Beim Handekzem handelt es sich um eine häufige Hauterkrankung mit einer Jahresprävalenz von ca. 10 % in der Allgemeinbevölkerung [34]. Darüber hinaus gehören beruflich bedingte Handekzeme zu den am häufigsten gemeldeten Berufskrankheiten [10]. Präventionsmaßnahmen kommt daher eine besondere Bedeutung zu [11].

Ursachen des Handekzems

Neben anlagebedingten (endogenen) Formen wie in erster Linie dem atopischen Handekzem können Handekzeme Ausdruck eines beruflich oder außerberuflich bedingten, irritativen oder allergischen Kontaktekzems an den Händen sein [7]. Typische Ursachen für irritative Kontaktekzeme an den Händen sind Feuchtbelastungen (z. B. häufiges Händewaschen) oder irritative Einwirkungen (z. B. Detergenzien, Lösemittel, Substanzen mit einem hohen oder niedrigen pH-Wert). Allergische Kontaktekzeme an den Händen werden durch sehr unterschiedliche, teils berufsspezifische Allergene ausgelöst. Häufig treten auch Mischformen auf, bei denen dann verschiedene endogene und exogene Faktoren beteiligt sind. Dies erklärt auch den häufig chronischen Verlauf mit kontinuierlicher oder schubweise auftretender Symptomatik, der auf anlagebedingte Faktoren und/oder wiederkehrende oder fortwährende Exposition gegenüber krankheitsauslösenden oder -unterhaltenden Umweltfaktoren zurückzuführen ist.

Prävention des Handekzems

Ziel von Präventionsmaßnahmen ist es, die Entstehung und das Fortschreiten von Krankheiten zu verhindern und dadurch die Krankheitslast in einer Bevölkerung zu reduzieren. Während bei den rein anlagebedingten Handekzemen in der Regel die Therapie einen größeren Stellenwert als die Prävention einnimmt, bieten sich gerade beim Kontaktekzem effektive Präventionsansätze. Im Vordergrund steht dabei die Identifikation des/der Auslöser(s) mit nachfolgender Reduktion oder Elimination der entsprechenden Exposition. Dies hat besonders auch bei beruflich bedingten Handekzemen eine große Bedeutung, da diese Präventionsmaßnahmen dazu beitragen, die Entstehung einer Berufskrankheit (BK-Nr. 5101) zu verhindern bzw. deren Folgen zu mindern. Die Datenlage zur Effektivität von Präventionsansätzen beim Handekzem ist allerdings begrenzt [4, 38]. Dies bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass diese Ansätze wirkungslos sind. Vielmehr fehlen ausreichend standardisierte, hochwertige Studien, die eine Vergleichbarkeit und damit einen höheren Evidenzgrad ermöglichen.

Formen der Prävention

Es gibt unterschiedliche Einteilungen für Präventionsansätze, deren Subtypen sich überschneiden bzw. miteinander einhergehen (Tab. 1; [5]). Abhängig davon, ob die Entstehung einer Erkrankung verhindert oder bei bereits eingetretener Erkrankung eine Chronifizierung, Verschlimmerung oder ein Wiederaufleben bzw. langfristige negative Folgen verhindert werden sollen, werden Maßnahmen der primären, sekundären und tertiären Prävention unterschieden. Präventionsmaßnahmen sind zudem für bestimmte (Bevölkerungs‑)Gruppen oder Einzelpersonen bestimmt. Je nach Adressat wird zwischen General- und Individualprävention unterschieden. Eine weitere Unterteilung unterscheidet nach dem Ansatzpunkt für die Präventionsmaßnahmen. Bei der Verhältnisprävention wird das Umfeld (Lebens- und Arbeitsbedingungen) angepasst und bei der Verhaltensprävention ein gesundheitsgerechtes Verhalten gefördert bzw. ein gesundheitsgefährdendes Verhaltens verringert. Ein optimaler Schutz ergibt sich häufig erst aus einem Zusammenspiel von Verhältnis- und Verhaltensprävention. Ansätze der General- und Verhältnisprävention sind in der Regel der primären Prävention zuzuordnen, sie können aber auch Bestandteil der sekundären und tertiären Prävention sein. Individualpräventive Ansätze haben häufig verhaltenspräventive Inhalte und setzen meist auf der Ebene der Sekundär- und Tertiärprävention an.

