Großveranstaltungen aus dem Sport- und Eventbereich sind gleichzeitig Medienereignisse mit dem größten Zuschauerpotenzial. Die moderne Veranstaltungstechnik garantiert den Erfolg durch Show-, Licht- und Lasereffekte. Ein Bestandteil dieser Veranstaltungstechnik sind Videowände, die auf der Konzertbühne oder im Stadion eingesetzt werden, damit Fans die Veranstaltung „hautnah“ miterleben können. Diese Videowände lassen sich jedoch ausgezeichnet in das Krisenmanagement implementieren, wenn beispielsweise eine Evakuierung durchgeführt werden muss. Über Videowände kann das präventive und aktive Krisen- und Notfallmanagement des Veranstalters ergänzt werden; sie stellen damit eine wertvolle Hilfe im Krisenfall dar.

Seit 1945 kam es in Fußballstadien zu fast 30 schweren Katastrophen. Die Bilanz: knapp 1000 Tote und mehr als 3400 Verletzte. Beim UEFA-Champions-League-Spiel in Israel zwischen Maccabi Tel Aviv und dem FC Bayern München konnte im August 2004 eine Tragödie nur knapp verhindert werden. Einer Soldatin war beim Sicherheitscheck ein Mann aufgefallen, der 5 kg Sprengstoff bei sich trug und die Bombe unter den Zuschauern sprengen wollte. Im Dezember 2004 musste das Bernabeu-Stadion in Madrid nach einer anonymen Bombendrohung evakuiert werden. Mehr als 70.000 Zuschauer verließen das Stadion in 8 min. Solche Beispiele verdeutlichen die aktuelle Notwendigkeit einer effektiven Vorbereitung auf den Katastrophenfall.

Die menschlichen Sinne

Um die technischen Ressourcen bei einer Großveranstaltung optimal für den Krisen- oder Katastrophenfall einzusetzen, muss das Zwei-Sinne-Prinzip beachtet werden. Mit der Kopplung der menschlichen Merkfähigkeit durch die Videowall (visuell) und der Beschallungsanlage (akustisch) wird dieses geforderte Ziel erreicht.

Wenn Informationen nicht richtig verstanden oder aufgenommen werden (z. B. unverständliche Ansagen über Beschallungsanlagen, missverstandene Hinweise auf der Videowall o. ä.), so folgen daraus von den betroffenen Personengruppen Entscheidungen, die nicht oder zumindest nicht kurzfristig revidiert werden können. Da in diesen Fall nicht die Möglichkeit einer Rückfrage besteht, kann es sein, dass man in die Irre geleitet wird. Daher ist das Zwei-Sinne-Prinzip konsequent einzuhalten [1].

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Zuschauer, Besucher, Kunden etc. mehr Informationen im Gedächtnis behalten, wenn diese Informationen nicht nur mündlich, also im Rahmen einer Lautsprecherdurchsage, sondern auch visuell (z. B. durch Videowall) dargestellt werden. Abb. 1 gibt einen Überblick über die Merkfähigkeit des Menschen nach dem Zwei-Sinne-Prinzip [2].

Abb. 1
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Erhöhung der Merkfähigkeit durch Nutzung der Sinne

Infoschiene für Hörgeschädigte bei Großveranstaltungen

Menschen, bei denen einer der beiden klassischen „Informations- und Orientierungssinne“ (das Sehen oder das Hören) beeinträchtigt ist, haben Schwierigkeiten, die für sie wichtigen Informationen aufzunehmen. Dies ist in Bezug auf Schädigungen der Augen weit besser bekannt als auf Schädigungen des Gehörs. Generell besteht die Notwendigkeit, diese Sinneseinschränkungen durch geeignete Maßnahmen so gut wie möglich auszugleichen, um auch diesem Personenkreis nicht nur Mobilität, sondern insbesondere die aktive Teilnahme am täglichen Leben zu ermöglichen. Die Videowall unterstützt diese Personengruppe!

Bereitstellung von Kriseninformationen

Medien berichten nicht nur über die Katastrophe, sondern auch über die Katastrophenbewältigung durch den Veranstalter.

Wenn wir ein Flugzeug benutzen, so ist es für uns selbstverständlich, dass wir nach dem Start von der Crew „ Sicherheitsinstruktionen“ visuell und akustisch erhalten. Folder in den Ablagenetzen der Passagiersitze verstärken diese Sicherheitsrichtlinien. Die Schaffung einer Sicherheitsinformationskultur für den Krisenfall sollte entsprechend auch bei Großveranstaltungen oberstes Ziel sein (Abb. 2).

Abb. 2
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Kriseninformationsbereitstellung

Vorbereitete Kriseninformationen (VI) sollen bei Großveranstaltungen den Besucher bereits in der potenziellen Krisenphase (= Phase der Nichtkrise) ein Sicherheitsgefühl vermitteln (Tabelle 1).

Tabelle 1 Vorbereitete Informationstexte für den Krisenfall (Videowall & Beschallungsanlage)

In der akuten Krisenphase, d. h. der Phase nach dem Eintritt des Krisenfalls (Krisentag X) müssen nur noch ergänzende Kriseninformationen (EI) den Veranstaltungsbesuchern (Tabelle 2) bereitgestellt werden [3].

