum einen werden durch diese Analyse alters- (jüngere Personen bevorzugen Fitnesstraining und Ballspiele, ältere Personengruppen eine Alltagsaktivierung und Fitnesstraining) und geschlechtsabhängige (Frauen bevorzugen Fitnesstraining und Alltagsaktivierung, Männer Ballspiele) Bewegungspräferenzen deutlich. Zum anderen zeigen sich Unterschiede in den Präferenzen für ein Fitnesstraining und Maßnahmen zur Alltagsaktivierung. So scheinen adipöse Zielgruppen der Nicht-Beweger erst einmal nur geringes Interesse an einem Fitnesstraining zu haben. Dieses Ergebnis mag dadurch bedingt sein, dass „normale“ standardisierte Bewegungsprogramme für Adipöse oft mit Frustrations- und Stigmatisierungserlebnissen verbunden sind. Neuere Studien deuten jedoch darauf hin, dass auch diese Zielgruppe durch ein auf ihre Bedürfnisse ausgerichtetes Fitnesstraining erreicht werden kann [3]. Ein Ausbau solcher spezifischer Bewegungsangebote für adipöse Erwachsene erscheint durch diese Erkenntnisse angebracht. Auf der anderen Seite spricht eine Alltagsaktivierung vermehrt ältere und auch einkommensschwache Personengruppen an und ist unabhängig vom BMI der Befragten. Hieraus lässt sich die Alltagsaktivierung als ein durchaus komplementäres Konzept zur Bewegungsförderung über Bewegungsprogramme begreifen, das auch geeignet erscheint besonders relevante Gruppen der Nicht-Beweger anzusprechen.

Bei der vorliegenden Studie ist zu berücksichtigen, dass der Bewegungsstatus nur subjektiv erhoben wurde. Zwar gilt das transtheoretische Modell als ein guter Indikator für Einstellungen bezüglich des Bewegungsverhaltens, jedoch ist die Abgrenzung der einzelnen Stufen nicht immer eindeutig [10]. Bedingt durch die komplexe Fragenformulierung in der Operationalisierung des transtheoretischen Modells kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Bildungsgrad der Interviewten Einfluss auf das Antwortverhalten genommen hat. Darüber hinaus ist bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen, dass das GfK-Panel die Teilnehmer über verschiedene Kontaktwege (schriftlich, telefonisch, online) rekrutiert. Hierdurch kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich die Panelteilnehmer von anderen Personengruppen hinsichtlich von Verhaltens- und Einstellungsmerkmalen unterscheiden. Besonders ist zu bemerken, dass in dem Panel nur deutsche Staatsbürger vertreten sind.

Was bewegt nun die Nicht-Beweger? Insgesamt deuten die Befunde dieser Untersuchung an, dass eine Bewegungsaktivierung der Nicht-Beweger durch ein Bündel von Maßnahmen gelingen kann. Hierzu gehört die Bereitstellung von spezifischen Angeboten für die verschiedenen Gruppen der Nicht-Beweger. Diese Angebote (z. B. speziell für Interessenten an einem Fitnesstraining oder einer Alltagsaktivierung) sollten an die Lebenswelten dieser Gruppen gekoppelt werden und so Zugangswege eröffnen. Hierdurch könnte dann unter Umständen auch die von vielen Nicht-Bewegern empfundene Barriere, keine Zeit für Bewegung zu haben, überwunden werden. Darüber hinaus sollten speziell für ältere Nicht-Beweger, neben den bereits existierenden qualitätsgesicherten standardisierte Bewegungsprogrammen, auch Angebote geschaffen werden, die eine Alltagsaktivierung mit dem Ziel der Vermittlung sozialer Kontakte verbinden. Die im Nationalen Aktionsplan zur Prävention von Bewegungsmangel formulierten Maßnahmen erscheinen in diesem Zusammenhang als ein geeigneter erster Schritt für eine Bewegungsaktivierung der Bevölkerung.

Fazit für die Praxis

Die Ergebnisse deuten an, dass auch eine körperliche Aktivierung der Nicht-Beweger durch verschiedene Maßnahmen gelingen kann. Hierzu gehört u. a. die Schaffung und Bereitstellung von spezifischen fitnessorientierten Kursangeboten für die verschiedenen Gruppen der Nicht-Beweger. Diese Angebote können an die Lebenswelten dieser Gruppen gekoppelt werden und so Zugangswege eröffnen. Darüber hinaus sollten ebenso Angebote geschaffen werden, die auf eine Alltagsaktivierung der Nicht-Beweger abzielen.