Tab. 1 Präventionsansätze und Beispiele bezogen auf die Prävention des Handekzems

Gesetzliche Regelungen

Gesetzliche Regelungen ermöglichen eine Generalprävention und sind Teil der Verhältnisprävention. Ein Beispiel für die Generalprävention sind die normierten Pflichten des Arbeitsschutzrechtes. Aus der Gefahrstoffverordnung (GefahrstoffV) geht hervor, dass die Beschäftigten bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen vor den damit verbundenen Gesundheitsschäden geschützt werden müssen (§1 Abs. 1 Nr. 1 GefahrstoffV) [5]. Der Arbeitgeber ist im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung dazu verpflichtet, die Art, das Ausmaß und die Dauer der Hautgefährdung zu ermitteln und Schutzmaßnahmen festzulegen. Die Gefährdung soll dadurch beseitigt oder auf ein Minimum verringert werden. Gemäß § 4 Arbeitsschutzgesetz sollte zunächst eine Elimination/Substitution (z. B. Ersatzstoffprüfung) von Gefahrstoffen geprüft werden. Sollte dies nicht möglich sein, haben technische Schutzmaßnahmen Vorrang vor organisatorischen. Diese haben wiederum Vorrang vor personenbezogenen Schutzmaßnahmen. Das bedeutet, dass zunächst Maßnahmen zur Verhältnisprävention und nachfolgend zur Verhaltensprävention umgesetzt werden sollten. Eine Orientierung hierfür bietet das STOP-Prinzip (Tab. 2).

Tab. 2 Maßnahmenhierarchie nach dem STOP-Prinzip zur Minimierung von Gesundheitsrisiken

Elimination/Substitution

Hautbelastende Tätigkeiten oder Gefahrstoffe sollten möglichst eliminiert werden oder durch Verfahren bzw. Stoffe, Zubereitungen oder Erzeugnisse ersetzt werden, die für die Gesundheit und Sicherheit nicht oder weniger gefährlich sind. Ein gutes Beispiel sind nationale oder EU-weite Beschränkungen der Exposition gegenüber bestimmten Allergenen. So stellte Glycerylmonothioglykolat (GMTG) als Bestandteil der sog. sauren Dauerwelle über viele Jahre hinweg ein besonders relevantes Allergen dar und führte gerade bei Beschäftigen im Friseurgewerbe häufig zu allergischen Kontaktekzemen an den Händen. Deswegen wurde GMTG 1995 von den Friseurprodukteherstellern freiwillig vom deutschen Markt genommen, was nachfolgend auch in gesetzlichen Regelungen verankert wurde. Dies führte zu einer deutlichen Abnahme von Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber GMTG in Deutschland [36, 37].

Ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Umsetzung präventiver Maßnahmen durch zumindest Reduktion der Exposition gegenüber einem wichtigen Allergen findet sich im Baugewerbe. Über Jahrzehnte war der Umgang mit nassem Zement die wichtigste und häufigste Ursache einer Kontaktallergie gegen Chromat. Durch den Zusatz von Eisen-II-sulfat zum Zement kann jedoch der Anteil des allergologisch relevanten sechswertigen Chroms (Cr(VI); Chromat) zugunsten von dreiwertigem Chrom (Cr(III)), welches nur schlecht durch die Epidermis penetriert, reduziert werden [17]. Der auf diese Weise hergestellte Chromat-arme Zement enthält weniger als 2 ppm Cr(VI). Seit dem Jahr 2000 gibt es in Deutschland eine Branchenvereinbarung, nach der aller Zement, der mit den Händen verarbeitet wird, in diesem Sinne Chromat-arm sein soll. Im Jahr 2005 trat zudem die EU-Richtlinie 2003/53/EC in Kraft, nach der händisch verarbeiteter Zement oder entsprechende zementhaltige Produkte nicht vermarktet und verwendet werden dürfen, wenn die Trockenmasse des Zementanteils mehr als 2 ppm Cr(VI) enthält [17].

Hautbelastende Tätigkeiten oder Gefahrstoffe sollten möglichst eliminiert werden

Für den deutschsprachigen Raum konnte gezeigt werden, dass die Quote von Chromat-Sensibilisierungen bei Maurern, Fliesenlegern und Betonarbeitern mit Berufsdermatose von 43 % in den Jahren 1994 bis 1996 auf 15 % in den Jahren 2009 bis 2011 zurückging, wobei auch Altsensibilisierungen erfasst wurden. Bei Beschäftigten, die ihre Tätigkeit erst nach der Einführung von Chromat-armem Zement durch die Branchenvereinbarung im Jahr 2000 aufgenommen hatten, fand sich ein signifikant geringeres Sensibilisierungsrisiko [15].

