Auszug
Man kann nicht immer gewinnen. Das gilt sogar für David Beckham. Nachdem der britische Ballzauberer im Achtelfinale der WM 1998 wegen eines Revanchefouls an dem Argentinier Diego Simeone vom Feld geschickt worden war und die Engländer das Spiel schließlich im Elfmeterschießen 6:5 verloren hatten, fiel der Fußballgott ziemlich unsanft vom Olymp. Es heißt, die Sun habe seinerzeit mit der überschrift „Zehn Helden und ein Idiot“ getitelt, angetrunkene Familienväter hätten vor den Pubs Strohpuppen, die mit Beckhams Nationaltrikot bekleidet waren, verbrannt, und ein Londoner Metzger soll sogar den abgeschnittenen Kopf eines Schweins verziert mit Beckhams Namen im Schaufenster drapiert haben: „Wenn Beckham herumhorchte, was die Leute von ihm hielten, war die Auswahl: Verräter, Schwuchtel“ (Hüetlin, 2003, S. 61). Die Angriffe auf seine Männlichkeit verdankte der Mittelfeldspieler freilich nicht seiner Ruppigkeit auf dem grünen Rasen, sondern vielmehr seinem extravaganten Kleidungsstil. So ging im Sommer 1998 ein Urlaubsfoto von Beckham und der Popsängerin Victoria Adams (aka Posh Spice) durch die Presse, das den Fußball-Heroen in einen Sarong gehüllt zeigte. Kleidungsstücke im Stil langer bunter indonesicher Damenröcke aber betrachteten in Großbritannien weder Fans noch Presse als angemessene Garderobe für einen wirklich harten Hund und begannen deshalb kurzerhand mit der symbolischen Entmannung ihres teuersten Profikickers. Nach Ansicht von Whannel (2001, S. 140) haben Beckham damals solche Tabubrüche der bodenständig konservativen Arbeiter-Fußballkultur mindestens so geschadet wie seine mangelhafte Moral auf dem Spielfeld. „Part of the terrace hostility to Beckham can be related to the fear of emasculation engendered by a public figure who strays beyond the rigid version of masculinity favoured in English football culture. The suggestion is that Victoria dominates him; that his clothes are chosen by her; that this is un-masculine; that he looks like a prat; a wally, and that he is not too bright. [...] The popular press was constructing Beckham as feminized and emasculated“ (Whannel, 2002, S. 141).
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