Nach Lektüre dieses Beitrags

- wissen Sie, bei welchen Wirbelsäulenbeschwerden bildgebende Verfahren angezeigt sind.

- kennen Sie die Bedeutung der „red flags“.

- sind Sie mit den Vor- und Nachteilen der bildgebenden Verfahren Röntgen, Computer- und Magnetresonanztomographie vertraut.

- wissen Sie, in welchen Fällen die Skelettszintigraphie eingesetzt wird.

- sind Sie über die Rolle der Bildgebung in der manuellen Medizin informiert.

Im Zusammenhang mit wirbelsäulenbezogenen Beschwerden wird in der Regel von Rücken- oder Kreuzschmerzen gesprochen. Diese Begriffe bezeichnen üblicherweise lediglich Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS). In Deutschland und auch international gehört der Rückenschmerz zu den am häufigsten angegebenen Schmerzen, hierbei sind Frauen öfter betroffen als Männer. In Deutschland tritt der Rückenschmerz im Alter zwischen 50 und 59 Jahren mit einer Prävalenz von 44% bei Frauen und 39% bei Männern am häufigsten auf [4]. In einer Querschnittsbefragung ergab sich eine Punktprävalenz von 34% [4]. Die auf die Lebenszeit bezogene Prävalenz wird für Industrieländer mit über 70% angegeben [32]. Ähnlich häufig sind jedoch auch Nackenschmerzen . Hier werden Jahresprävalenzen zwischen 30% und 50% angegeben [13]. Bezüglich der Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule existieren keine Daten. Bei Rückenschmerzen findet sich in nur etwa 15% der Fälle eine spezifische Ursache. Dabei sind tumoröse Ursachen mit 0,7%, Sinterungsfrakturen mit 4%, eine Spondylolisthesis mit 3%, infektiöse Ursachen mit 0,01%, ein Kaudasyndrom mit 0,04% und entzündlich-rheumatische Ursachen mit 5% beteiligt [6]. Daten zur Prävalenz einer Radikulopathie an der LWS finden sich bisher in der Literatur nicht. Für die Radikulopathie an der Halswirbelsäule (HWS) wird eine 1-Jahres-Inzidenz von 83/100.000 angegeben [10]. In den meisten Fällen sind die Schmerzen an der Wirbelsäule somit unspezifischer Genese. Eine bildgebende Diagnostik wird von aktuellen Leitlinien bei diesen unspezifischen Schmerzen insbesondere in den ersten 6 Wochen aufgrund fehlender therapeutischer Konsequenz nicht empfohlen [1, 4, 6, 7, 12]. So ergab eine Auswertung von 68.000 Röntgenuntersuchungen der LWS eine unerwartete Pathologie lediglich bei einem von 2500 Patienten im Alter zwischen 20 und 50 Jahren. Ferner zeigte eine randomisierte Studie keine Änderung des therapeutischen Vorgehens bei routinemäßigem Röntgen gegenüber einem Verzicht auf Bildgebung [6].

Finden sich bei der Anamnese und der klinischen Untersuchung jedoch Anzeichen eines spezifischen Rücken- bzw. Nackenschmerzes, „red flags“ (Infobox 1), sollte nach übereinstimmender Auffassung eine weitergehende bildgebende Diagnostik erfolgen, die sich in ihrer Art an der vermuteten Erkrankung orientiert. Für den nichttraumabedingten Nackenschmerz existieren bisher jedoch keine validierten „red flags“, sodass die Kriterien an der LWS auf die HWS übertragen werden müssen [13]. Die Wahrscheinlichkeit einer tatsächlich ernsthaften Erkrankung ist bei lediglich einem vorhandenen Kriterium sehr gering. Der Nutzen der Bildgebung nimmt mit der Zahl der nachweisbaren „red flags“ zu.