Neben derartigen primärpräventiven Ansätzen, die auf den Schutz einer größeren Gruppe abzielen, kann auch besonders im Rahmen der sekundären Prävention bei bereits manifestem Handekzem im Einzelfall die Meidung eines Allergens und/oder einer irritativen Einwirkung für den Verlauf entscheidend sein. Dies gilt sowohl für den Privatbereich als auch für den Arbeitsplatz. Beispiele hierfür sind die Meidung von irritierenden Hautreinigungsmaßnahmen (z. B. Bürsten, reibemittelhaltige Pasten, Lösemittel) oder der Austausch von Produkten, die im speziellen Einzelfall für das Handekzem relevante Allergene enthalten (z. B. Schutzhandschuhe, Pflegeprodukt oder besondere Berufsstoffe wie Kühlschmierstoffe oder Desinfektionsmittel). In einigen Fällen kann eine vollständige Kontaktmeidung nur durch eine innerbetriebliche Umsetzung oder eine Beendigung der beruflichen Tätigkeit gewährleistet werden. Teilweise ist jedoch auch eine Reduktion der Hautbelastungen (z. B. Reduktion der Handwaschfrequenz) ausreichend.

Technische und organisatorische Maßnahmen

Falls eine vollständige Elimination eines Gefahrstoffs nicht möglich ist, sind technische Maßnahmen zur Reduktion der Exposition angezeigt. Hierzu zählen z. B. am Arbeitsplatz die Automatisierung von Arbeitsprozessen oder Installation von Absaugungsanlagen. Auch sog. Non-Touch-Techniken (z. B. Verwendung von Gabeln, Zangen) können in manchen Situationen den direkten Hautkontakt zu Gefahrstoffen verhindern. Durch organisatorische Maßnahmen können gefährdende Tätigkeiten gleichmäßig verteilt werden, um die Belastung des Einzelnen zu reduzieren [24]. Darüber hinaus sind derartige Maßnahmen sinnvoll, wenn sich gefährdende und nicht gefährdende Tätigkeiten abwechseln, damit der Zeitraum der kontinuierlichen Einwirkung begrenzt wird.

Persönliche Schutzausrüstung

Im Rahmen der Verhaltensprävention kommt der persönlichen Schutzausrüstung (z. B. Schutzhandschuhe, Hautmittel) eine besondere Bedeutung zu. Diese ist angezeigt, wenn keine vollständige Elimination der Exposition zu einer gefährdenden Substanz möglich ist. Gemäß Arbeitsschutzgesetz ist der Arbeitgeber verpflichtet, bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen eine geeignete Schutzausrüstung zur Verfügung zu stellen und die Beschäftigten in deren Anwendung zu unterweisen. Wichtige Vorgaben zum Einsatz der persönlichen Schutzausrüstung und zum korrekten Hautschutzverhalten werden zudem durch Hautschutzpläne vermittelt. Am Arbeitsplatz sollte die persönliche Schutzausrüstung nach sorgfältiger Gefährdungsbeurteilung ausgesucht und für die spezifischen Gefährdungen geeignet sein [45]. Dabei ist zu beachten, dass eine ungeeignete Schutzausrüstung oder der falsche Gebrauch einer geeigneten Schutzausrüstung zur Entstehung oder Verschlimmerung eines Handekzems oder zu anderen Gesundheitsgefahren führen kann. In Tab. 3 werden praktische Empfehlungen zur Verwendung der persönlichen Schutzausrüstung zusammengefasst.

