Auszug
Sowohl die — mediendidaktisch motivierte — instrumentelle Nutzung als auch die — medienerzieherisch motivierte — inhaltliche Auseinandersetzung mit digitalen Medien ist inzwischen in vielen Lehrplänen und Curricula als eine wichtige Aufgabe von Schule festgehalten (Herzig 2002: 15ff.). Die Begründungen hierfür sind unterschiedlich. Hawkridge identifizierte vier populäre Begründungsmuster, die in vielen Fällen auch heute noch anzutreffen sind (1990: 1f.):
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Die gesellschaftliche Begründung (social rationale): Sie beruht auf der Annahme, dass Kinder und Jugendliche in der Schule auf eine Welt vorbereitet werden müssen, die zunehmend von neuen Medien durchdrungen wird. Im Sinne einer Kulturtechnik müssen auch in diesem Bereich eine entsprechende Medien-Bildung und Medien-Erziehung stattfinden.
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Die berufsbezogene Begründung (vocational rationale): Neben der gesellschaftlichen Bedeutung komme den digitalen Medien eine enorme Bedeutung im beruflichen Sektor zu. Die Veränderung der Gesellschaft hin zu einer Informations- oder Wissensgesellschaft, in der Wissen einen Produktionsfaktor darstellt, erfordere auch die Ausbildung der Heranwachsenden im Umgang mit grundlegenden Computeranwendungen.
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Die pädagogische Begründung (pedagogical rationale): In dieser Argumentationslinie wird auf die Möglichkeiten der Veränderung des Lernens, der Entwicklung einer neuen Lernkultur und der Verbesserung von Lernergebnissen hingewiesen.
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Die ‚katalytische ‘Begründung (catalytic rationale): Neue Medien, so wird im Kontext dieser Begründungsvariante argumentiert, haben auch Wirkungen auf die Veränderung von Institutionen und ihrer Mitglieder. In der Schule können digitale Medien eine katalytische Wirkung im Rahmen der Schulentwicklung entfalten. Veränderungen in der Unterrichtskultur sind damit ebenso angesprochen wie administrative Entwicklungen oder die Öffnung der Schule nach außen.
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Herzig, B. (2008). Schule und digitale Medien. In: Sander, U., von Gross, F., Hugger, KU. (eds) Handbuch Medienpädagogik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91158-8_74
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