Zusammenfassung
Hintergrund
In Deutschland sind etwa 10 % der Gesamtkrankheitslast („burden of disease“ gemessen in DALY) auf nicht kardiale Gefäßerkrankungen zurückzuführen. Aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive ist der Versorgung von Patienten mit Gefäßerkrankungen somit große Bedeutung zuzumessen; insbesondere bei der älteren Bevölkerung.
Ziel der Arbeit
Dieser Artikel stellt in deskriptiver Weise die stationären Versorgungsstrukturen sowie die alters- und geschlechtsspezifische Krankenhausinzidenz vaskulärer Erkrankungen und deren Versorgung in Deutschland von 2005 bis 2013 dar.
Material und Methoden
Sekundärdatenanalyse basierend auf den Grunddaten der Krankenhäuser, der Diagnosedaten der Krankenhauspatientinnen und -patienten sowie der fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) des Deutschen Statistischen Bundesamtes.
Ergebnisse
Gefäßerkrankungen nahmen zu und zeigten eine starke Alters- und Geschlechtsabhängigkeit. Männer waren durchweg häufiger, bei Varizen der unteren Extremität sowie bei arteriellen Embolien oder Thrombosen in höheren Altersstufen jedoch seltener betroffen als Frauen. Die Versorgung arterieller Erkrankungen erfolgte überwiegend in Fachabteilungen für Gefäßchirurgie sowie ungeteilten Abteilungen für Chirurgie. Die Anzahl der Krankenhäuser mit ärztlichem Personal für Gefäßchirurgie hat sich zwischen 1991 und 2013 nahezu verdoppelt. Ebenso stieg die Anzahl der hauptamtlich in deutschen Krankenhäusern tätigen Gefäßchirurginnen und Gefäßchirurgen auf das fast Dreifache an. Endovaskuläre Verfahren dominierten eher bei peripheren Revaskularisationen und der Ausschaltung von Aortenaneurysmen, während Karotisrevaskularisationen und periphere Embolektomien weiterhin überwiegend offen-chirurgisch erfolgten.
Schlussfolgerung
Zur Versorgung der zunehmenden Anzahl von Patienten mit Gefäßerkrankungen standen und stehen ebenso kontinuierlich wachsende gefäßchirurgische Versorgungsstrukturen zur Verfügung. Die Angemessenheit bzw. Bedarfsgerechtigkeit der Versorgung wäre jedoch nur mit differenzierteren, vor allem desaggregierten Daten genauer zu beurteilen.
Abstract
Background
Non-cardiac vascular diseases account for approximately 10 % of the total burden of disease in the German population as measured in disability-adjusted life years (DALY). Thus, from the social perspective, much attention should be paid to optimization of the provision of vascular services especially in elderly people.
Objectives
This article describes the structure of inpatient care and the provision of vascular treatment as well as age and gender-specific hospital incidence rates of vascular diseases in Germany between 2005 and 2013.
Materials and methods
Secondary data analysis based on the basic data from German hospitals as well as nationwide aggregated data from the diagnosis-related groups (DRG) statistics from the Federal Statistical Office.
Results
Since 2005, the incidence of non-cardiac vascular diseases has increased and showed a significant dependency on sex and age. In general, men were affected consistently more frequently by vascular diseases. In contrast, hospital admission rates due to varicose veins or acute ischemia of the legs were higher in women. Treatment of arterial diseases was predominantly performed in general surgery units or departments for vascular surgery. From 1991 to 2013, the number of hospitals employing specialists for vascular surgery has almost doubled and the number of vascular surgeons working full-time in German hospitals has nearly tripled. Endovascular approaches were used particularly for revascularization of peripheral arteries as well as aortic aneurysm repair. In contrast, carotid revascularization as well as peripheral embolectomy were predominately performed using open surgical techniques.
Conclusions
Since 1991, the increasing need for vascular services for patients has been met by continuously growing structures for the provision of vascular surgical treatment; however, the suitability and efficiency of the provision of vascular services could only be assessed in an appropriate way by using more differentiated and disaggregated data.
