Zusammenfassung
Nur selten sind bislang Bilder als Quellen für soziologische Erkenntnisse herangezogen worden. Der ,Pictorial Turn‘ in der Geschichtswissenschaft scheint die Soziologie noch nicht erreicht zu haben. Auf den ersten Blick erscheint dies plausibel, befasst sich die Soziologie doch in der Hauptsache mit der Gegenwart, und die können sich Soziologen bei Bedarf selbst ansehen und müssen nicht auf Bilder zurückgreifen wie die Geschichtswissenschaft. Soziologen können sich selbst ,ein Bild machen‘, um ,im Bilde‘ zu sein, so könnte man argumentieren. Gewiss spricht einiges für eine solche Argumentation, wenngleich sie etwas zu kurz greift und deshalb ein zweiter Blick gut tut. Es trifft zwar zu, dass die jeweilige Gegenwart im Zentrum der Soziologie steht, aber was heißt das für die Bedeutung der Vergangenheit? Ist das Gestern noch Gegenwart? Endet die Geschichte erst vor einem Jahr oder vor 20 Jahren oder wann sonst? Alles Vergangene ist aber nicht mehr sichtbar, nicht mehr selbst erlebbar – und das gilt für jeden Moment. Die Gegenwart ist streng genommen nicht ausgedehnt, Geschichte reicht offenbar immer an diesen Moment heran. Hinzu kommt ein Weiteres: Alles, was (in der Gegenwart) existiert, ist entstanden, hat Zeit gebraucht; seine Ursachen, Bedingungen, Gründe liegen in der Vergangenheit, teils nur kurz, teils aber auch sehr weit – das können tausend und mehr Jahre sein – zurückliegend. Wir können die Gegenwart nicht ohne Rückgriff auf die Vergangenheit erklären oder verstehen. Das mit der Differenz von Geschichte und Gegenwart operierende Argument zieht also nur begrenzt.
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Literatur
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Alle Abbildungen stammen aus dem Archiv des Verfassers. Copyright für Abbildung 1 und Abbildung 5: VG Bild-Kunst, Bonn 2008.
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Türk, K. (2010). Bilder als arbeitssoziologische Quellen. In: Böhle, F., Voß, G.G., Wachtler, G. (eds) Handbuch Arbeitssoziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92247-8_33
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Print ISBN: 978-3-531-15432-9
Online ISBN: 978-3-531-92247-8
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