Tabelle 2 Ergänzende Kriseninformationen für den Krisenfall

Sollten Kriseninformationen (KI) erst ab Kriseneintritt bereitgestellt werden, so geschieht dies unter enormen Zeitdruck. Problematisch ist daher auch die Informationswertung in wichtig und nicht wichtig. Der Vorteil einer Informationsbereitstellung liegt im Informationsgewinn für den Besucher und dem Zeitgewinn im Krisenfall, z. B. bei Bombendrohung/Stadionevakuierung erreichen Besucher rascher die Notausgänge.

Definition der akuten Krisenphase: Diese Phase ist in Österreich z. B. vom Land Wien festgelegt. Hierbei handelt es sich um den Zeitraum zwischen 2–4, maximal jedoch aber 24 h nach dem Eintritt des Krisen- oder Katastrophenfalls.

Technische Grundlagen einer LED-Videowall

Als LED-Leuchtdioden („light emitting diode“) bezeichnet man einen vollfarbigen lichtemittierenden Halbleiter. Aus mehreren tausend LED besteht eine Bildtafel. Die bevorzugt zum Einsatz kommenden LED-Videowalls bestehen aus einzelnen stapelfähigen Elementen (Tafeln) und ermöglichen den Aufbau von Bildwänden in den unterschiedlichsten Größen und Formen (Abb. 3). Über ein PC-Programm können spontane Informationen, neueste Nachrichten, Informationen für Fans, Besucher etc. eingegeben werden [4].

Abb. 3
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LED-Videowall (Foto: Fa. Stiers)

Die Programmiermöglichkeiten von Videowänden sind praktisch grenzenlos und lassen der Kreativität bei der audiovisuellen Umsetzung freien Lauf. Durch die Vernetzung mit Fernsehempfangs- und Rundfunkantennen können bei Zivilschutzalarm Informationen direkt auf die Wall durchgeschalten werden. Weiterhin kann man alle Texte, die von einer automatisierten Sprechausgabe angeboten werden, parallel auf einem Großbildschirm anzeigen und somit auch optisch zugänglich machen. Akustische Informationen sind mit eindeutigen optischen Signalgebern für Sehschwache zu koppeln (Abb. 4).

Abb. 4
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Optische Signalgeber auf der Videowall

Checklisten sind das A und O der Krisenbewältigung. Diese in Verbindung mit einem Krisenhandbuch ermöglichen es, den Verantwortlichen rasche und chronologische Maßnahmen im Krisenfall einzuleiten. Diese Maßnahmen stellen damit sicher, dass ein vorhandenes Informationsdefizit abgebaut wird.

Als Fallbeispiel dient folgendes Krisenszenario:

Volles Fußballstadion — tolles Match, aber im Hintergrund ist deutlich die Sirene für den Zivilschutzalarm hörbar. Die Zuschauer werden unruhig und nervös. Das Handynetz (Was ist passiert?) bricht wegen Überlastung zusammen.

Ein möglicher Lösungsvorschlag wäre: Der Stadionsprecher verfügt über eine Checkliste für den „Zivilschutzalarm“ (Tabelle 3) und könnte nach folgender Beschreibung die Unsicherheit der Zuschauer durch Informationsbereitstellung dämpfen.

Tabelle 3 Checkliste für „Zivilschutzalarm“

Fazit für die Praxis

Ob Fußballturniere, Boxkämpfe, Open-air-Rockkonzerte, die modernen multifunktionalen Stadien erfüllen nahezu alle Voraussetzungen für diese Großveranstaltungen. Die Komplexität der heute eintretenden Krisen- und Katastrophensituationen fordert zunehmend interdisziplinäre Sicht- und Denkweisen. Organisatorische und technische Pannen im Krisen- und Katastrophenfall lassen sich vermeiden, wenn professionelle Informationssysteme zur Anwendung kommen.

Technische Lösungen können direkt mit der Videowall verknüpft werden und das in „real time“. Durch das „Zwei-Sinne-Prinzip“ werden alle Personengruppen des Stadions mit Informationen versorgt, wobei speziell die behinderten Personen in ein umfassendes Sicherheitskonzept eingebunden werden. Diese Kommunikationsanstrengungen durch die Sicherheitsverantwortlichen werden im Krisenfall sichtbar bzw. von den Medien positiv erwähnt.

Negative wirtschaftliche Auswirkungen, die nach einer Massenpanik mit 6 Toten im Bergisel Stadion 1999 (7.G-SHOCK Air&Style Snowboard Contest) für den Veranstalter spürbar waren, können mit einem modernen Sicherheitskonzept unterbunden werden [5].

Gerade im Hinblick auf große Sportereignisse wie der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland und der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz, eröffnen sich für Stadionbetreiber optimale Möglichkeiten, ihre Zuschauer zu unterhalten und umfassend zu informieren. Die Technik bietet viele kostengünstige Lösungen an, bei der Umsetzung und Konzepteinbindung sind dann aber die Krisenmanager gefordert.

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