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Einleitung
Im Jahr 2013 waren kardiovaskuläre Erkrankungen (I00–I99) mit einem Anteil von etwa 40 % (n = 355.000) die häufigsten Todesursachen in Deutschland [1]. Krankheiten der Arterien (I70–I79) oder der Venen (I80–I89) wurden bei 23.900 Todesfällen (2,4 % aller Verstorbenen) als Todesursache dokumentiert. Im Vergleich zu 1998 waren dies zwar 8000 Todesfälle weniger, jedoch sind dabei die Auswirkungen einer verbesserten medizinischen Versorgung auf die Mortalität von Gefäßerkrankungen, der demografische Wandel sowie die eingeschränkte Validität der Todesursachenstatistik [2] zu beachten. Betrachtet man die Morbidität anhand der DALYs („disability-adjusted life years lost“, zur Erklärung siehe [3]), so zeigte die Global Burden of Disease Study, dass 2012 in Deutschland ca. 22 % aller DALYs (33 % bei über 70-Jährigen) auf kardiovaskuläre Krankheiten zurückzuführen waren [4]. Bei ausschließlich nicht kardialen Gefäßerkrankungen waren es 10 % bzw. 17 %. Zur Reduktion der Mortalität, aber vor allem der Morbidität ist der Versorgung und Behandlung von vaskulären, nicht kardialen Erkrankungen somit ebenfalls große Bedeutung zuzumessen; insbesondere bei der älteren Bevölkerung.
Dieser Artikel stellt in deskriptiver Weise die stationären Versorgungsstrukturen sowie die alters- und geschlechtsspezifische Krankenhausinzidenz vaskulärer Erkrankungen und deren Versorgung in Deutschland im Erhebungsjahr 2013 dar.
Methoden
Die Anzahl der gefäßchirurgischen Fachabteilungen in deutschen Krankenhäusern, die darin aufgestellten Betten, die Anzahl der Krankenhäuser mit ärztlichem Personal für Gefäßchirurgie und die Anzahl der hauptamtlich tätigen Ärztinnen und Ärzte für Gefäßchirurgie wurden den „Grunddaten der Krankenhäuser“ des Deutschen Statistischen Bundesamtes entnommen ([5], Stichtag 31.12.2013). Folgende Begriffsdefinitionen wurden dabei verwendet:
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Fachabteilung: „Fachabteilungen sind organisatorisch abgrenzbare, von Ärzten/Ärztinnen ständig verantwortlich geleitete Abteilungen mit für den jeweiligen Fachbereich typischen Behandlungseinrichtungen. Die Fachabteilungsgliederung orientiert sich an den Gebiets- und Schwerpunktbezeichnungen der Ärzte“ [5].
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Hauptamtliche Ärzte: „Hierunter fallen alle in der Einrichtung fest angestellten Ärzte/Ärztinnen. Gast-, Konsiliar- und hospitierende Ärzte/Ärztinnen sind nicht enthalten“ [5].
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Leitende Ärzte/Ärztinnen: „Hierunter fallen alle hauptamtlich tätigen Ärzte mit einem Chefarztvertrag sowie Ärzte als Inhaber konzessionierter Privatkliniken. Ärzte mit mehreren Gebiets- bzw. Schwerpunktbezeichnungen werden nach ihrer überwiegend ausgeübten Tätigkeit zugeordnet“ [5].
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Ärztliches Personal nach Gebietsbezeichnungen: „Die Ärzte/Ärztinnen werden, soweit sie eine Weiterbildung abgeschlossen haben, nach ihrer Fachgebiets- und Schwerpunktbezeichnung gegliedert“ [5].
Die Daten zu den behandelnden Fachabteilungen wurden den tief gegliederten Diagnosedaten der Krankenhauspatientinnen und -patienten entnommen ([6], Stichtag 31.12.2013). Die Zuordnung der Fälle (nicht der Patienten) zu den Fachabteilungen erfolgte bereits durch das Statistische Bundesamt und richtete sich nach der längsten Verweildauer im jeweiligen Aufenthalt.
Die Codierung der in die Analyse einbezogenen Krankenhaushauptdiagnosen und Prozeduren wurden dem ICD−10 sowie dem OPS-Katalog in den Versionen von 2013 entnommen und sind in Appendix 1 aufgeführt [7]. Die Angaben zur Krankenhausinzidenz, Alters- und Geschlechtsverteilung der vaskulären Krankenhaushauptdiagnosen sowie zu den durchgeführten Prozeduren basieren auf der „Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik (DRG-Statistik)“ des Statistischen Bundesamtes ([8], Stichtag 31.12.2013).
Die Altersstandardisierung erfolgte anhand der mittleren Bevölkerung im Jahr 2013, entsprechend des Bevölkerungsstandes in Deutschland zu den Stichtagen 31.12.2012 und 31.12.2013 [9]. Diese Tabellen weisen jedoch die Altersgruppen 85–89, 90–95 und 95+ nicht getrennt aus. Bei Grafiken mit altersstandardisierten Werten wurden diese drei Gruppen deshalb als Gruppe „85+“ zusammengefasst.