Unter den Einzelkriterien ist die Tumoranamnese mit dem höchsten Risiko eines spezifischen Rückenschmerzes (Metastase) verbunden, entsprechend einer positiven Likelihood Ratio von 15. Demgegenüber sind unklarer Gewichtsverlust, fehlende Besserung nach 1 Monat oder ein Alter über 50 Jahre bei einer positiven Likelihood Ratio zwischen 2,7 und 3,0 mit einem deutlich geringeren Risiko assoziiert [6]. In der Regel kommen für die weitere Abklärung spezifischer Rücken- und Nackenschmerzen das konventionelle Röntgen, die Computertomographie (CT), die Magnetresonanztomographie (MRT) und die Skelettszintigraphie zum Einsatz.

Konventionelles Röntgen

Als Basisuntersuchung erfolgen Aufnahmen in anterior-posteriorer und seitlicher Sicht des entsprechenden Wirbelsäulenabschnitts. Hierbei werden die knöchernen Strukturen in Form, Größe und relativer Position dargestellt. Zudem erlauben sie eine grobe Abschätzung der Knochendichte. Weichteile hingegen sind nur eingeschränkt beurteilbar. Insofern ermöglicht das konventionelle Röntgen das Erkennen von strukturellen Schäden der Wirbelkörper (WK) sowie von angeborenen oder erworbenen Formveränderungen und gibt Hinweise auf mögliche Funktionsstörungen (Abb. 1 a). Durch ergänzende Schrägaufnahmen sind die Gelenkfortsätze und die Beschaffenheit der Foramina intervertebralia besser beurteilbar. Die Schrägaufnahmen sind beispielsweise bei der Diagnose einer Spondylolyse hilfreich und geben Auskunft über mögliche Stenosierungen. Eine genauere Auskunft über Funktionsstörungen können seitliche Funktionsaufnahmen in Flexion und Extension geben. Eine generelle Anwendung von Schräg- und Funktionsaufnahmen wird aufgrund fehlender weiterführender Informationen von mehreren Autoren jedoch verneint [2]. Die Vorteile des konventionellen Röntgens liegen in der allgemeinen und schnellen Verfügbarkeit, der technisch einfachen Durchführbarkeit, der problemlosen Wiederholbarkeit bei notwendigen Verlaufskontrollen und den geringen Untersuchungskosten [1, 20]. Nachteilig ist, dass die Veränderungen häufig erst sehr spät im Krankheitsverlauf zur Darstellung kommen. So beträgt die Sensitivität bei der Metastasendarstellung 60%, bei der Darstellung von Infektionen 82% und beim Nachweis einer Sakroiliitis lediglich 45%. Insofern ist das konventionelle Röntgen nur eingeschränkt als Screeningmethode geeignet [16]. Ein Review zur Zusammenhangsfrage von Röntgenveränderungen der LWS und unspezifischen Rückenschmerzen [33] fand mit einer Odds Ratio zwischen 1,2 und 3,3 lediglich einen geringen Zusammenhang für degenerative Veränderungen (verschmälertes Bandscheibenfach, Osteophyten, Sklerosierung). Für Veränderungen wie Spondylolyse, Morbus Scheuermann, Spina bifida und Spondylolisthese fand sich kein Zusammenhang. Dies resultiert aus der Tatsache, dass auch bei beschwerdefreien Patienten regelmäßig entsprechende Veränderungen nachgewiesen werden können.

Abb. 1
figure 1

16-jährige Patientin mit Beschwerden an der Lendenwirbelsäule. a Im konventionellen Röntgenbild Wirbelbogenschlussstörung an der unteren LWS. Skelettszintigraphischer Nachweis einer Stressfraktur am linken Wirbelbogen von LWK 5 in der SPECT-Untersuchung in b transversaler, c sagittaler und d koronarer Sicht

Als ebenfalls nachteilig ist die, wenn auch geringe, Strahlenexposition (Tab. 1) einzustufen.

