Zusammenfassung
Kinder kommen bereits als sozial ungleiche Personen zur Welt. Anders gesagt: Als ungleich kommt man schon deswegen zur Welt, weil man es als Kind tut. Der Fall ist dies nicht allein wegen der vermeintlichen Individualität von Kindern, wie es ein (früh-)pädagogisch-romantisierender Blick auf Kinder und Kindheit nahe legt, sondern weil Kinder als Nicht-Erwachsene in die Welt eintreten. Von Anbeginn von Erwachsenen unterschieden zu sein, dafür garantieren bereits vor der Geburt eine Vielzahl gesellschaftlicher Institutionen und Professionen. Die biologische Tatsache der Entwicklung ist damit von vorne herein eine, die nur als soziale Tatsache zu existieren beginnt. Sie ist in diesem Sinne kein Wesensmerkmal, sondern eine Differenz (Nemitz 1996, 2001; Luhmann 1991), nämlich die Differenz, die sich aus der unablässigen Unterscheidung von Kindern und Erwachsenen ergibt. Pointierter formuliert: Kinder sind, was sie sind, nur weil sie sind, was sie nicht sind, nämlich Erwachsene.
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Die Studie „Betreuungswirklichkeit und Bildungswirklichkeit – Die Pädagogik der ‚Maison Relais pour Enfants’ (MRE)“ wird von der Forschungsachse „Early Childhood: Education and Care“ der Universität Luxemburg durchgeführt und mit Mitteln aus dem Forschungsfonds der Universität sowie des luxemburgischen Ministère de la Famille et de l’Intégration gefördert (Laufzeit: 08/2009-12/2012).
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Neumann, S. (2013). Kindheit und soziale Ungleichheit. Perspektiven einer erziehungswissenschaftlichen Kindheitsforschung. In: Siebholz, S., Schneider, E., Schippling, A., Busse, S., Sandring, S. (eds) Prozesse sozialer Ungleichheit. Studien zur Schul- und Bildungsforschung, vol 40. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18988-8_12
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