Zusammenfassung
Was berechtigt dazu, den Begriff der Sozialisation als Grundbegriff der Erziehungswissenschaft zu bezeichnen? Zum einen, daß er eine sozialwissenschaftliche Reformulierung der Erziehungswissenschaft auslöste und zum zweiten verweist „Sozialisation“ auf Grundlagen von Bildung und Erziehung, die bereits in den Anfängen pädagogischen Denkens mitschwangen. So beginnt Jean Pauls Erziehungsentwurf „Levana“ (1806) mit einer Figur der „romantischen Ironie“: Ein Pädagoge verkündet in seiner Antrittsrede, daß die geplante Erziehung gegenüber der Gesellschaft keine Wirkungen entfalten könne. Die daraus resultierende Abdankung des Pädagogen mündet in eine Abschiedsrede, in der er die Möglichkeiten der pädagogischen Gestaltung hervorhebt. Darin schwingt die Frage mit: Was vermag geplantes pädagogisches Handeln gegenüber den sozialen Einflüssen für die Herausformung der Person? Ist es gegenüber der „Sozialisation“ ohnmächtig? Oder ist die pädagogische Einwirkung selbst nur Teil der „Sozialisation“?
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Helsper, W. (2002). Sozialisation. In: Krüger, HH., Helsper, W. (eds) Einführung in Grundbegriffe und Grundfragen der Erziehungswissenschaft. Einführungskurs Erziehungswissenschaft, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05653-9_6
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