Tab. 1 Strahlenexposition der bildgebenden Verfahren

Computertomographie

Die CT liefert unter Verwendung von Röntgenstrahlen bei nur kurzer Untersuchungsdauer tomographische Bilder der zu untersuchenden Region in transversaler Sicht. Sie ermöglicht sagittale, koronare und 3-dimensionale Rekonstruktionen (Abb. 2). So sind die Neuroforamina und der Spinalkanal, im Gegensatz zum konventionellen Röntgen, überlagerungsfrei einzusehen und lassen sich in Form und Weite beurteilen [20]. Mit der Darstellung von knöchernen Strukturen und Weichteilen in unterschiedlichen Graustufen können zudem die paravertebralen Weichteile gut gegen den Knochen abgegrenzt werden. Dadurch lässt sich das Bandscheibenmaterial in seiner Lage beurteilen und der Verlauf der Nervenwurzeln in den Neuroforamina darstellen [20]. Aufgrund dieser Tatasche haben die konventionellen Schichtaufnahmen und die Schrägaufnahmen, insbesondere an der HWS, weitgehend an Bedeutung verloren [31]. Die CT hat für den Nachweis eines Bandscheibenvorfalls abhängig vom Goldstandard (klinischer Verlauf oder intraoperativer Befund) eine Sensitivität zwischen 60% und 94%, die Spezifität liegt zwischen 57% und 86%. Für den Nachweis einer Spinalkanalstenose findet sich eine Sensitivität zwischen 70% und 100% sowie eine Spezifität zwischen 80% und 96% [16]. Zur Güte der CT bei der Diagnostik von Metastasen, einer Osteomyelitis, von Kompressionsfrakturen oder der ankylosierenden Spondylitis kann aufgrund fehlender Daten keine Aussage gemacht werden [16].

Abb. 2
figure 2

Computertomographie der Halswirbelsäule in sagittaler Rekonstruktion mit Nachweis einer Densfraktur nach HWS-Trauma

Insbesondere bei wirbelsäulenbezogenen Beschwerden nach frischen Traumata ist die CT die Methode der Wahl zur Beurteilung der knöchernen Strukturen (Abb. 2, [23, 29]). Die Beteiligung bzw. Kompression von Myelon und Nervenwurzeln durch z. B. ein Hämatom oder ein Ödem lässt sich jedoch nur schwer diagnostizieren, hier ist die MRT vorzuziehen [20, 29].

Nachteilig sind neben der Strahlenexposition (Tab. 1) Artefakte bei Vorhandensein metallischer Implantate, z. B. Zahn-, Gelenk- oder Bandscheibenimplantate, die die Beurteilbarkeit in der Nähe bzw. in der gleichen Ebene gelegener Strukturen erschweren oder sogar unmöglich machen. In einigen Situationen erweist sich auch die Untersuchung im Liegen durch den fehlenden Einfluss der Schwerkraft auf die Wirbelsäule als nachteilig. So sind beispielsweise Aussagen zum Ausmaß einer Skoliose, einer Rotationsfehlstellung oder Kyphosierung bzw. Lordosierung der Wirbelsäule nur eingeschränkt möglich [31].

Wie beim konventionellen Röntgen finden sich bei der Computertomographie viele Veränderungen auch bei Personen ohne Wirbelsäulenbeschwerden, sodass der Ursachenzusammenhang häufig schwierig zu beurteilen ist [16].

