Zusammenfassung
Zur Erklärung der größenordnungsmäßigen Diskrepanz zwischen der theoretischen und der technischen Zerreißfestigkeit pflegt man anzunehmen, daß unsichtbare Materialfehler bzw. (bei Kristallen) Unregelmäßigkeiten des Gitters für die Herabsetzung der theoretischen Festigkeit verantwortlich sind. Es waren jedoch in keinem Falle eindeutige Anhaltspunkte dafür bekannt, ob es sich hierbei um. Oberflächenrisse handelt oder um innere Materialfehler, insbesondere um „Lockerstellen“, die nach der Lockerstrukturhypothese eine wesentliche Eigenschaft der Realkristalle darstellen sollen. — Zur Prüfung dieser Frage wurden breitere Glimmerblättchenmit Hilfe von schmalen Klemmen so zerrissen, daß der Rand spannungsfrei geblieben ist; dabei wurden Spannungen erreicht, die die übliche technische Festigkeit des Glimmers um das Zehnfache übertreffen und deren Maximalwert von etwa 32000 kg/cm2 die höchste bei kristallinen Stoffen bisher beobachtete Zugfestigkeit ist. Die übliche technische Zugfestigkeit des Glimmers ist also nicht durch innere „Lockerstellen“, sondern durch Risse an den Blatträndern bedingt.— Zerreißt man andererseits in der üblichen Weise schmale Glimmerbänder (deren Ränder also unter Spannung stehen), so erweist sich nicht nur die Zerreißfestigkeit, sondern auch die Art des Zerreißens als von der Randbesohaffenheit abhängig; sowohl hier, als auch beim Zerreißen mit der erwähnten Randentlastung kann man das Auftreten und die Wirkungsweise von Oberflächenrissen unmittelbar beobachten.
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Ich freue mich sehr, an dieser Stelle Herrn Prof. Dr. R. Becker, der die Entstehung dieser Arbeit ermöglicht hat, herzlichst danken zu können. Die Arbeit wurde im Mineralogischen Institut der Technischen Hochschule Berlin ausgeführt; dem Vorstand des Instituts, Herrn Prof. Dr. W. Schmidt und seinen Mitarbeitern möchte ich für ihre Gastfreundlichkeit und wertvolle Unterstützung herzlichst danken.
Der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft danke ich bestens für die Überlassung des Schopperapparates.
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Orowan, E. Die Zugfestigkeit von Glimmer und das Problem der technischen Festigkeit. Z. Physik 82, 235–266 (1933). https://doi.org/10.1007/BF01341490
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