Tab. 3 Empfehlungen zur Verhaltensprävention beim Handekzem

Schutzhandschuhe

Schutzhandschuhe dienen dem Schutz vor Gefahrstoffen oder Feuchtigkeit [45]. Darüber hinaus wird durch diese die Verschmutzung der Hände verhindert oder verringert. Dadurch können ggf. auch die Handwaschfrequenz oder der Einsatz aggressiver Hautreinigungsmethoden und damit einhergehende irritative Einwirkungen an den Händen reduziert werden. Schutzhandschuhe dienen nicht nur am Arbeitsplatz dem Schutz der Hände, sondern auch im Alltag (z. B. im Haushalt oder bei Gartenarbeiten). Die Permeationszeiten und die Degradation von Handschuhen sollten stets beachtet werden [45]. Schutzhandschuhe können sich aber auch negativ auf den Hautbefund an den Händen auswirken und zur Entstehung von irritativen oder allergischen Kontaktekzemen führen oder beitragen [18]. Insbesondere das Tragen flüssigkeitsdichter Handschuhe sollte auf ein Minimum reduziert werden, da das einhergehende Schwitzen zu einem Feuchtigkeits- und Wärmestau (Okklusionseffekt) mit Mazeration und erhöhter Irritabilität der Haut an den Händen führen kann. Dies begünstigt die Entstehung irritativer Kontaktekzeme, insbesondere bei langen Handschuhtragezeiten oder zusätzlicher Irritation der Haut durch z. B. Detergenzien [13, 35]. Gerade bei längeren Tragezeiten wird daher zur Minderung des Okklusionseffekts die Verwendung von Baumwollunterziehhandschuhen und deren regelmäßiger Wechsel bei Durchfeuchtung empfohlen [45]. Problematisch können auch Allergene in Schutzhandschuhen sein, die zu einem allergischen Kontaktekzem (z. B. Thiurame, Dithiocarbamate, Mercaptobenzothiazol-Derivate) oder einer Kontakturtikaria (z. B. Latex) an den Händen führen können [2, 16]. Bei der Handschuhauswahl sind daher vorbekannte Sensibilisierungen zu beachten.

Hautmittel

Neben den Schutzhandschuhen gehören zum Hautschutzkonzept am Arbeitsplatz auch die beruflichen Hautmittel. In Deutschland werden hierzu in der Regel Hautschutz‑, Hautpflege- und Hautreinigungsprodukte gezählt, die im Sinne eines sog. „Drei-Säulen-Modells“ in Kombination eingesetzt werden [14].

Hautschutzpräparate

Folgende Eigenschaften werden Hautschutzpräparaten zugeschrieben:

  • Verringerung von Hautirritation durch Arbeitsstoffe,

  • Stabilisierung der Hautbarriere bei Feuchtbelastungen,

  • erleichtertes Entfernen von Verschmutzungen und damit verminderter Bedarf an aggressiven Reinigungsprozessen [14].

Die wissenschaftliche Evidenz bezüglich der Wirksamkeit von Hautschutzpräparaten ist allerdings begrenzt, und es sollte immer bedacht werden, dass ein Hautschutzpräparat die Schutzfunktion eines Handschuhs nicht ersetzten kann [14, 21, 26]. In einer prospektiven Interventionsstudie mit 1020 Metallarbeitern wurde die Effektivität von Hautschutz- und Hautpflegeprodukten vergleichend untersucht. Während es in der Kontrollgruppe zu einer signifikanten Verschlechterung des Hautbefundes kam, war in der Gruppe, die gemäß der gängigen Empfehlung sowohl Hautschutz- als auch Hautpflegeprodukte verwendete, die größte Verbesserung des Hautbefundes zu verzeichnen, gefolgt von der Gruppe, die nur Hautschutzpräparate und kein Hautpflegeprodukt zur Verfügung hatte [22]. Experimentelle Untersuchungen zeigen jedoch auch, dass Hautschutzpräparate keinen generellen Schutz vor irritativen Einwirkungen bieten und dass die Wirksamkeit von der aufgetragenen Menge abhängt [27, 28]. Trotz der eingeschränkten Evidenz wird das Auftragen eines Hautschutzpräparates vor hautbelastenden Tätigkeiten empfohlen [14, 21].

Hautreinigung und Händedesinfektion

Die Händereinigung dient zur Entfernung von Gefahrstoffen von der Haut. Durch das Händewaschen werden jedoch auch Hautfette aus der Haut herausgelöst, wodurch die Hautbarrierefunktion geschädigt wird. Aus mehreren Untersuchungen ist bekannt, dass eine hohe Handwaschfrequenz einen Risikofaktor für die Entstehung von Handekzemen darstellt [18, 20, 39]. Ein übermäßiges Händewaschen sollte daher vermieden werden, ebenso die Verwendung von Bürsten oder reibemittelhaltigen Reinigungsprodukten, die Hautreinzungen verursachen können [1, 12, 14]. Stattdessen empfiehlt sich der Einsatz von milden Reinigungsprodukten mit einem optimalen pH-Wert (pH 5,5), um dadurch eine möglichst schonende Hautreinigung zu gewährleisten.