Magnetresonanztomographie

Grundlage der MRT ist die magnetische Ausrichtung und anschließende Anregung von Wasserstoffatomen. Gemessen wird letztlich die Rückkehr der Wasserstoffatome aus dem angeregten in den Ausgangszustand (Relaxation ). Hierbei existieren zwei unterschiedliche Relaxationen, die als T1- und T2-Relaxation bezeichnet werden. Im Gegensatz zu den übrigen bildgebenden Verfahren entsteht bei der MRT also keine Exposition mit Röntgen- oder radioaktiver Strahlung. Die MRT liefert, wie auch die CT, überlagerungsfreie, tomographische Bilder. Die Darstellungsebenen können bei der MRT jedoch frei gewählt werden und müssen nicht sekundär, unter Qualitätsverlust, aus den transversalen Schichten rekonstruiert werden. Die MRT hat ihren diagnostischen Schwerpunkt in der Darstellung der paravertebralen Weichteile und des Knochenmarks. Sie ist hier der CT überlegen. Allerdings lassen sich mittels MRT die eigentlichen knöchernen Strukturen aufgrund fehlender frei beweglicher Wasserstoffatome nicht darstellen, sie erscheinen schwarz. Durch die langen Untersuchungszeiten ist die MRT anfällig für Bewegungsartefakte , die die Beurteilbarkeit der Untersuchung limitieren. Darüber hinaus ist aufgrund der Bauart der meisten Geräte die Anwendbarkeit bei Patienten mit Platzangst eingeschränkt. Wie bei der CT entstehen bei Vorhandensein metallischer Gegenstände Artefakte. Auch außerhalb des zu untersuchenden Bereichs befindliche metallhaltige oder magnetisch beeinflussbare Gegenstände wie z. B. Schmuck, Tattoos oder Herzschrittmacher erschweren bzw. verhindern eine Untersuchung aufgrund von Wärmeentwicklung, möglicher Lageänderung oder Funktionsausfall. Zudem resultieren bei der MRT deutlich höhere Untersuchungskosten. Die Sensitivität der MRT für die Darstellung von Bandscheibenvorfällen ist vergleichbar mit der Sensitivität der CT [16]. Eine Untersuchung von Patienten mit bekannten Metastasen ergab eine Sensitivität von 83% bei einer Spezifität von 92% [5]. Ein Vergleich von MRT und Skelettszintigraphie fand eine geringfügig höhere Sensitivität für die MRT (98% gegenüber 92%) ohne Berücksichtigung der Lokalisation der Metastase. Wurde bei der Lage der Metastasen zwischen Wirbelkörper und dorsalen Wirbelanteilen unterschieden, war die Sensitivität der Skelettszintigraphie bei den dorsal gelegenen Metastasen jedoch höher [19]. Für die Diagnose einer Infektion der Wirbelsäule erscheint die MRT derzeit am besten geeignet, da sie aufgrund der besseren Weichteildarstellung gegenüber der CT das Ausmaß der Infektion genauer darstellen kann (Abb. 3). Die Sensitivität liegt bei 96% und die Spezifität bei 92% [16]. Bandscheibenvorfälle werden mit der MRT mit einer Sensitivität zwischen 89% und 100% nachgewiesen und für die Spinalkanalstenose finden sich Sensitivitäten zwischen 72% und 100%. Die Ergebnisse sind vergleichbar mit der CT [16].

Abb. 3
figure 3

Magnetresonanztomographie der Brustwirbelsäule in sagittaler Sicht (T1, fettsupprimiert, mit Kontrastmittel). Spondylodiszitis an BWK 4/5 mit epiduralem Abszess

Für die MRT wurde die Frage vorhandener Veränderungen bei beschwerdefreien Personen am ausführlichsten untersucht. So finden sich Raten von 9–76% für einen Bandscheibenvorfall, 46–93% für die degenerativ veränderte Bandscheibe und 1–21% für eine Spinalkanalstenose [16]. Das heißt, auch bei der MRT zeigen sich häufig Veränderungen, ohne dass hieraus eine Ursache für mögliche Wirbelsäulenbeschwerden abzuleiten wäre.

Szintigraphie

Die bei Wirbelsäulenbeschwerden in der Regel durchgeführte nuklearmedizinische Untersuchung ist die Skelettszintigraphie. Hierbei werden Tc99m-markierte Diphosphonate intravenös injiziert und lagern sich anschließend abhängig von der Osteoklasten- und Osteoblastenaktivität im Bereich der Mineralisationsfront des Knochens an [30]. Die Skelettszintigraphie stellt somit primär den Organstoffwechsel des Knochens und erst in zweiter Linie, wie Röntgen, CT und MRT, die morphologische Situation dar. Der Vorteil der Szintigraphie liegt also vor allem in der Frühdiagnose von knöchernen Veränderungen, die noch nicht zu einer Veränderung der Struktur geführt haben. Hierzu zählen beispielsweise Stressfrakturen und frühe entzündliche Veränderungen. Ein weiterer Vorteil der Skelettszintigraphie ist die Ganzkörperdarstellung in einem Untersuchungsgang, die auch in tomographischer Technik (Einzelphotonen-Emissionscomputertomographie, SPECT) möglich ist (Abb. 1 b–d). Mittels Ganzkörperdarstellung lassen sich insbesondere systemische Erkrankungen, wie eine Metastasierung, oder entzündlich-rheumatische Erkrankungen in ihrer Ausdehnung leicht erfassen (Abb. 4). Durch die SPECT-Technik werden Sensitivität und Spezifität gegenüber der alleinigen Ganzkörperaufnahme in ventraler und dorsaler Sicht erhöht. Bei Patienten mit möglicher Spondylarthritis ist eine Untersuchung des Körperstamms in SPECT-Technik zwingend erforderlich, um eine ausreichende diagnostische Güte zu erreichen. Bei alleiniger Ganzkörperdarstellung liegt die Sensitivität bei 25%, mittels SPECT lässt sie sich durch die überlagerungsfreie Darstellung, insbesondere auch der Rippengelenke , auf 85% steigern [15]. Für die Metastasendarstellung finden sich Sensitivitäten von 74–98% und für den Nachweis einer Infektion von 90% [16]. Bei konsequenter Anwendung der SPECT-Technik liegt die Sensitivität für einen Metastasennachweis sogar im oberen Drittel des angegebenen Intervalls und die Spezifität erreicht Werte von über 90% [14, 26].

