Zusammenfassung
Die Verwendung der Theater-Analogie ist im Feld des Sports schon seit langen populär und wird im Zeitalter des Mediensports mitunter geradezu inflationär verwendet. Das Stadion erscheint so als Bühne oder gleich als Opernhaus, die Trainer geben Regieanweisungen, die Athletinnen und Athleten haben ihre Auftritte, werden ihrer Rolle gerecht (oder auch nicht), agieren für die Galerie, lassen sich gar zu Statisten degradieren oder schauspielern. Und am Ende stehen die Sieger im Rampenlicht und die notorischen Verlierer verschwinden in der Versenkung. Da überrascht es kaum, wenn Sportjournalisten beispielsweise Fußballspiele gleich als Dramen, Auto- und Radrennen als Epen, das Krisenmanagement von Vereinspräsidenten als (Schmieren-)Komödie, eine sportliche Niederlage als Tragödie und Olympische Spiele als Gesamtkunstwerk einordnen. Aber nicht nur die mediale Berichterstattung und die gesellige Konversation über den Spitzensport orientieren sich an diesem Modell, sondern der Sport selbst spielt schon seit den Zeiten der antiken Körperkultur immer auch Theater und liefert gerade in der Gegenwart unaufhörlich Beispiele mit denen sich die These von der „Inszenierungsgesellschaft“ (Willems/Jurga 1998) exemplarisch illustrieren lässt. Mitverantwortlich hierfür ist sicherlich der Umstand, dass für den Sport sowohl die Ästhetik des körperlichen Tuns, das leibhaftige Eingehen von Wagnissen und die Unmittelbarkeit der Situation als auch vielfältig miteinander verwobene Prozesse der Bedeutungsbildung und der Repräsentation konstitutiv sind.
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Schwier, J., Schauerte, T. (2009). Die Theatralisierung des Sports. In: Willems, H. (eds) Theatralisierung der Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91442-8_18
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