Aus Gründen der direkten Vergleichbarkeit wurden, sofern sinnvoll, alternative Therapieformen (z. B. Karotisendarteriektomie vs. Karotisstenting) nebeneinander und mit gleich skalierter Y-Achse dargestellt.
Ergebnisse
Krankenhäuser und ärztliches Personal für Gefäßchirurgie
Abbildung 1a zeigt die Anzahl der beim Statistischen Bundesamt als Abteilungen für Gefäßchirurgie gemeldeten Organisationseinheiten sowie die darin aufgestellten Betten. Im Gegensatz zu den in den letzten Jahren eher steigenden Zahlen, deutet sich ein Stagnieren sowohl der Betten- als auch der Abteilungsanzahl an. Die durchschnittliche Größe der Abteilungen, gemessen an den aufgestellten Betten, sank zwischen 1991 und 2013 von 42 auf 31 Betten. Hierbei handelt es sich jedoch um die arithmetischen Mittelwerte, eine Bestimmung der hier angemesseneren medianen Abteilungsgröße war aus den verfügbaren Daten nicht möglich. Die Anzahl der Krankenhäuser mit ärztlichem Personal für Gefäßchirurgie hat sich seit 1991 nahezu verdoppelt (von 253 auf 453). Ebenso stieg die Anzahl der hauptamtlich in deutschen Krankenhäusern tätigen Ärztinnen und Ärzten mit abgeschlossener Weiterbildung für Gefäßchirurgie auf fast das Dreifache von 510 auf 1463 an (Abb. 1b). Während sich die Anzahl an (männlichen) Ärzten für Gefäßchirurgie (leitende Ärzte, Ober- und Assistenzärzte) seit 1991 etwas mehr als verdoppelte (von 478 auf 1156), stieg die Anzahl an leitenden Ärztinnen auf das 11-Fache (von 2 auf 22), die der Oberärztinnen um das 13-Fache (von 13 auf 166) und die der Assistenzärztinnen um das 7-Fache (von 17 auf 119). Der zeitliche Verlauf ist in Abb. 2 dargestellt.
Versorgende Fachabteilungen
Supraaortale Gefäßerkrankungen (I65, überwiegend Stenosen der A. carotis interna) wurden zu zwei Dritteln in gefäßchirurgischen Abteilungen oder in ungeteilten Abteilungen für Chirurgie oder Herzchirurgie, sowie zu jeweils 5–10 % in der Kardiologie, Inneren Medizin oder Neurologie behandelt (Abb. 3). Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den chronischen (I70, I73) und akuten (I74) peripheren Durchblutungsstörungen, die zu etwa 65 bzw. 70 % durch die (Gefäß-)Chirurgie und zu 15–20 % durch die Kardiologie bzw. ungeteilte Abteilungen für Innere Medizin behandelt wurden. Diesbezüglich zeigten sich keine eindeutigen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Anders war die Situation bei Aneurysmen oder Dissektionen der Aorta, die in 13 % bei Männern und in 19 % bei Frauen in Fachabteilungen für Herzchirurgie behandelt wurden. Diese Unterschiede sind höchstwahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass der relative Anteil von Dissektionen an der Gesamtdiagnosegruppe I71 bei Frauen höher war als bei Männern. Eine nach Dissektionen (I71.0) und Aneurysmen (I71.1–9) getrennte und nach Fachabteilung differenzierte Analyse war nicht möglich, da die Daten nur aggregiert verfügbar waren.
Varizen der unteren Extremitäten wurden zu über 80 % in (gefäß-)chirurgischen Abteilungen behandelt, während die Therapie von venösen Thrombosen und (Thrombo)-Phlebitiden in über 60 % der Fälle in Abteilungen für Kardiologie oder ungeteilten Abteilungen für Innere Medizin erfolgte.
Vaskuläre Hauptdiagnosen – Übersicht und zeitlicher Verlauf
Wie in Abb. 4a dargestellt, zeigt sich seit 2005 ein kontinuierlicher Anstieg der Krankenhausinzidenz von arteriellen Hauptdiagnosen (+ 18 %), der vor allem auf einem Zuwachs an chronischen peripheren Durchblutungsstörungen, Aneurysmen und Dissektionen beruht (+ 47.000 Fälle seit 2005). Dagegen kam es zwischen 2005 und 2013 zu einem Abfall der Krankenhausinzidenz der supraaortalen Gefäßerkrankungen (I65) um ca. 4600 Fälle (− 13 %). Gleichläufig stellt sich das Bild bei den venösen Hauptdiagnosen dar, deren Anzahl seit 2005 um 24.000 Fälle (− 15 %) sank. Vor allem bei den venösen Diagnosen ist jedoch zu beachten, dass hier nur die Hauptdiagnosen der Krankenhäuser erfasst wurden und anzunehmen ist, dass ein erheblicher Teil des Versorgungsgeschehens im niedergelassenen Sektor stattfindet (Abb. 4b).