Abb. 4
figure 4

Skelettszintigraphie Ganzkörpertechnik in anteriorer (links) und posteriorer Sicht (rechts). Multiple Metastasierung, entsprechend der klinischen Symptomatik führend an der LWS

Ein Vergleich der Skelettszintigraphie mit dem konventionellen Röntgen bei nach klinischen Kriterien unspezifischem Rückenschmerz ergab in 43% der radiologisch unauffälligen Patienten szintigraphische Auffälligkeiten [8], genauere Angaben zur Ursache der Knochenstoffwechselsteigerungen wurden jedoch nicht gemacht. Ebenso ermöglicht die Skelettszintigraphie durch die Knochenstoffwechseldarstellung den Nachweis der funktionellen Relevanz einer strukturellen Veränderung und kann hierdurch wesentliche Informationen zur Therapieplanung liefern (z. B. Aktivierung einer Facettengelenkarthrose, Alter einer Kompressionsfraktur, statische Insuffizienz einer Spondylolyse). Littenbert et al. [21] schlussfolgern in einer Übersichtsarbeit, dass die Skelettszintigraphie in SPECT-Technik hilfreich ist für die Rückenschmerzabklärung bei Kindern und Jugendlichen zur Beurteilung der Relevanz einer Spondylolyse oder zum Nachweis eines Osteoidosteoms und beim Erwachsenen zur Abklärung einer möglichen Stressfraktur (Abb. 1 b–d). Es konnte gezeigt werden, dass die Skelettszintigraphie im Vergleich zur körperlichen Untersuchung und zur Röntgendiagnostik deutlich besser zur Selektion derjenigen Patienten geeignet ist, die von einer Facettengelenkinjektion profitieren. So waren 3 Monate nach Therapie eines szintigraphisch positiven Facettengelenks 80%, eines szintigraphisch unauffälligen Facettengelenks 13% und bei Selektion nach Röntgenkriterien und Klinik 31% der Patienten beschwerdereduziert [9, 24]. Ebenso stellt ein positives Skelettszintigramm eines gesinterten Wirbelkörpers vor einer Vertebro- oder Kyphoplastie einen positiven prognostischen Faktor dar, mit dessen Hilfe eine deutlich bessere Selektion der zu therapierenden Wirbel gegenüber dem konventionellen Röntgen möglich ist [17, 22]. Im Falle eines HWS-Traumas steht, wie oben erwähnt, die CT im Vordergrund. Persistieren jedoch die Beschwerden bei zunächst nicht als behandlungsbedürftig eingestuften Patienten, kann die SPECT häufig zur Klärung der zugrunde liegenden Ursache durch Nachweis okkulter Frakturen oder Stressreaktionen beitragen [28].