Ein übermäßiges Händewaschen sollte vermieden werden

Im Gesundheitswesen oder der Nahrungsmittelverarbeitung kann die Handwaschfrequenz auch dadurch reduziert werden, dass in vielen Situationen stattdessen eine Händedesinfektion durchgeführt wird [1, 12, 14]. Dies ist nicht nur wegen der Keimreduktion sinnvoll, sondern auch, weil Händedesinfektionsmittel die Haut weniger irritieren als die Händereinigung mit Seifenprodukten [23, 25]. Eine hohe Anwendungsfrequenz von Händedesinfektionsmitteln ist entsprechend nicht mit dem Auftreten von Handekzemen assoziiert [18, 39].

Hautpflege

Hautpflegeprodukte werden sowohl zur Therapie als auch zur Prävention des Handekzems eingesetzt. Als Bestandteil therapeutischer Maßnahmen bei bestehendem Handekzem oder aber auch zur Nachbehandlung nach klinischer Abheilung akuter ekzematöser Hauterscheinungen wird der Einsatz von Hautpflegeprodukten auch als Basistherapie bezeichnet [9]. Die Verwendung von Hautpflegeprodukten soll der Unterstützung und Regeneration der Hautbarriere einschließlich Rückfettung und Verbesserung der Hautfeuchtigkeit dienen. Diese sollten daher regelmäßig angewandt werden, insbesondere nach der Arbeit [1, 11, 12, 14]. Vor oder während der Arbeit sollten keine Pflegeprodukte mit Inhaltsstoffen eingesetzt werden, die potenziell die Penetration von Allergenen oder Irritanzien fördern (z. B. Urea) [14].

Gesundheitspädagogische Intervention

Auf der Ebene der primären Prävention, aber auch bei bereits manifesten Handekzemen sind Maßnahmen angezeigt, die auf Gesundheitsgefahren hinweisen und zur korrekten Durchführung von Schutzmaßnahmen beitragen (z. B. Informationsmaterial, Schulungen). Gesundheitserziehung verbessert die Wahrnehmung von Risiken und vermittelt Wissen über die Erkrankung und deren Prävention [1, 24]. Darüber hinaus fördert sie Eigenverantwortlichkeit und das individuelle Gesundheitsbewusstsein und motiviert zur Optimierung des persönlichen Hautschutz- und Hautpflegeverhaltens. Mehrere Studien belegen die Effektivität gesundheitspädagogischer Interventionen in der Prävention beruflich bedingter Handekzeme [8, 19, 46]. Gesundheitserziehung sollte in Risikoberufen möglichst frühzeitig erfolgen, möglichst schon im Sinne einer primären Prävention während der Ausbildung (z. B. durch Berufsschulen, Arbeitgeber). Im Rahmen der sekundären und tertiären Prävention sind hieran insbesondere auch die Unfallversicherungsträger beteiligt [11, 31].

Prävention des beruflich bedingten Handekzems

Nach §1 Nr. 1 SGB (Sozialgesetzbuch) VII ist die zentrale Aufgabe der Unfallversicherungsträger, mit allen geeigneten Mitteln Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren zu verhüten. In Deutschland wurden daher Maßnahmen zur Prävention von Berufsdermatosen und damit insbesondere des beruflich bedingten Handekzems konzipiert und in das regelhafte Versorgungsangebot der gesetzlichen Unfallversicherungsträger übernommen. Hierbei handelt es sich insbesondere um Maßnahmen der sekundären und tertiären Individualprävention, die seitens der Unfallversicherungsträger gemäß dem Verfahren Haut gestuft im Sinne der Verhältnismäßigkeit des Mitteleinsatzes veranlasst werden [31]. Bei Anhalt für ein beruflich bedingtes Handekzem sollte – bei Vorliegen des erforderlichen Einverständnisses des Betroffenen – eine Meldung mittels Hautarzt-Erstbericht (Formular F6050: Hautarztbericht – Einleitung Hautarztverfahren/Stellungnahme Prävention) an den Unfallversicherungsträger erfolgen, wodurch das Hautarztverfahren eingeleitet wird. Erst durch die Meldung erhält der Unfallversicherungsträger Kenntnis von dem Verdacht des Vorliegens einer berufsbedingten Hauterkrankung und kann Individualpräventionsmaßnahmen zur Verhinderung der Entstehung einer BK-Nr. 5101 gemäß § 3 BKV (Berufskrankheiten-Verordnung) initiieren. Den Betroffenen wird dann seitens des Unfallversicherungsträgers u. a. die Teilnahme an einer ambulanten Hautschutzschulung angeboten, zumeist in Form eines sog. SIP(sekundäre Individualprävention)-Seminars. Neben einer gesundheitspädagogischen Intervention mit Auswahl geeigneter Schutzmaßnahmen (u. a. Schutzhandschuhe) erfolgen dabei auch eine fundierte berufsdermatologische Untersuchung und Beratung. Es konnte gezeigt werden, dass durch derartige Seminare bei den Betroffenen das Wissen zu berufsbedingten Hauterkrankungen und das Hautschutzverhalten verbessert werden sowie die Schwere der Handekzeme nachlässt [3, 41,42,43,44]. Wie eine 5‑Jahres-Nachbeobachtung bei Friseuren belegt, haben derartige Seminare zudem einen signifikanten positiven Effekt auf den Berufsverbleib [46].

