Zusammenfassung
Jürgen Habermas spricht berühmterweise von einem zwanglosen Zwang des besseren Arguments. Das gnomische Orakel, das schon verbal die Form einer Katachrese, eines offenbaren Widerspruchs, annimmt, reiht sich ein in eine ehrwürdige Tradition. Zu dieser gehört auch der Gemeinplatz, dass Reden, zumindest während der Zeit des Streitgesprächs, weniger gefährlich für Leib und Leben ist als der kriegerische Kampf, auch wenn, andererseits, die schrecklichsten Kriege als die Fortsetzung offensichtlich unzureichender politischer Argumente mit anderen Mitteln zu begreifen sind. Daraus ergibt sich die Brisanz der Frage, was denn ein schlechtes, was ein gutes, ein schlüssiges oder nicht hinreichendes, überhaupt was ein schlechteres oder besseres Argument sein könnte, und wie uns angeblich oder wirklich bessere Argumente auf zwanglose Weise zu etwas zwingen können, also nicht etwa in der Form eines Angebots einer Mafia, das wir nicht ablehnen können. Hinzu kommt die verstörende Beobachtung gerade auch von französischen Intellektuellen wie Michel Foucault, dass die Einforderung vernünftigen Denkens immer auch so klingt, als sollten Leute, die unsere Argumente nicht anerkennen, als unfähig, unwillig oder böswillig ausgezeichnet und also ausgesondert werden.
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Stekeler-Weithofer, P. (2015). Überzeugungsarbeit Was ist überhaupt ein Argument?. In: Kaube, J., Laakmann, J. (eds) Das Lexikon der offenen Fragen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05468-5_81
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-05468-5
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