Nachteilig sind die Strahlenexposition (Tab. 1) und die in der Regel fehlende Darstellung von Veränderungen der paravertebralen Weichteile. Prinzipiell lässt sich zwar eine vermehrte Durchblutung oder eine erhöhte Gefäßpermeabilität in den Weichteilen mittels Mehrphasentechnik bei der Skelettszintigraphie darstellen, am Körperstamm ist die Sensitivität hierfür jedoch gering, und lediglich hochfloride Weichteilentzündungen oder Weichteilmetastasen kommen gut zur Darstellung. Für einzelne Fragestellungen stehen weitere nuklearmedizinische Verfahren zur Verfügung. Mit Tc99m-markiertem Antigranulozytenantikörper lässt sich das funktionsfähige Knochenmark darstellen und so die Diagnostik auf Metastasen erweitern, die die Kortikalis noch nicht erodiert haben. Die Positronenemissionstomographie mit Fluor-18-Desoxyglukose gibt Aufschluss über den Zuckerstoffwechsel, was an der Wirbelsäule insbesondere zur Metastasen- und Entzündungsdiagnostik genutzt werden kann. Diese zusätzlichen Verfahren sind jedoch bisher speziellen Fragestellungen vorbehalten und spielen in der primären bildgebenden Diagnostik von Wirbelsäulenbeschwerden keine Rolle.

Manuelle Medizin

Wie oben dargestellt, wird in der Literatur lediglich bei spezifischen oder therapieresistenten Wirbelsäulenbeschwerden eine Indikation zur bildgebenden Diagnostik gesehen. Das Behandlungssubstrat der manuellen Medizin, die sog. Blockierung , stellt primär ein funktionelles und kein strukturelles Phänomen dar. Sie wird in der bisherigen Literatur zu Wirbelsäulenbeschwerden nicht zu den spezifischen Beschwerden gerechnet. Da es sich um eine funktionelle Veränderung handelt, ist die Blockierung auch nicht mit bildgebenden Verfahren zur Morphologiedarstellung (Röntgen, CT, MRT) nachweisbar, sondern wird durch eine entsprechende körperliche Untersuchung (Chirodiagnostik) diagnostiziert. Allerdings stellen morphologische Veränderungen, wie z. B. eine Metastasierung, eine Fraktur, entzündliche Veränderungen, angeborene Anomalien bzw. Normvarianten oder Kompressionssyndrome, Kontraindikationen für Impulstechniken dar [3]. Insofern dient die bildgebende Diagnostik in diesem Zusammenhang primär dem Ausschluss dieser Kontraindikationen und wird insbesondere vor Behandlungen der HWS empfohlen [11]. Aus Gründen der Praktikabilität und Verhältnismäßigkeit kommt hier primär das konventionelle Röntgen zur Anwendung. Nur bei entsprechenden Auffälligkeiten werden dann die weiterführenden Verfahren eingesetzt. Inwieweit jedoch ein tatsächlicher Nutzen im Sinne einer Risikoverminderung für den Patienten im Vergleich zur Strahlenanwendung entsteht, ist bisher nicht geklärt und bedarf weiterer Studien [18].

Fazit für die Praxis

  • Eine generelle Bildgebung, insbesondere bei als unspezifisch einzustufenden Wirbelsäulenbeschwerden, ist nicht sinnvoll, da auch beschwerdefreie Personen häufig Veränderungen zeigen.

  • Bei Anzeichen eines spezifischen Wirbelsäulenschmerzes („red flags“) sollte in Abhängigkeit von der klinischen Verdachtsdiagnose das geeignete bildgebende Verfahren durchgeführt werden.

  • Nur die Tumoranamnese ist als starker Risikofaktor einzustufen, die übrigen „red flags“ beinhalten nur ein geringes Risiko.

  • Mit Ausnahme von frischen Traumata ist die MRT wegen des besseren Weichteilkontrasts der CT vorzuziehen.

  • Bei Verdacht auf eine eher systemische Erkrankung und Schmerzen an mehreren Lokalisationen ist die Skelettszintigraphie aufgrund der Ganzkörperdarstellung und der hohen Sensitivität am ehesten als Screeningverfahren geeignet.

  • Die Skelettszintigraphie stellt bei der Diagnostik länger persistierender Beschwerden die geeignete Screeningmethode dar.

  • Aufgrund der einfachen und schnellen Anwendung, der geringen Kosten und der geringen Strahlenexposition sollte zum Ausschluss von Kontraindikationen vor einer Manipulationsbehandlung, falls erforderlich, primär das konventionelle Röntgen eingesetzt werden.

