Zusammenfassung
Im Mittelpunkt einer Betrachtung über die landwirtschaftliche Interessenvertretung in Deutschland muss selbstverständlich der Deutsche Bauernverband (DBV) stehen. Nach dem Ende des NS-Reichsnährstandes bewusst als „berufsständischer Einheitsverband“ aufgebaut, zählt der DBV auch heute noch über 80 Prozent aller Bauern zu seinen Mitgliedern. Seinen beinahe schon legendären Ruf als Beispiel für eine „besonders starke Lobby-Organisation“ mag der DBV seinem oftmals massiven Auftreten und der unveränderten Höhe der EU-Agrarmittel verdanken — zur Lage der allermeisten Bauernhöfe passt dieser Ruf allerdings kaum: Jeden Tag müssen allein in Deutschland 60 Höfe aufgeben. Unter dem Druck von steigenden Kosten und sinkenden Erzeugerpreisen verschärft sich der Druck auf Einkommen und Eigenkapital dramatisch, erhöht sich auch der Zwang zum „Wachsen oder Weichen“. In Zeiten der Agrarindustrialisierung und der neoliberalen Globalisierung orientiert sich der Bauernverband immer deutlicher an den Interessen einer Minderheit von Großbetrieben und geht immer engere Bindungen mit Ernährungsindustrie und Agrobusiness ein, oft zu Lasten seiner Mitglieder. Trotzdem bleiben dem Bauernverband bisher die allermeisten Bauern als (zumeist unzufriedene) Mitglieder erhalten. Bringt die „Agrarwende“ neue Perspektiven für bäuerliche Interessen und Interessenvertretung?
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