Zusammenfassung
In ihrem „Aging and Society”-Paradigma entwerfen Riley und Mitarbeiter den Idealtypus einer altersintegrierten Gesellschaft, in der die soziale Segregation der verschiedenen Altersgruppen aufgehoben ist. Sie behaupten, dass die lebensweltlichen Bereiche Bildung, Arbeit und Freizeit zukünftig nicht mehr der strengen Dreiteilung des Lebenslaufs folgen, sondern in verschiedenen Lebensphasen wiederholt aufgesucht werden. Damit komme es zu einer Auflösung von Altersbarrieren in vielen Bereichen, die zu mehr Kontakt und Kooperation und damit zu einer größeren Solidarität zwischen den Generationen führen werde. Diese Idee soll als Utopie zurückgewiesen werden, da sie zentralen funktionalen Mechanismen moderner Gesellschaften widerspricht und höchstens im Sinne einer „reflexiven Modernisierung” altersdifferenzierter Strukturen vorstellbar ist. Eine gewisse Distanz und Entfremdung zwischen den Generationen bleibt ein unmittelbares, wenn auch unbeabsichtigtes Produkt des Modernisierungsprozesses und kann ohne Wohlfahrtseinbußen nicht aufgehoben werden. Ein „Dialog der Generationen” als gesellschaftliches Projekt setzt daher auch voraus, dass die funktionale Differenzierung in Altersgruppen und Lebenslaufphasen akzeptiert und nicht auf vormoderne Idealisierungen von Generationenbeziehungen zurückgegriffen wird.
Summary
In their “aging and society” paradigm Riley and collaborators conceptualize the ideal type of an age-integrated society in which the social segregation of different age groups is removed. They claim that in the future the life-world areas of education, work and leisure will no longer exclusively follow the triple division of the life course but will be visited repeatedly in different phases of life. Therefore, they argue, age barriers would be dissolved in many areas, which would lead to more contact and cooperation and to a greater solidarity between the generations. This conception shall be rejected as an utopia because it contradicts central functional mechanisms of modern societies; at best it might be imagined as a “reflexive modernization” of age-segregated structures. A certain distance and alienation between the generations remains a direct, though unintended product of the modernization process and cannot be reversed without welfare losses. A dialogue of generations as a societal project, therefore, implies that the functional differentiation into age groups and life stages will be accepted without referring to pre-modern idealizations of generational relationships.
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Eingegangen: 2. Mai 2002 Akzeptiert: 6. Juni 2002
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Amrhein, L. Dialog der Generationen durch altersintegrative Strukturen? Anmerkungen zu einer gerontologischen Utopie. Z Gerontol Geriat 35, 315–327 (2002). https://doi.org/10.1007/s00391-002-0106-5
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