Vaskuläre Hauptdiagnosen – Alters- und geschlechtsspezifische Krankenhausinzidenzen
Die Krankenhausinzidenzen (KH-Inzidenz) wurden neben der altersstandardisierten Darstellung (Abb. 5, rechte Spalte, jeweils pro 100.000 Personen in jeder Alterskategorie) auch als Rohwerte (Abb. 5, linke Spalte) angegeben, um das reale Versorgungsgeschehen abzubilden und um eine ungefähre Abschätzung der absoluten Krankheitslast bzw. des Behandlungsbedarfs zu erlauben. Betrachtet man die absoluten Zahlenangaben, zeigt sich, dass im Allgemeinen mehr Männer als Frauen aufgrund einer arteriellen Erkrankung einer Krankenhausaufnahme bedurften. Des Weiteren zeigte sich eine deutliche Abhängigkeit der Erkrankungshäufigkeit vom Lebensalter. Die Häufigkeitsverteilung ist bei Frauen und Männern ähnlich, lediglich bei i) arteriellen Thrombosen/Embolien, ii) chronischen peripheren Durchblutungsstörungen sowie iii) venösen Thrombosen/(Thrombo)-Phlebitiden zeigte sich bei Frauen ein tendenziell in die höheren Lebensaltersstufen verschobener Häufigkeitsgipfel. Allein bei der Hauptdiagnose „Varizen der unteren Extremitäten“ wurden altersunabhängig mehr Frauen als Männer stationär behandelt. Die altersstandardisierten Zahlen finden sich in der rechten Spalte von Abb. 5.
Ausgewählte Therapieverfahren
Die meisten Prozeduren wurden im Allgemeinen bei Patienten zwischen 70 und 75 Jahren durchgeführt; bei Frauen tendenziell etwas später (Abb. 6). Bei der Behandlung der supraaortalen Gefäßerkrankungen war die Anzahl an Karotisthrombendarteriektomien im Vergleich zu den endovaskulären Verfahren (CAS) deutlich höher. Offen-chirurgische periphere Revaskularisationsverfahren wurden bei peripheren Durchblutungsstörungen tendenziell seltener durchgeführt als perkutane transluminale Revaskularisationsverfahren. Dagegen wurde eine offen-chirurgische Embolektomie deutlich häufiger durchgeführt als perkutane Embolektomien oder Lysen. Aufgrund der deutlichen Überlappung der Indikationsbereiche, eventueller Kombinationseingriffe, dem fehlenden Fallbezug der Prozeduren sowie der Tatsache, dass perkutan-transluminale Rekanalisationsverfahren auch bei der akuten Extremitätenischämie eingesetzt werden, lassen sich auf der verfügbaren Datenbasis und Aggregationsebene keine weiteren belastbaren Schlüsse ziehen.
Der offen-chirurgische Aortenersatz wurde, dem Trend der vergangenen Jahre folgend [10], seltener durchgeführt als die endovaskulären Verfahren, die absolut gesehen vor allem bei Patienten und Patientinnen mit höherem Lebensalter eingesetzt wurden.
Insgesamt wurden mehr Amputationen bei Männern als bei Frauen durchgeführt, jedoch waren dies überwiegend Minoramputationen; bei beiden Geschlechtern und in allen Altersgruppen.
Eine venöse Thrombektomie wurde bei Männern und Frauen mit steigendem Lebensalter zunehmend, aber in etwa gleich häufig durchgeführt. Die Ausnahme stellte die Gruppe der Frauen zwischen 15 und 30 Jahren dar, bei denen eine venöse Thrombektomie deutlich häufiger durchgeführt wurde als bei Männern im gleichen Alter; dies jedoch bei insgesamt sehr geringen Fallzahlen.
