Auszug
In den ersten 20 Jahren des 19. Jahrhunderts wurden in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich, England und Spanien zahlreiche Schulen und Institute gegründet, denen eine unterschiedliche Lebensdauer beschieden war, die sich aber alle mit dem Kennzeichen „Pestalozzi“, „pestalozzisch“ oder „nach Pestalozzischem Vorbild“ schmückten. Dieses Attribut wurde nicht nur von den Organisationen selber gebraucht, sondern in der einschlägigen Literatur auch Personen oder Organisationen zugeschrieben, ohne dass genau formuliert wurde, woran es sich festmachen lässt. Beliebt sind etwa Formulierungen wie „Schule nach Pestalozzischem Vorbild“, „Umsetzung der Pestalozzischen Methode im Unterricht“ oder „Anhänger der Pestalozzischen Methode“. Unklar bleibt bei diesen Bezeichnungen meist, was genau damit gemeint ist. Inwiefern unterscheidet sich eine Schule „nach Pestalozzischem Vorbild“ von einer anderen Schule, nicht nach Pestalozzischem Vorbild? Was bedeutet „Umsetzung der Pestalozzischen Methode im Unterricht“? Ist damit gemeint, dass die Schüler und Schülerinnen nach dem Buch der Mütter einzelne Buchstaben, dann einzelne Silben und anschließend einzelne Worte im Chor laut nachsprechen? Oder dass zuerst Zeichenübungen gemacht, bevor einzelne Buchstaben schreiben gelernt werden?
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Literatur
Froning, R. (1903): Geschichte der Musterschule. In: Festschrift zur Hundertjahrfeier der Musterschule (Musterschule-Elisabethenschule) in Frankfurt/M. 1803–1903. Frankfurt/M., 35–156.
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Quellen
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Gruner, G. A. (1806b): Noch ein Wort zur Empfehlung der kräftigeren namentlich der Pestalozzischen Weise in der Behandlung und im Unterrichte der Jugend. Mit Hinsicht auf die Hindernisse, welche ihr in Lehranstalten und Schulen entgegenstehn. Ein Nachtrag der Erfahrung zu den Briefen aus Burgdorf. Frankfurt/M.
Gruner, G. A. (1808): Nachtrag zu der in der Einladungsschrift zu der letzten öffentlichen Prüfung gegebenen Beschreibung der Musterschule, samt einer Beantwortung der Frage: in wie ferne diese Anstalt bisher ihrem Zwecke entsprochen habe, jetzt entspreche und künftig entsprechen werde. Eine Einladungsschrift zu der auf den 20., 21., 22., 23., 24sten Junius festgesetzten öffentlichen Prüfung in dieser Anstalt. Frankfurt/M.
Gruner, G. A. (1809): Johann Friedrich Köhlein’s, Lehrers an der Musterschule Leben, Character und Verdienste. Eine Einladungsschrift zu der auf den 26. 27. 28. 29. und 30ten Junius festgesetzten öffentlichen Prüfung in der Musterschule. Frankfurt/M.
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Köhlein, J. F. (1803): 128 Rechentafeln für Stadt-und Landschulen und zum Privatunterrichte. Frankfurt/M.
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Soyaux, F. A. W. R. (1803): Pestalozzi, seine Lehrart und seine Anstalt. Leipzig.
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Horlacher, R. (2008). Kopie, Adaption oder Label? Die Pestalozzische Musterschule in Frankfurt und ihr Burgdorfer Vorbild. In: Göhlich, M., Hopf, C., Tröhler, D. (eds) Persistenz und Verschwinden. Persistence and Disappearance. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91125-0_15
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