SIP-Seminare verbessern das Wissen zu berufsbedingten Hauterkrankungen und das Hautschutzverhalten

Bei einem schweren, ambulant therapieresistenten, beruflich bedingten Handekzem steht auf der Ebene der tertiären Individualprävention (TIP) das Angebot eines interdisziplinären, modifizierten stationären Heilverfahrens zur Verfügung [29]. Im Rahmen eines 3‑wöchigen stationären Aufenthaltes in einer berufsdermatologischen Schwerpunktklinik erfolgen neben einer erweiterten Diagnostik und stadiengerechten Therapie intensivierte gesundheitspädagogische und -psychologische Interventionen. Die dabei individuell erarbeiteten Hautschutzmaßnahmen werden unter ergotherapeutischer Begleitung erprobt. Es folgt eine 3‑wöchige nachstationäre Phase der Arbeitskarenz unter ambulanter hautfachärztlicher Begleitung am Heimatort im Rahmen des § 3 BKV. Im Anschluss wird die berufliche Tätigkeit mit meist gebessertem und stabilisiertem Hautbefund unter optimierten Hautschutzbedingungen wieder aufgenommen. In einer prospektiven Multicenterkohortenstudie an 1788 Patienten konnte im Zuge einer bis zu 5‑jährigen Nachverfolgung gezeigt werden, dass dieses Maßnahmenprogramm effektiv ist: So erfolgte eine Aufgabe der beruflichen Tätigkeit trotz schwerer Berufsdermatose über den langjährigen gesamten Beobachtungszeitraum lediglich in rund einem Viertel der Fälle bei signifikanter Minderung der Arbeitsunfähigkeitstage. Zudem ließen sich die Schwere der Hauterscheinungen und nebenwirkungsreiche Therapien deutlich reduzieren, begleitet von einer signifikanten Steigerung der Lebensqualität der Betroffenen [6, 30, 33, 40]. Diese Maßnahmenangebote stehen allen Versicherten in der Bundesrepublik offen; die jeweilige Indikation kann seitens der behandelnden Hautärztin bzw. des behandelnden Hautarztes unkompliziert durch entsprechendes Ankreuzen im Hautarztberichtsformular dem zuständigen Unfallversicherungsträger mitgeteilt werden [32].

Fazit für die Praxis

  • Es stehen verschiedene Maßnahmen auf allgemeiner und individuell-persönlicher Ebene zur Prävention des Handekzems zur Verfügung. Diese sollen insbesondere irritative oder allergische Kontaktekzeme verhindern.

  • Hierfür müssen zunächst berufliche und/oder außerberufliche Auslöser identifiziert werden, um nachfolgend relevante Expositionen zu reduzieren oder zu eliminieren.

  • Wichtige Präventionsansätze sind gesetzliche Regelungen, technische und organisatorische Maßnahmen sowie die korrekte Verwendung einer adäquaten persönlichen Schutzausrüstung (z. B. Schutzhandschuhe). Gesundheitspädagogische Interventionen verbessern das individuelle Hautschutzverhalten.

  • Für das beruflich bedingte Handekzem steht in Deutschland ein komplexes, abgestuftes Präventionskonzept zur Verfügung, das seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt wird.