Zusammenfassung
In der Fragestellung, welche Gleichheiten in der modernen Gesellschaft unbedingt gelten sollten und welche Ungleichheiten problematisch und daher möglichst zu beseitigen sind, steckt die Aufforderung zu einer umfassenden normativen Selbstvergewisserung der soziologischen Ungleichheitsforschung. Sie hat dabei vor allem zu klären, in welchem normativen Referenzrahmen ihre empirischen Untersuchungen und theoretischen Konzepte zu verankern wären. An externe Instanzen kann die Ungleichheitssoziologie diese Aufgabe nicht delegieren. So ist es nicht Sache der Politik, die soziologische Forschung auf Ungleichheitsprobleme hinzuweisen. Vielmehr sollte die Soziologie umgekehrt die politischen Entscheidungsinstanzen erreichen. Auch der Gang zur normativen Theorie löst das Problem nicht, sondern reformuliert es lediglich auf einer anderen Ebene: Angesichts der Vielzahl widerstreitender philosophischer Positionen müsste die Ungleichheitsforschung (vgl. Koller, in diesem Band, S. 49–71) dann begründen, warum sie sich ein spezifisches normatives Paradigma zu Eigen macht und damit andere Perspektiven verwirft, aus denen sich auch andere Forschungsfragen ergeben würden.
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Neckel, S., Dröge, K., Somm, I. (2004). Welche Leistung, welche Leistungsgerechtigkeit?. In: Berger, P.A., Schmidt, V.H. (eds) Welche Gleichheit, welche Ungleichheit?. Reihe „Sozialstrukturanalyse“, vol 20. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-81025-0_7
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