Zusammenfassung
Der transdisziplinäre Charakter gehört zu den Grundeigenschaften qualitativer Methoden, ist also kein zusätzlich hinzutretendes Merkmal. Dies hat erkenntnistheoretische Gründe: Qualitative Methoden operieren gleichsam noch unterhalb der je disziplinspezifischen Zugänge und Theoriemodelle. Als Methoden der Interpretation und Analyse überbrücken sie die Diskrepanz zwischen diesen unterschiedlichen Theoriemodellen einerseits und dem, was Gegenstand theoretischer Aussagen ist, nämlich dem Alltagshandeln, den alltäglichen Praktiken der Konstruktion und Typenbildung, andererseits. Qualitative Methoden leisten zuallererst die Re-Konstruktion alltäglicher Konstruktionen. Es geht also darum, der natürlichen, d. h. der alltäglichen, routinisierten Ordnung und der Wissensbestände derjenigen, die Gegenstand der Forschung sind, Rechnung zu tragen, und die Geordnetheit ihrer kommunikativen Regelsysteme zur Explikation zu bringen. Bereits im Alltag und nicht erst von Seiten der Forscher werden Interpretationen erbracht, Typen gebildet und Theorien konstruiert. Darüberhinaus verfugen wir alle — wie dies zuerst die Ethnomethodologen gesehen haben — bereits im Alltag über Methoden. Auch sie gilt es zu rekonstruieren oder zu explizieren.
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Literatur
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Bohnsack, R., Marotzki, W. (1998). Einleitung. In: Bohnsack, R., Marotzki, W. (eds) Biographieforschung und Kulturanalyse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09433-3_1
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