Zusammenfassung
Technische Entwicklungen brauchen Zeit, bis sie in den Alltag von Männern und Frauen einsickern. So gab es vor 150 Jahren zwar Fahrräder, aber wenig Frauen, die darauf gefahren sind. Die männliche Öffentlichkeit störte sich nämlich an den Pluderhosen der Radfahrerinnen — hosentragende Damen galten als aufsässig. Außerdem empfahl sie den Frauen, das Dreirad zu benutzen, wiederum aus Gründen der Schicklichkeit. Dennoch fand 1868 in Bordeaux das erste Damenradrennen statt — mit Zweirädern. Der Pionier der Technikfolgenabschätzung, William Ogburn, beschrieb in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts Phänomene des Vorauseilens der Technik und des Nachhinkens der Kultur als „cultural lag“: die Kultur hinkt hinter technischen Entwicklungen her (Rammert 1993: 24). In Analogie zu diesem Hinterherhinken der Kultur hinter Technik wird es in diesem Beitrag um spezielle Formen des „cultural lag“ gehen, nämlich um „gender lags“. Gender lags sind hinter Modernisierungsanforderungen nachhinkende Geschlechterverhältnisse, genauer: geschlechtsspezifisch organisierte Strukturen, die mit Modernisierungsanforderungen nicht (mehr) Schritt halten.
Für kritische Anmerkungen und Kommentare danke ich Birgit Klözer, für permanente Provokationen und hilfreiches Nervensagen stehe ich in Christina Strobels Schuld.
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Degele, N. (2001). „Gender lag“ in der Outplacement-Beratung. In: Degele, N., Münch, T., Pongratz, H.J., Saam, N.J. (eds) Soziologische Beratungsforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11451-2_4
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