CME-Fragebogen

Welche Aussage zu Rückenschmerzen ist richtig?

Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Bei ca. 15% findet sich eine spezifische Ursache.

Am häufigsten liegt eine tumoröse Ursache zugrunde.

Es sollte möglichst immer eine bildgebende Untersuchung erfolgen.

Bei 40% der Menschen in Industrieländern treten sie mindestens einmal auf.

Welches der folgenden „red flags“ beinhaltet das größte Risiko eines spezifischen Rückenschmerzes?

Alter unter 20 Jahren.

Unklarer Gewichtsverlust.

Beschwerdepersistenz über 1 Monat.

Tumoranamnese.

Alter über 50 Jahre.

Welches der folgenden bildgebenden Verfahren wird nur in speziellen Fällen zur Abklärung von Wirbelsäulenbeschwerden verwendet?

Positronenemissionstomographie.

Magnetresonanztomographie.

Konventionelles Röntgen.

Computertomographie.

Skelettszintigraphie.

Welcher der folgenden Aspekte zählt nicht zu den Vorteilen des konventionellen Röntgens?

geringe Kosten

allgemeine Verfügbarkeit

geringe Strahlenexposition

einfache Durchführbarkeit

einfache Wiederholbarkeit

Welche Aussage zur MRT trifft nicht zu?

Gute Myelondarstellung.

Gute Kortikalisdarstellung.

Echte 3-D-Darstellung.

Fehlende Strahlenexposition.

Guter Weichteilkontrast.

Welche Aussage zur Computertomographie ist richtig?

Sie hat die geringste Strahlenexposition.

Metallische Gegenstände im Untersuchungsgebiet sind unproblematisch.

Gegenüber der MRT ist die Sensitivität für Bandscheibenvorfälle deutlich geringer.

Bei beschwerdefreien Patienten finden sich kaum Veränderungen.

Traumabedingte Rückenmarkläsionen sind nur eingeschränkt nachweisbar.

Ein Patient stellt sich einen Tag nach einem Fahrradsturz mit in der Nacht stark zunehmenden Nackenschmerzen vor. Unter der Voraussetzung, dass Ihnen alle Untersuchungsmodalitäten kurzfristig zur Verfügung stehen, wählen Sie welches als primäres bildgebendes Verfahren?

Skelettszintigraphie in SPECT-Technik.

Konventionelles Röntgen mit Schrägaufnahmen.

Magnetresonanztomographie.

Computertomographie.

Konventionelle Funktionsaufnahmen.

Welche Aussage zur Skelettszintigraphie ist falsch?

Durch die SPECT-Technik werden Sensitivität und Spezifität erhöht.

Sie eignet sich besonders bei Verdacht auf eine systemische Erkrankung.

Sie ermöglicht die Beurteilung der funktionellen Relevanz einer Spondylolyse.

Sie ist bei Kindern aufgrund fehlender Aussagekraft obsolet.

Sie ist zur Frühdiagnose knöcherner Veränderungen geeignet.

Welche Aussage zur Diagnostik des Rückenschmerzes ist richtig?

Die Skelettszintigraphie ist bei vielen Wirbelsäulenläsionen zur Therapieplanung geeignet.

Ein Nabelpiercing ist bei einer MRT der LWS unproblematisch.

Konventionelle Schräg- und Schichtaufnahmen sind der CT zur Beurteilung der Neuroforamina überlegen.

Mittels MRT und CT lässt sich das Ausmaß einer Skoliose gut beurteilen.

Vor einer Manipulationstherapie sollte in der Regel eine MRT erfolgen.

Bei ursprünglich unauffälligen Röntgenbildern der BWS und LWS nach einem Treppensturz klagt ein Patient 6 Wochen nach dem Trauma noch über unveränderte Beschwerden an der BWS und tief sitzend an der LWS. Welche Bildgebung empfiehlt sich zur weiteren Abklärung?

Konventionelle Schrägaufnahmen von BWS und LWS.

Konventionelle Schichtaufnahmen von BWS und LWS.

Computertomographie von BWS und LWS.

Magnetresonanztomographie von BWS und LWS.

Skelettszintigraphie in SPECT-Technik von BWS und LWS.