Limitationen
Alle Darstellungen und Analysen beruhen auf Routine- bzw. Sekundärdaten. Hinsichtlich der grundsätzlichen Limitationen dieser Datenbasis sei auf Swart E et al. verwiesen [11]. Bei der Betrachtung von Abb. 1 und 2 fällt auf, dass es durchgehend etwa 30 % mehr leitende Ärzte als Fachabteilungen für Gefäßchirurgie gab. Gemäß Definition mussten diese Ärzte jedoch einen Chefarztvertrag besitzen und überwiegend gefäßchirurgisch tätig sein. Zudem gab es in jedem Jahr in etwa doppelt so viele Kliniken mit ärztlichem Personal für Gefäßchirurgie als Fachabteilungen gezählt wurden. Es ist somit nicht unwahrscheinlich, dass die Anzahl an Fachabteilungen (gemäß [5]) die tatsächliche Anzahl an Fachabteilungen und fachabteilungsähnlichen Konstrukten für Gefäßchirurgie unterschätzt. Damit unmittelbar verbunden ist auch die Anzahl der gefäßchirurgischen Betten. Erstens wurden nur Betten gezählt, die in den o. g. Fachabteilungen aufgestellt waren und zweitens war nicht bekannt, wie gemeinsam genutzte Betten (z. B. Viszeral- und Gefäßchirurgie) an das Statistische Bundesamt gemeldet wurden. Es ist somit ebenfalls wahrscheinlich, dass die tatsächlich verfügbare Anzahl an gefäßchirurgischen Betten unterschätzt wird.
Die in den Einzelgrafiken der Abb. 5 und 6 angegebenen Zahlen geben lediglich die Gesamtzahl verschlüsselter Krankenhaushauptdiagnosen bzw. Prozeduren und nicht die Anzahl behandelter Patienten bzw. Fälle wieder. Da aufgrund der Datenstruktur ein Fall- oder Patientenbezug fehlt, wäre eine Standardisierung der Prozeduren nach Alter oder Einwohnerzahl inhaltlich nicht zielführend gewesen. Da davon auszugehen ist, dass gefäßchirurgische Operationen auch mehr als eine einzelne Prozedur beinhalten können, wird durch oben beschriebenes Verfahren die Anzahl der als solches zu verstehenden Operationen pro Patient tendenziell überschätzt. Eine diagnose- oder indikationsspezifische Zuordnung war dadurch ebenfalls nur implizit möglich. Bezüglich weiterer Limitationen dieser Datengrundlage wird auf Eckstein et al. [12] verwiesen.
Zusammenfassung
Das Fach Gefäßchirurgie weist über die vergangenen 20 Jahre ein kontinuierliches Wachstum auf. Dies zeigt sich an der stetigen Zunahme der Inanspruchnahme gefäßchirurgischer Leistungen, am Zuwachs von gefäßchirurgischen Fachabteilungen und Kliniken mit ärztlichem Personal für Gefäßchirurgie sowie an der steigenden Zahl neu zuerkannter Facharztqualifikationen und der steigenden Anzahl gefäßchirurgisch tätiger Fachärzte und Fachärztinnen, erfreulicherweise auch in oberärztlichen und leitenden Positionen [10, 13]. Die Versorgung arterieller Erkrankungen und Varizen erfolgte überwiegend in spezialisierten Abteilungen für Gefäßchirurgie oder ungeteilten chirurgischen Abteilungen. Lediglich die Behandlung von Thrombosen und Dissektionen erfolgte verstärkt in ungeteilten Abteilungen für innere Medizin oder herzchirurgischen Abteilungen.
Das Fach Gefäßchirurgie weist über die vergangenen 20 Jahre ein kontinuierliches Wachstum auf
Die Krankenhausinzidenz von vaskulären Krankheiten, insbesondere arteriellen, nimmt zu und ist stark alters- und geschlechtsabhängig, sodass stets eine differenzierte Betrachtung unter Einbezug der Altersstruktur und Geschlechterverteilung der Bevölkerung erfolgen sollte. Männer waren durchwegs häufiger, bei Varizen der unteren Extremität sowie bei arteriellen Embolien oder Thrombosen in höheren Altersstufen jedoch seltener betroffen als Frauen.
Endovaskuläre Verfahren dominieren eher bei peripheren Revaskularisationen und der Ausschaltung von Aortenaneurysmen bei tendenziell älteren Patienten, während Karotisrevaskularisationen und periphere Embolektomien weiterhin überwiegend offen-chirurgisch erfolgen.
Literatur
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Kühnl, A., Söllner, H. & Eckstein, HH. Epidemiologie und stationäre Versorgung von vaskulären Erkrankungen in Deutschland. Gefässchirurgie 20, 204–213 (2015). https://doi.org/10.1007/s00772-015-0022-9
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